Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Fremden brach. Ein kurzer Schmerz in seinem Knie, die frische Luft, die er in die Lungen sog, alles vermischte sich zu einer einzigen Woge des Hochgefühls, die in einem Triumphschrei brach.
    Der zerschmetterte Leib seines Feindes rutschte zu Boden. Gontas sprang auf und sah sich um. Ein dritter Reiter floh in die Wüste, hinter dem Mann her, der Halime mitgenommen hatte. Keiner der beiden kümmerte sich um Gontas, keiner um den Kameraden, der überwältigt worden war.
    Gontas’ Hand fuhr zum Griff seiner Axt, die im Gürtel steckte. Er wollte schon hinter den Reitern herlaufen, da besann er sich eines Besseren. Ein Bogen lag neben dem Gestürzten, und die Pfeile waren überall auf dem Boden verstreut. Gontas hob die Waffe auf. Er legte einen Pfeil auf die Sehne, zielte … Der gekrümmte Hornbogen knirschte, als Gontas ihn bis zum Äußersten spannte. Er ließ den Pfeil schnellen.
    Einen Moment lang sauste das Geschoss über die vor Hitze flirrende Ebene, vorbei an dem dritten Reiter, und es traf den Mann, der Halime bei sich hatte.
    Ein weiterer Triumphschrei erstickte in Gontas’ Kehle. Der fallende Feind krallte die Finger in Halimes Gewand, ein krampfhafter Griff, und im Tode riss er das Kind mit sich hinab.
    Erschrocken ließ Gontas den Bogen sinken.
    Der Mann stürzte zuerst, Halime fiel auf ihn. Sein Leib dämpfte ihren Fall. Schon stand sie wieder auf den Beinen und taumelte benommen von dem Krieger fort.
    Gontas atmete auf. Er lief auf das Mädchen zu.
    Der letzte Reiter wendete sein Pferd. Er ritt zu Halime, beugte sich tief aus dem Sattel und packte sie. Nach einer weiteren Kehre ritt er davon. Er hielt das Kind unter den Arm geklemmt, fest an den Leib gepresst, und Gontas wagte es nicht, noch einmal zu schießen. Er hörte Halime schreien.
    »Nein!«, brüllte Gontas. Er rannte schneller. Aber der Reiter trieb sein Tier an, und sein Vorsprung wuchs. Halimes Schreie wurden leiser.
    Gontas blieb stehen. Seine Lungen stachen, und sein Hals brannte. Er war immer noch außer Atem von der Würgeschlinge, und er konnte nicht schnell laufen. Hilflos sah er dem Reiter nach. Er warf den Bogen hin und trat wütend darauf, eine Schicht Horn brach, und sein Fuß schmerzte.
    Er fluchte und schimpfte hinter dem Reiter her. »Du Hund! Ich reiß dir die Gedärme aus dem Leib und steck sie dir beim Arsch wieder rein! Die Zähne tret ich dir ein! Ich verfüttere dich lebend an die Vögel, hörst du? Bring mir das Mädchen zurück, du Schwein, oder ich finde dich, egal, wo du hinreitest!«
    Der Reiter wurde zu einem kleinen Fleck in der Wüste, und Gontas’ Drohungen verhallten ungehört.
    Er blickte auf seine Hände, öffnete und schloss die kräftigen Finger, mit denen er Halime nicht hatte helfen können. Der Zorn, der seinen Geist vernebelt hatte, zog davon, und jetzt schalt er sich selbst.
    Wie hatte er nur zulassen können, dass die Reiter unbemerkt herankamen? Sie waren über den Sandstreifen geritten, und der weiche Untergrund hatte die Tritte ihrer Tiere gedämpft. Dennoch, er hätte sie hören müssen, wäre er nicht so gebannt gewesen von Halimes Stimme.
    Gontas wandte sich um. Er betrachtete die gefallenen Feinde. Sie waren beide tot. Sein Stoß mit dem Knie hatte mehr zerschmettert als das Rückgrat. Blut quoll dem Toten aus Mund und Nase, das Gesicht war dunkel und angeschwollen, und sein Rumpf lag unnatürlich verkrümmt da.
    Gontas durchsuchte die beiden Toten. Er steckte ihre Geldsäckchen ein – die mochten ihm nützlich sein, wenn sein Weg ihn in die Städte führte. Er nahm auch den Hornbogen des zweiten Reiters mit. Beide trugen ein Amulett um den Hals, eine kleine Scheibe von roter Bronze mit einer erhabenen Mondsichel auf der einen Seite. Diese Münzen gefielen Gontas nicht, und er ließ sie den Toten.
    Sonst fand er nichts bei ihnen, was auffällig gewesen wäre. Alles, was sie bei sich trugen, gab es in den Städten der Khâl, aber es war nichts dabei, was auf eine bestimmte Stadt verwiesen hätte. Die Krieger mochten sogar einem ganz fremden Volk angehören, doch am ehesten hielt Gontas sie für Söldner, die weit herumkamen und ihre Ausrüstung hier und dort besorgten, auch wenn sie unter den Farben eines festen Hauptmanns dienten.
    Die Pferde der beiden Toten waren davongeprescht. Gontas beschloss, ihnen nicht zu folgen. Er war ohnehin kein sicherer Reiter. Stattdessen eilte er auf der Fährte des dritten Soldaten dahin. Er musste zumindest versuchen, Halime noch einzuholen.
    Doch es dauerte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher