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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx
Autoren: Alexander Lohmann
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nicht lange, da verlor er die Spur auf dem steinigen Boden. Er lief in weiten Bögen, vage in die Richtung, die der Reiter eingeschlagen hatte. Aber wer wusste schon, ob nicht auch sein Feind einen Bogen geschlagen hatte, um seinen Verfolger zu täuschen? Er mochte längst unterwegs sein zur Küste oder ganz woanders hin.
    Gontas lief trotzdem weiter nach Norden. Das war der Weg, auf dem er den Reiter zuletzt gesehen hatte, und dorthin war auch Halime selbst unterwegs gewesen: tiefer hinein in die Wüste.

3.
    Der Nachmittag schritt voran, das Steinland wurde zerklüfteter. Tiefe Rinnen im Boden zwangen Gontas zu Umwegen, die er nicht gehen wollte. Erschöpft hielt er inne und sah sich um. Die Sonne sank. Die letzten Strahlen warfen verzerrte Schatten über das Land, und es war lange her, dass er das letzte verdorrte Grün gesehen hatte.
    Es war an der Zeit, aufzugeben.
    Gontas suchte sich einen schmalen Spalt, der für die Nacht Schutz versprach. Dort kauerte er sich zusammen und zog den Mantel fester um sich. Es wurde beißend kalt, sobald die Sonne hinter dem Horizont versank. Oben knackten die Steine, noch erfüllt von der Hitze des Tages, doch in den Spalten, die bereits länger im Schatten lagen, war schon alles abgekühlt.
    Holz für ein wärmendes Feuer gab es nicht in dieser Einöde. Über Gontas wölbte sich ein sternklarer Himmel, und nur die schmale Sichel des Sin schwebte in der samtenen Schwärze. Es war eine ungewohnt dunkle Stunde, zu der sich kaum einer der vielen Monde sehen ließ.
    Gontas fühlte sich bedrückt, so als ob das Gewicht des Himmelszeltes auf seinen Schultern lastete. Er lauschte den abendlichen Geräuschen. Sein Herz pochte rascher. Sein Instinkt bestürmte ihn. Etwas stimmte nicht!
    Vorsichtig schob er den Kopf über den Rand seiner Zuflucht. Er hielt Ausschau nach Reitern, nach Feinden, und sein Blick suchte die Dunkelheit zu durchdringen. Alles schien still.
    Weiche Schatten glitten über den Boden.
    Gontas umfasste den Schaft seiner Äxte und spannte sich an. Da war nichts, kein Anzeichen für Mensch oder Tier, außer dieser verstohlenen Bewegung dicht über dem Grund, viel zu geschmeidig für einen kriechenden Feind. Eine Bewegung wie am Rande des Blickfelds wahrgenommen, selbst dann, wenn Gontas gerade daraufschaute. Und je länger er hinsah, umso mehr fühlte er sich eingekreist. Die verstohlenen Schatten huschten näher, bewegten sich wie in einem Strudel, dessen Mitte Gontas war.
    Was auch immer da auf ihn zukam, Menschen waren es nicht. Zumindest musste er keine Pfeile fürchten, und er wollte den Angreifern nicht eingezwängt in der Spalte begegnen. Er riss die Äxte aus dem Gürtel und sprang heraus.
    Keinen Augenblick zu früh!
    Ein Schatten löste sich schräg hinter ihm vom Boden. Gontas sah es aus den Augenwinkeln. Er duckte sich, schlug mit den Äxten zu und traf mit der flachen Seite des Blatts.
    Doch er spürte nicht, wie Stahl auf Fleisch traf; da war nicht viel mehr Widerstand, als hätte ein Windstoß die Beile getroffen. Hatte er den schattenhaften Angreifer doch verfehlt?
    Dicht an Gontas’ Schulter glitt der springende Schatten vorüber, kam wieder am Boden auf und verschmolz dort mit der Dunkelheit.
    Weitere Angreifer stürmten nun offen auf Gontas zu. Hunde waren es, schwarze Hunde mit lang gestrecktem Körper und mit kurzen Beinen. Der Leib erinnerte an einen struppigen Wolf, die Umrisse verschwammen vor dem Sternenhimmel. Sie wirkten auf eine unwirkliche Weise flach, und wenn Gontas in einem bestimmten Winkel daraufschaute, war ihre Gestalt so verzerrt wie ein Nebelstreif.
    Er schlug zu und wich aus und dachte an nichts anderes. Wann immer die Hunde nach einem Sprung wieder auf dem Boden aufkamen, verschwanden sie im Schatten. Gontas spürte, wie sie ihn umschlichen. Er konnte sie kaum sehen, doch instinktiv reagierte er auf die Bewegung.
    Wieder sprang ein Hund ihn von hinten an. Gontas wusste es, bevor er herumfuhr, und da hing ihm die Bestie fast schon an der Kehle. Ein schwarz klaffender Rachen, Silberfunken, wo die Augen sein sollten, kein Schimmern von Zähnen …
    Blitzschnell ging er in die Knie, bog den Kopf zur Seite. In weitem Bogen schwang er die Axt mit der Linken und hieb sie dem Hund gegen die Brust.
    Gontas wappnete sich gegen den Aufprall, doch der Stahl glitt wie durch Wasser. Der Hund kippte zur Seite.
    Erschrocken taumelte Gontas zurück. Traf einen weiteren Hund, als er die Axt zurückriss. Der Dorn, der an der Rückseite des
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