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Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen
Autoren: Marco Sonnleitner
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ungehindert. Knorrige Bäume, ein Wald von Büschen und Sträuchern, hüfthohe Wiesen und feuchtes Moor – nirgendwo sah es nach einer planenden Hand aus. Und doch erweckte der riesige Park den Eindruck, als läge ihm eine geheime Absicht zugrunde.
    Das Grundstück durchzog ein Netz von Bächen, die in verwunschene Tümpel mündeten oder über kleine Wasserfälle sprudelten. Dort türmten sich Felsen zu einer schwarzen Mauer, da ließen riesige Sandbunker die Vorstellung von einer Wüste entstehen. Die Jungen erblickten etliche Gebäude oder deren Überreste auf dem Grundstück: eine Art Weiler aus drei uralten Bauernhäusern, die von einem dichten Weidenzaun eingeschlossen wurden, ein schlichtes Holzhäuschen, aus dessen Kamin sogar feiner Rauch stieg, eine Schenke im Fachwerkstil, die sich »Zum Schwarzen Ochsen« nannte, jene Turmruine, die die Jungen schon von außen erspäht hatten, und ein paar graue, steinerne Häuschen, deren Wände aussahen wie Mauern mit Schießscharten, so klein waren die Fenster.
    Aber wirklich und endgültig überwältigt waren die drei ???, als sie vor dem Hauptgebäude hielten. Oder besser gesagt, Gebäuden.
    Man konnte Barons Domizil weder als Schloss noch als Burg, Palast, Villa oder Serail bezeichnen. Denn es war alles zugleich. Hier hatte Baron seiner Fantasie völlig freien Lauf gelassen und ein Bauwerk geschaffen, das aussah, als hätte er Gebäude aus etlichen Märchen und Sagen miteinander kombiniert.
    Die breite Haupttreppe führte zu einem Mittelhaus im Stil der Renaissance, das von zwei massiven Wehrtürmen mit dicken Mauern flankiert wurde. Rechts und links davon schwangen sich weiße Zeltdächer wie Wolken durch die Luft, an die auf der einen Seite ein buntes Miniaturschloss mit drei Spitztürmen und auf der anderen Seite ein antiker Tempel grenzten.
    »Meine Güte«, sagte Bob und stellte den Motor ab. »Architektonisch gesehen ist das der reinste Albtraum.«
    »Also ich finde es absolut klasse«, sagte Peter strahlend.
    Justus verzog leicht den Mund. »Sehr gewöhnungsbedürftig.«
    Holbrooke wartete auf der Treppe. »Ich zeige euch zunächst das Haus«, sagte er zu den Jungen. »Auf dem gesamten Areal befinden sich Bewegungsmelder«, erklärte er, während sie sich zum Eingang begaben. »Ohne die richtige Kombination für das Zahlenschloss am Tor oder die Schlüssel für das Haupthaus geht sofort eine ohrenbetäubende Sirene los und in Malibu wird die Polizei alarmiert.« Er schloss die Tür auf und ließ die Jungen eintreten. »Und über das ganze Grundstück verteilt finden sich Vorrichtungen, die ungebetenen Gästen das Leben sehr schwer machen können.« Holbrooke lächelte vielsagend.
    »Ach ja?«, sagte Justus interessiert. »Was denn zum Beispiel?«
    Holbrooke bedeutete den Jungen zurückzubleiben. »Bleibt hier stehen.« Dann ging er ein paar Schritte weiter und berührte eine der Marmorfliesen mit den Zehenspitzen. Im nächsten Moment sauste eine große Fläche des Bodens zur Seite. Eine spiegelglatte, steile Rutsche kam zum Vorschein, die in ein etwa drei Meter tiefes Loch führte, das ebenfalls mit blanken Metallwänden ausgekleidet war.
    »Unglaublich!«, staunte Peter. »Jetzt weiß ich, was Sie mit ›Leben schwer machen‹ meinten.«
    Holbrooke lächelte. »Und davon gibt es hier drin und auf dem Grundstück noch viel mehr. Nichts wirklich Gefährliches, aber Einbrecher haben hier dennoch nichts zu lachen.« Er lotste die drei ??? um das Loch herum. »Es gibt allerdings auch viele Spielereien, die einfach nur Mr Barons Vergnügen dienten. Das hier zum Beispiel.« Er trat einem Ritter in Rüstung auf den Zeh. Kurz darauf zerriss ein mächtiger Donnerschlag die Luft und dann zuckte ein Blitz quer durch die Halle.
    Die drei Detektive waren instinktiv in die Hocke gegangen und hatten sich die Ohren zugehalten. Langsam richteten sie sich wieder auf.
    »Nettes Spielzeug«, meinte Bob, ein wenig blass um die Nase.
    Holbrooke schmunzelte. »Kommt mit. Aber immer schön bei mir bleiben!«
    Im Laufe der Führung erfuhren die drei ???, dass Baron sein Anwesen in vielerlei Hinsicht dem Land der Drachen nachgestaltet hatte. Manches Detail, so Holbrooke, würde sich genau so sowohl im Computerspiel als auch hier auf Dragoncourt finden. Der Basilisk, der unter einem Zelthimmel schwebte, das Spiegellabyrinth, das einen großen Teil des Tempels einnahm, oder die Schlangengrube im westlichen Wehrturm. Wobei es jetzt, nach Barons Auszug, natürlich keine Schlangen mehr auf
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