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Im Netz des Drachen

Im Netz des Drachen

Titel: Im Netz des Drachen
Autoren: Marco Sonnleitner
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dem besagten Wald von Hrecha fanden sie nämlich eine kunstvoll gearbeitete, grüne Glasflasche, der mit viel Rauch, Tamtam und Getöse ein Dschinni entstieg, nachdem sie den Korken entfernt hatten. Und dieser Flaschengeist, Al Dahab, gewährte ihnen widerwillig drei Wünsche.
    »Bring uns zunächst zum Haus des Hexers«, hatten die Jungen nach einem kurzen Gedankenaustausch verlangt. »Die anderen beiden Wünsche teilen wir dir später mit.«
    »So sei es«, knurrte Al Dahab.
    Als würde jemand das Bild auf dem Monitor umrühren, verwandelte sich die Szenerie in einen Strudel, in den alle Farben und Formen hineingesogen wurden. Wenige Sekunden später verlangsamte sich der Wirbel wieder und nach und nach wurden kahle, dunkle Berge und ein schlichtes Holzhaus sichtbar, aus dessen Kamin ein dünner Rauchfaden stieg.
    »Das ist doch das Haus, das wir auf Dragoncourt gesehen haben!« Peter deutete aufgeregt auf den Bildschirm.
    »Sieht ziemlich ähnlich aus«, fand auch Bob.
    »Es gibt noch eine Parallele«, sagte Justus und ließ Scarlok näher zur Tür des Hauses gehen.
    »Was meinst du?« Peter beugte sich nach vorne.
    »Seht euch die Tür an beziehungsweise die Figur in der Mitte des Türblattes.«
    »Eine Fratze«, sagte Bob. »Könnte ein Gnom sein. Oder ein Troll.«
    »Ein Gnom!«, entfuhr es Peter. »Das ist der Gnom, den wir außen an der Mauer von Dragoncourt gesehen haben. Neben dem Riesentor. Er hat genau dasselbe breite Maul!«
    »Das sehe ich auch so«, bestätigte Justus. Er holte den Brief des Schwarzen Ritters hervor und überflog ihn. » … dessen Tor nur der 20. Sohn Leonardos im Maul des Gnoms öffnet «, las er schließlich eine Stelle laut vor. »Hm, Maul des Gnoms. Über den Brief haben wir uns bisher zwar noch nicht viele Gedanken gemacht, aber es dürfte klar sein, dass wir durch diese Tür müssen.« Er sah seine Freunde nachdenklich an.
    Peter deutete auf eine andere Stelle. »Wozu wir die Frage des Hexers lösen müssen.«
    »Hier ist aber kein Hexer, der eine Frage stellt«, sagte Justus.
    »Ich glaube nicht, dass dieser Gnom bloß Zierde ist«, überlegte Bob. »Aber wir sollten da keinesfalls so einfach reinfassen. Das riecht stark nach einer Falle.«
    »Lassen wir doch unseren aufgeblasenen Freund ran«, meinte Peter und zeigte auf Al Dahab, der groß wie eine Wolke neben Scarlok schwebte und mürrisch dreinschaute.
    »Gute Idee.« Justus wandte sich an den Dschinni: »Unser zweiter Wunsch lautet: Fasse in das Maul des Gnoms und hole heraus, was du darin findest!«
    Der Flaschengeist machte sich mit einem verächtlichen Schulterzucken ans Werk. Doch kaum hatte er seine blasse Hand in das Maul gesteckt, schrie er laut auf. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz zu einer verschwommenen Grimasse und er zog und riss an seinem Arm. Aber er bekam ihn nicht mehr aus dem Maul.
    »Was zum Teufel …?«, stieß Peter hervor.
    Im diesem Augenblick bildete sich eine Windhose vor dem Haus, wurde größer, drehte sich immer schneller und formte dabei eine Glocke aus Staub, aus der urplötzlich eine Gestalt trat. Ein knochiger Mann mit ellenlangen Fingernägeln, dessen Augen rot funkelten, während aus seinem Mund eine gespaltene Zunge zischte. Der rote Umhang umwallte ihn wie ein lebendiges Wesen.
    »Bist gewachsen du der Frage, ich befrei dich von der Plage«, säuselte er Al Dahab zu. »Scheiterst du daran jedoch, lebe unter meinem Joch!« Wie die Katze die Maus umkreiste er den Dschinni. Die drei ??? saßen mit angehaltenem Atem vor ihrem Bildschirm.
    »Die Frage lautet: Was gebiert im weißen Tal Leben und zugleich auch Qual?«
    »Wie?«, sagte Peter. »Weißes Tal? Sagt euch das was?«
    Justus schüttelte den Kopf. »Das ist eine Frage, die das Land der Drachen betrifft. Die können wir nicht beantworten. Aber vielleicht der Dschinni. Er ist ja eine Figur dieser Welt.«
    Tatsächlich kräuselten sich die Lippen des Flaschengeistes zu einem spöttischen Lächeln. »Die Antwort«, sagte er gelangweilt, »lautet: Todesvogel. Aus jedem Ei, das er ausbrütet, schlüpft ein Drache. Wer wie ich zweitausenddreihundert Jahre alt ist, der hat irgendwann jede Geschichte gehört.« Der Dschinni lachte tief und polternd.
    Der Hexer verneigte sich und verschwand wieder in dem Staubwirbel, der ihn hinauf in die Schwarzen Berge trug. Gleichzeitig gab der Gnom den Dschinni frei.
    Der Flaschengeist schwebte auf Scarlok zu und übergab ihm einen goldenen Schlüssel. »Hier, dein dritter Wunsch!« Dann lachte er
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