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Im Ozean der Venus

Im Ozean der Venus

Titel: Im Ozean der Venus
Autoren: Isaac Asimov
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Flamme, die erlischt.«
    »Und?« fragte Morriss verständnislos.
    »Sehen Sie es immer noch nicht? Wie konnten die V-Frösche Begriffe wie das Erlöschen einer Flamme gebrauchen? Wenn die Stimme den Eindruck erwecken will, als hätte sie noch nie einen Begriff wie ›Schiff‹ gekannt, wie kann sie dann wissen, was Feuer ist?«
    Jetzt verstanden sie alle, aber Lucky war noch nicht am Ende.
    »Die Atmosphäre der Venus besteht aus Stickstoff und Kohlendioxyd. Nichts kann in der Atmosphäre der Venus brennen. Es kann keine Flamme geben. Kein V-Frosch kann in einer Million Jahre ein Feuer gesehen haben, und keiner von ihnen kann wissen, was das ist. Selbst wenn einer in den Stadtkuppeln ein Feuer gesehen hätte, so würde er doch nicht verstehen, was das bedeutet – ebensowenig, wie sie unsere Schiffe verstehen. Ich behaupte also, daß die Gedanken, die wir empfingen, nicht von einem V-Frosch stammten, sondern von einem Menschen, der den V-Frosch nur als ›Lautsprecher‹ benutzte.«
    »Aber wie sollte das möglich sein?« fragte Turner.
    »Ich weiß nicht«, erklärte Lucky. »Ich wollte, ich wüßte es. Jedenfalls müßte der Betreffende ein Genie sein. Ein Mann, der das tun kann, müßte genau über das Funktionieren des Nervensystems und die damit verbundenen elektrischen Phänomene Bescheid wissen.«
    Lucky sah Morriss aus zusammengekniffenen Augen an. »Zum Beispiel ein Mann, der sich auf Biophysik spezialisiert hat.«
    Aller Augen richteten sich auf den Venusianer. Sein Gesicht war kalkweiß geworden.

 
16.
     
    »Wollen Sie damit ...«, brachte Morriss keuchend hervor.
    »Ich will gar nichts behaupten«, sagte Lucky leise. »Ich habe nur eine Möglichkeit angedeutet.«
    Morriss blickte sich hilflos um, und sein Blick huschte von einem Gesicht zum anderen. »Aber das ist doch absolut verrückt!« keuchte er. »Ich war es, der alles das gemeldet hat – diese – diese Schwierigkeiten, die wir hier hatten. Sie können den ursprünglichen Bericht im Hauptquartier finden. Ich habe ihn unterschrieben. Warum sollte ich den Rat hinzuziehen, wenn ich – und mein Motiv? Ein Motiv müßte ich doch auch haben.«
    Aus dem schnellen Blick, den Evans zu Turner hinüberwarf, entnahm Bigman, daß ihm diese Auseinandersetzung zwischen Ratsmitgliedern vor einem Außenseiter gar nicht zu gefallen schien.
    Dennoch sagte Evans: »Das würde erklären, weshalb Dr. Morriss sich so bemühte, mich in Mißkredit zu bringen. Er hatte Angst, daß ich zufällig auf die Wahrheit stoßen würde. Einen Teil davon hatte ich ja schließlich schon herausgebracht.«
    Morriss' Atem ging schwer. »Ich leugne ganz entschieden, daß ich je so etwas getan habe. Das Ganze ist eine Verschwörung gegen mich. Ich verlange Gerechtigkeit.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie eine Gerichtsverhandlung vor dem Rat haben möchten?« fragte Lucky. »Wollen Sie sich vor einer Versammlung des Zentralkomitees des Rates verantworten?«
    Lucky meinte damit die Art von Gerichtsverhandlung, die für den Fall vorgeschrieben war, daß ein Ratsmitglied des Hochverrats gegen den Rat und die Sonnenföderation bezichtigt wurde. In der ganzen Geschichte des Rates hatte es noch keine solche Verhandlung gegeben.
    Morriss schien plötzlich die Nerven zu verlieren. Er sprang auf und stürzte sich blindlings auf Lucky. Lucky schob ihn mit einer mühelos wirkenden Handbewegung von sich und gab im gleichen Augenblick Bigman ein Zeichen.
    Das war das Signal, auf das Bigman gewartet hatte. Bigman folgte jetzt der Anweisung, die Lucky ihm an Bord der Nautilus gegeben hatte, als sie die Schleuse ins Innere von Aphrodite passiert hatten.
    Ein grünlicher Strahl zuckte aus der Mündung seiner Waffe. Plötzlich lag Ozongeruch in der Luft.
    Einen Augenblick bewegte sich niemand. Bigman stand wie eine Statue da, als wäre er beim Abgeben des Schusses zu Stein erstarrt.
    Und das Ziel seines Schusses lag zerstört am Boden.
     
    Lou Evans fand seine Stimme als erster wieder. »Was, zum Teufel ...«
    »Was haben Sie getan?« flüsterte Turner.
    Morriss, der von seinem Angriff auf Lucky noch ganz außer Atem war, brachte überhaupt kein Wort hervor, sondern musterte Bigman nur aus großen Augen.
    »Guter Schuß, Bigman!« sagte Lucky. Bigman grinste.
    Und Lyman Turners schwarze Computerbox lag in hundert Stücke zersprungen und teilweise zerschmolzen auf dem Boden.
    »Mein Elektronenrechner!« schrie Turner. »Sie Idiot! Was haben Sie angerichtet?«
    »Nur, was er tun mußte, Turner«,
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