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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
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Axtblatts saß, fuhr durch den Schädel des Tiers, abermals fast ohne Widerstand. Kein Blut tropfte auf seine Hände.
    Gontas erschauerte. Er dachte an die Legenden über Dämonen der Wüste. Bei Sardik, gegen was kämpfte er hier?
    Die Hunde kamen von allen Seiten. Sie sprangen nach seinem Hals, schnappten nach seinen Fersen. Gontas ließ die Äxte wirbeln, trat mit den Füßen. Seine Schläge zeigten Wirkung, auch wenn sie sich falsch anfühlten. Er spürte ein Reißen an seiner Wade, etwas Eisiges bohrte sich durch seine Haut.
    Mit einem Kampfschrei setzte Gontas über die Schattenhunde hinweg und rannte auf einen mannshohen Felsen zu, zwanzig Schritte entfernt. Die Meute folgte ihm. Gontas hieb nach links und nach rechts.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie still dieser Kampf blieb. Sein Schrei hatte scharf das Schweigen der Nacht durchstoßen, und er selbst war es, der beim Kampf knurrte und japste. Kein Laut, kein Atemzug war von den Hunden zu hören.
    Gontas sprang hoch, er stützte sich mit den Unterarmen ab und stieß sich höher. Ein Schattenhund thronte über ihm auf dem Fels. Er schnappte nach Gontas’ Gesicht. Der schwang sein Bein vor, als er über die Kante kam, und fegte den Hund hinab. Die Berührung war kalt und so weich, dass Gontas kaum etwas von seinem Schwung verlor. Der Hund verschwand aus seinem Blick, und als Gontas oben auf dem Felsen hockte, war er allein.
    Er richtete sich auf. Die Meute schlich um den Steinbrocken herum und suchte einen Weg hinauf. Doch Gontas wehrte sie ab. Er sprang von einer Seite des Felsens zur anderen und schwang seine Äxte, und keiner der Hunde schaffte es über die Kante des Steins.
    Weitere Monde gingen auf. Langsam kroch der Styx über den Horizont, beinahe voll, doch von so schwerem Rot, dass sein Licht wie ein blutiger Schatten aussah. Die gelbe Zoraia folgte ihm, der rote Hubal, die weiße Selene, die rötliche Phoibe und der weiße Bendis.
    Jeder Mond, dessen Licht erstrahlte, ließ das nächtliche Steinland heller werden. Die schweren Schatten hoben sich und wurden lichter, sie wichen in die Spalten zurück oder rückten nah an die Steine. Die Hunde mieden das Licht, sie fanden immer weniger schwarze Stellen, an denen sie sich heranpirschen konnten. Die Angriffe ließen nach.
    Dann, gegen Mitternacht, als alle Monde in den unterschiedlichsten Phasen am Himmel standen, hörte es auf. Nichts regte sich mehr zu Gontas’ Füßen in der Ebene, und er war allein.
    Misstrauisch blieb er wach. Er stand da und starrte in die Wüste hinaus, er ging auf der winzigen Fläche des Felsens auf und ab, bis im Osten der Morgen graute. Die Sonne schickte ihr Licht über den Himmel und löschte die Monde aus. Die Hitze kehrte zurück.
    Erschöpft setzte sich Gontas auf die Kante. Von den Hunden war nichts mehr zu sehen, weder lebend noch tot. Die Wüste lag leer und leblos unter ihm. Da war kein Blut an seiner Axt und keine Wunde an seiner Wade, auch wenn der Muskel dort schmerzte.
    Hatte er gegen Tiere gekämpft oder gegen Geister? Oder schlicht gegen Traumgesichte, die einen einsamen Wanderer im Steinland heimsuchten? Er wusste es nicht.
    Er musste eine Entscheidung treffen.
    Er wusste nicht, woher die Reiter kamen. Er wusste nicht, wohin sie das Kind brachten. Alles, was er hatte, war Halimes Geschichte von einer Zitadelle auf der anderen Seite des Steinlandes. Eine Kindergeschichte. Und selbst wenn sich darin ein Hinweis verbarg auf das, was Halime zugestoßen war, so war Gontas doch schlecht dafür gerüstet, allein durch das Steinland zu gehen.
    Niemand durchquerte das Steinland!
    Er dachte an die Städte von Khâl. Apis konnte er in drei Tagen erreichen, wenn er stramm lief. Viele Spuren führten dorthin. Und alles Fremde, alles, was durch die Wüste zog und durch die Welt reiste, sammelte sich früher oder später in den Städten.
    Wenn er Halime oder ihre Entführer dort nicht antraf, so mochte er zumindest einen Hinweis finden, der ihn weiterführte.
    Die Häuser von Apis sahen aus wie braune Würfel, die ein achtloser Riese wild übereinandergeworfen hatte. Oft ragten sie mehrere Stockwerke hoch auf und neigten sich über die schmalen Gassen darunter, sodass bei Nacht das Licht der vielen Monde nie bis zum Boden drang.
    Ein Schrei hallte durch das finstere Labyrinth verwinkelter Gassen.
    Raues Gelächter antwortete darauf.
    »Hei, komm schon, kleine Schneppe. Hast uns heiß genug gemacht mit deiner Lauferei.«
    Ein Handgemenge war im Dunkeln zu hören, ein
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