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Im Netz der Sinnlichkeit

Im Netz der Sinnlichkeit

Titel: Im Netz der Sinnlichkeit
Autoren: Nalini Singh
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Sienna stand unter seinem Schutz, daran änderte ihr neuer Status nichts. Und das würde auch immer so bleiben.
    »Schon gut«, murrte Hawke. »Ich bin nicht beleidigt, der Beschützerinstinkt hält sich nicht an vernünftige Überlegungen.«
    Nein, wirklich nicht. Das hatte er noch nie getan.
    »Es gibt noch mehr wie mich.« Das hatte Walker begriffen, als er zum ersten Mal gesehen hatte, wie ein Elternteil einem Kind die Tränen abwischte. »Im Medialnet findet man viele, deren Silentium nach außen hin perfekt ist, die aber dennoch für ihre Kinder sterben würden.« Und zwar nicht, weil diese Kinder das genetische Erbe trugen, sondern weil es den Eltern ein instinktives Bedürfnis war.
    »Das weiß ich.« Der Leitwolf, der die schlimmste Seite der Medialen als Kind erlebt hatte, verschränkte die Arme. Die blassblauen Wolfsaugen sahen in eine Zukunft, die mit jeder Minute näher rückte. »Die Morgenröte naht. Kannst du es spüren?«
    »Ja.« Mediale mit gebrochenem Silentium zog es nach San Francisco, ungebrochene Gardisten sprachen von Veränderung, und die korrupten Führer versuchten immer verzweifelter, an der Macht festzuhalten.
    Unaufhaltsam veränderte sich die Welt.
    Für einige würden die Konsequenzen verheerend sein, für andere bedeuteten sie die ersehnte Freiheit. Manche würden dagegen kämpfen, manche das Neue mit offenen Armen willkommen heißen, aber niemand würde der Veränderung entkommen können. Walker hatte niemals damit gerechnet, dass er so viel Freude darüber empfinden würde, doch jetzt würde er sie mit eisernem Griff festhalten.
    In den folgenden Wochen wurde Lara immer zufriedener. Walker lächelte immer öfter, das Band zwischen ihnen wurde vielschichtiger und enger. Ganz vertraut war ihr nun die ruhige Stimme des Gefährten, wenn sie abends miteinander sprachen, nachdem die Kinder zu Bett gebracht waren.
    Fast war sie schon überzeugt davon, dass ihre Befürchtungen überflüssig gewesen waren, als es doch passierte.
    Zwei Tage vor der Feier für Hawke und Sienna, mitten in einer neuerlichen genauen Diagnose von Alice’ Zustand spürte Lara ein Stottern in dem pulsierenden Band zu Walker.
    Dann war es ganz still, geradezu eiskalt.
    Völlig außer sich durch die völlige Abwesenheit von Gefühlen rannte sie zu der kleinen Kommunikationseinheit auf dem Schreibtisch und rief ihn auf dem Satellitentelefon an. Nach dem Klingeln meldete sich sofort der Anrufbeantworter, aber Walker hob nicht ab, was Lara keineswegs beruhigte. Er hatte gesagt, er wollte am Nachmittag mit einer Gruppe seiner Kinder wandern, um ein neues Projekt in einer stressfreien Umgebung zu entwickeln.
    Niemals würde er Kinder einem Risiko aussetzen, indem er mit ihnen in eine Gegend ging, die noch nicht von den Wolfssoldaten für sicher erklärt worden war, und es hatte auch keinen Alarm gegeben. Dennoch war Walker hinter einer eisernen Kontrolle verschwunden, sodass es sich anfühlte, als wäre die Verbindung zwischen ihnen abgewürgt worden.
    Lara konnte nur mit Mühe atmen, musste sich zum ruhigen Nachdenken zwingen und beschloss, dem Band zu folgen, um Walker zu suchen. Es konnte sich als etwas ganz Harmloses herausstellen, doch … »Nein, daran will ich gar nicht denken.« Sie schaffte es gerade noch, Lucy Bescheid zu sagen, und rannte hinaus.
    Mitten in der Weißen Zone, dem sicheren Spielareal für die jüngsten Wölfe, brach Walker durch die Bäume, lief auf sie zu, den leblosen Körper eines Kindes auf den Armen. Sofort sprangen ihre Heilerinstinkte an. Ohne groß nachzudenken, rannte sie zu ihm hin, so schnell sie konnte.
    »Was ist passiert?« Der Junge hieß Tyler, auf der dunklen Haut schimmerte Schweiß, der »krank« roch.
    »Soweit ich es beurteilen kann, ist es eine allergische Reaktion«, sagte Walker. Er atmete schwer vom schnellen Lauf. »Ein Insektenstich, vielleicht auch der Kontakt mit einer Pflanze. Tyler klagte erst über Schwierigkeiten beim Atmen und Benommenheit – kaum dreißig Sekunden später brach er dann zusammen.«
    Das Rudel lebte schon so lange in dieser Umgebung, dass die Gefahr einer allergischen Reaktion sehr gering war, doch vielleicht hatte sich der Junge bislang eher in der Nähe der Höhle aufgehalten. »Leg ihn auf den Boden.« Sie konzentrierte sich ganz auf den Jungen, legte die Hände an seinen Hals und öffnete so die Luftröhre, die sich fast völlig geschlossen hatte. Wenn Walker den Jungen nicht sofort zu ihr gebracht, sondern auf Hilfe gewartet hätte, wäre
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