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Im Netz der Sinnlichkeit

Im Netz der Sinnlichkeit

Titel: Im Netz der Sinnlichkeit
Autoren: Nalini Singh
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wie ein Lauffeuer. Wahrscheinlich hatte Ava schon zwei Minuten, nachdem Walker Laras Schlafzimmer betreten hatte, davon erfahren. Natürlich würde ihre beste Freundin sie nachher bedrängen, ihr alles haarklein zu erzählen, aber in der Zwischenzeit würde sie alles tun, damit Walker und sie ungestört waren.
    »Marlee sagt, Ben schnarche in Wolfsgestalt, sie habe ihn müde gespielt.«
    Lara musste über die Vorstellung eines zusammengerollten erschöpften Wolfswelpen lachen. »Der arme Ben.«
    Avas Sohn bewunderte Marlee, die ungewöhnliche Freundschaft zwischen beiden war von spielerischer Unschuld. Ben war fünfeinhalb und Marlee vier Jahre älter, doch trotz des Altersunterschieds konnten sie einander zum Lachen bringen, bis sie auf dem Boden lagen und sich die Bäuche hielten. Lara war nicht die Einzige im Rudel, die sich fragte, ob die Freundschaft zwischen beiden nicht auf eine ganz andere Beziehung in der Zukunft hinauslief. Doch noch waren sie Kinder.
    Bevor sie den Gedanken äußern konnte, sah Walker ihr tief in die Augen. »Ich werde kein einfacher Gefährte sein.«
    Das kam unerwartet, doch sie hatte eine Antwort parat. »Du bist wunderbar. Einfach vollkommen.«
    »Denk immer daran«, sagte er und sah sie immer noch mit einem so intensiven Blick an, dass ihre Haut kribbelte. »Vor allem in Zeiten, in denen du dich fragst, was du eigentlich mit mir zu schaffen hast.«
    Plötzlich wurde Lara kalt, Angst stieg in ihr auf, da er so sicher schien, dass Schwierigkeiten auf sie zukämen. Sie schob die Befürchtungen beiseite, die Wölfin fletschte die Zähne und hielt an dem wunderbaren Band fest, das sich aus einem Ort ohne Furcht und Zweifel speiste, an dem die Schatten der Vergangenheit keine Macht besaßen.
    »In Ordnung«, sagte sie. Sie kannte Walker. Er war gezeichnet von dem Leben, das er früher hatte führen müssen, von den Entscheidungen, die er damals getroffen hatte. Er brauchte Zeit, um dem Glück zu vertrauen, zu akzeptieren, dass von nun an immer jemand an seiner Seite war. »Aber versprich mir eines.«
    Aufmerksam hielt er mit dem Streicheln inne.
    »Rede mit mir, wenn es ein Problem gibt. Verschließ dich nicht.« Davor fürchtete sie sich am meisten. Im Medialnet hatte Walker die Fassade von Silentium aufrechterhalten, war allen erbarmungslos, eiskalt und herzlos erschienen, obwohl er für seine Familie gekämpft hatte. Nie hatte er in seiner Treue gewankt, hatte sich ihrer Rettung vollkommen verschrieben. Dennoch hatte niemand auch nur vermutet, dass Walker der herrschenden Ordnung nicht loyal gegenüberstand.
    Eine solche Selbstkontrolle konnte jemanden in Stein verwandeln.
    Walker stimmte nicht sofort zu. »Ich werde es versuchen.« Er drückte sie an sich. »Doch die Stille, wenn auch nicht Silentium, ist ein Teil von mir.«
    »Ich liebe deine Stille.« Er ruhte so in sich, stand so fest auf dem Boden, dass er ihr Anker geworden war. »Es würde mich nur verletzen, wenn du die Stille als Waffe nutztest.«
    »Das wird nie geschehen.« Ein Schwur.
    Sie lächelte, zeigte ihm offen, was sie für ihn empfand. Ein Außenstehender hätte leicht annehmen können, dass sie in der Beziehung den Kürzeren zog, weil sie ihre Gefühle so offen zeigte, während er die seinen kontrollierte, doch sie wusste es besser. Nie würde sie den Tag vergessen, an dem er ihr sein Herz geschenkt hatte.
    »
Es ist geheilt, solange du dich nicht an den vielen Narben störst.«
    Vernarbt und geschunden war sein Herz ein Geschenk, dessen Wert sie gar nicht hoch genug schätzen konnte.
    »Marlee muss eine große Überraschung für alle gewesen sein«, sagte sie von Gefühlen überwältigt. Walkers Tochter redete viel, war immer fröhlich und hatte ein ansteckendes Lachen. Sie zeigte so offen und unschuldig ihre Freude, dass sie jünger wirkte, als sie war – doch ihre Arbeiten in der Schule zeugten von großer Intelligenz. Marlee liebte das Leben, so einfach war das.
    »Ich weiß auch nicht, woher sie das hat.« Das leichte Lächeln auf Walkers Lippen verschwand. »Die Marlee, die du kennst, ist eine andere als das Mädchen im Medialnet.«
    Lara erinnerte sich an den Tag, als die Laurens in die Höhle gekommen waren. Mehr als drei Jahre war das her. Sienna hatte die bewusstlose Marlee getragen, Walker Toby. Der Junge war so viel kleiner und zarter gewesen als jetzt. Beide Kinder hatte die Trennung vom Medialnet schwer getroffen: der brutale Schnitt von dem geistigen Netzwerk, das die Medialen mit dem
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