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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
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»Ich muss dorthin.«
    Gontas fuhr zurück, so überrascht war er, dass das Mädchen plötzlich mit ihm redete. Sie gebrauchte den Zungenschlag der Cefron, fehlerlos, und dennoch war sie eine Fremde! Konnte sie das gelernt haben in der kurzen Zeit, die sie schweigend bei Gontas’ Sippe verbracht hatte? Gontas wollte schon daran zweifeln, dass er wirklich etwas gehört hatte.
    »Was?«, fragte er zaghaft, voller Angst, dass das Wunder enden könne. »Was für eine Zitadelle?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Halime. Sie wies nach Norden. »Aber die Zitadelle liegt dort, und das Ende der Welt wartet in ihrem Inneren. Nur ich kann es aufhalten.«
    Manches was sie sagte, kam Gontas vertraut vor. Nuatafibs Worte. Aber es klang nicht weniger wirr als die Visionen des wahnsinnigen Einsiedlers.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte er. »Was bedeutet es?«
    »Die Träume«, sagte Halime. »Ich träume jede Nacht von der Zitadelle, und oft auch am Tag. Ich weiß nicht einmal, ob ich jetzt wach bin. Aber ich weiß, etwas Furchtbares wird geschehen, wenn ich nicht dort bin. Ich muss die Tore der Zitadelle versiegeln!«
    »Also gut.« Gontas wog Halimes Worte ab. Die Träume eines Kindes – das klang nicht nach einem Stern, dem man leichten Herzens folgte. Aber, Nis sei Dank, wenigstens sprach sie jetzt! Er konnte ihr Geheimnis ergründen und dann entscheiden, was zu tun war. »Jedenfalls musst du deinen Weg nicht allein gehen«, sagte er.
    Halime schüttelte heftig den Kopf. »Doch, das muss ich! Nur ich allein kann die Tore der Zitadelle entriegeln.«
    »Aye«, sagte Gontas. »Dein Traum hat dir das gesagt.« Er erinnerte sich an etwas und fügte hinzu: »Aber mir hat ein weiser Mann gesagt, dass es meine Aufgabe sei, die Tore zu schließen.«
    Und dass es mir nicht so leicht gelingen wird …
    Gontas schob diesen Gedanken beiseite.
    »Wer bist du?«, fragte er Halime. »Wo kommst du her?«
    Halime runzelte die Stirn, was viel zu erwachsen aussah in dem kindlichen Gesicht, sodass Gontas schmunzeln musste. »Im Traum oder in der Wirklichkeit? In meinen Träumen gehöre ich in die Zitadelle, aber in Wirklichkeit …«
    Jäh legte sich eine raue Schlinge um Gontas’ Hals. Mit einem Ruck zog sie sich zu. Er wurde nach hinten fortgerissen, fort von dem Baum und fort von dem Kind.
    Seine Hände fuhren an die Kehle. Gontas versuchte, den Zug der Schlinge zu lockern. Aber wer auch immer hinter ihm daran zog, er hielt das Seil straff und sorgte dafür, dass Gontas nicht auf die Füße kam und sich nicht einmal umdrehen konnte.
    Von der Seite her sah Gontas einen Reiter herankommen, in dickes, abgewetztes Leder gehüllt und mit einem losen Umhang darüber. Er trabte auf den Baum zu. Das war einer der fremden Krieger, die nach Halime suchten! Gontas fluchte.
    Das Mädchen sprang auf und sah sich gehetzt um. Es lief davon, aber es kam nicht weit. Der Reiter beugte sich im Sattel vor und packte das Kind. Halime zappelte, aber der Fremde legte sie kurzerhand bäuchlings vor sich über den Rücken des Pferdes und trabte davon. Für Gontas hatte er nicht einmal einen Blick übrig.
    Gontas raste vor Zorn. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Er hatte die Finger unter die Schlinge um seinen Hals geschoben, damit die ihn nicht erdrosselte, und nun hing er mit den Händen darin fest und konnte nicht nach seinen Waffen greifen. Der zweite Angreifer in seinem Rücken zerrte ihn fort.
    Dann, gerade als der Reiter vor ihm das Mädchen sicher hatte, spürte Gontas eine Bewegung hinter sich, ein leichtes Nachlassen der Spannung – ein Moment der Unaufmerksamkeit!
    Gontas stieß ein Brüllen aus.
    Er fuhr herum, riss die Hände aus der Schlinge und sprang auf die Füße. Sein Bewacher, ebenfalls auf einem Pferd und ganz ähnlich gekleidet wie Halimes Entführer, hatte nicht aufgepasst. Er war zu nah an Gontas herangekommen und konnte den Strick nicht schnell genug wieder straffziehen.
    Er stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken, und das Seil spannte sich wieder. Gontas hockte halb am Boden. Seine Hände fuhren hoch und schlossen sich um den Strick. Der Reiter zog, und Gontas stemmte sich dagegen.
    Er sprang auf seinen Feind zu.
    Der Reiter griff nach seiner Waffe, aber Gontas bekam seinen Arm zu fassen und riss daran. Er hebelte seinen Gegner vom Rücken des struppigen kleinen Pferdes, schleuderte ihn über die Schulter, ging in die Hocke und ließ den Feind geradewegs auf sein aufgestelltes Knie krachen.
    Er hörte, wie das Rückgrat des
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