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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Adressbuch mit einem geprägten roten Ledereinband, das er aus einem der Regale genommen hatte.
    »Perfekt, außer sie hat Rot gehasst.«
    »Woher wusstest du, dass er darauf anspringen würde?«, wollte Duncan wissen.
    »Das ist etwas Persönliches, Intimes. Etwas, das ihr gehört hat. Auf diese Weise spricht sie noch einmal mit ihm, und damit hat er nicht gerechnet. Er wird darüber verhandeln, die Chancen stehen gut, dass er darüber verhandeln wird. Ich muss mich mit dem Commander absprechen.«
    »Ich werde dich begleiten, so weit es geht«, fügte Duncan hinzu. »Was hält ihn davon ab, dich zu erschießen, sobald du in Sichtweite bist?«
    »Er will das Tagebuch. Außerdem: Wenn er mich ins Visier nimmt, haben ihn meine Leute auch im Visier. Sobald er eine Waffe zieht, werden sie eingreifen. Er ist abgelenkt, die Geiseln laufen herum. Er hat die Toilettenpause noch nicht beendet. Er ist aufgeregt, aufgewühlt, und er hat einen Fehler gemacht. Das müssen wir ausnutzen. Commander, ich kriege ihn von dem Zünder weg.«
    Sie erklärte ihren Plan und schlüpfte in die kugelsichere Weste, die ihr jemand reichte.
    »Sobald er von dem Zünder weg ist, sorge ich dafür, dass das so bleibt. Und wenn ich Glück habe, locke ich ihn näher an das Schaufenster heran. Wenn die Hintertür entschärft ist …«
    »… greifen wir von dort aus ein. Wenn Sie näher gehen, als ich es Ihnen erlaubt habe, ist es vorbei. Dann holen wir Sie zurück.«
    »Einverstanden.« Sie wandte sich an Duncan. »Du kannst mich nicht begleiten.«
    »Dann rate ich dir sehr, hierzubleiben.« Er griff nach ihrer Hand. »Und darüber werde ich auf keinen Fall mit dir verhandeln.«
    »Einverstanden.« Ihre Finger umschlossen die seinen. In seinen Augen sah sie Angst, aber auch Vertrauen. »Ich liebe dich«, sagte sie und lief los.
    Wenn er schnell und klug genug war, würde er auf sie schießen, das wusste sie. Viel sprach nicht dafür, aber in diesem Punkt hatte sie nicht ganz die Wahrheit gesagt. Sie zwang sich, sich nicht umzusehen, denn dann würde Duncan die Lüge in ihren Augen erkennen und die Angst, die darin stand.
    Seine Mutter, dachte sie. Seine Schwester. Seine Freundin. In den nächsten Minuten würde sich entscheiden, ob irgendjemand davon oder sie alle zu ihm zurückkehren würden.
    Sie zog ihr Handy heraus und rief Jerry an.
    »Ich gehe jetzt los. Sie müssen die Geiseln bereithalten. Drei Geiseln, Jerry, so lautet unsere Abmachung.«
    »Ich weiß, wie unsere verdammte Abmachung lautet. Ich seh dich, ich seh das Tagebuch, bevor hier irgendjemand rauskommt.«
    »Sie sehen mich, aber Sie werden Angelas Tagebuch nicht zu Gesicht bekommen, bevor drei Leute freigelassen wurden. Sie müssen mit mir zusammenarbeiten, Jerry. Sie haben dann immer noch vierzehn Geiseln. Sie konnten nicht wissen, wie viele Menschen da drin sein würden, als Sie das geplant haben. Es hätten genauso gut nur vierzehn sein können. Sie verlieren gar nichts und beweisen mir, dass Sie sich an die Abmachung halten. Ich zeig es Ihnen im Tausch gegen drei Geiseln, und ich lese Ihnen eine Seite daraus vor, wenn Sie noch drei freilassen. Dann können wir weiterverhandeln. Das ist ein faires Angebot, Jerry.«
    Lügen, dachte sie, sie erzählte jetzt nichts als Lügen. Konnte er es hören? Wenn sie jetzt versagte – würde sie damit leben können? Würde Duncan damit leben können?
    Sie hörte das Gemurmel über ihren Kopfhörer. Die Hintertür war mit einem Sprengsatz präpariert und an die Alarmanlage angeschlossen worden. Sie wusste nicht, ob genügend Zeit blieb, sie zu umgehen und alles zu entschärfen.
    Nutze die Chance, die du hast, rief sie sich wieder in Erinnerung.
    »Das Spezialeinsatzkommando muss die drei Geiseln sehen, Jerry. Sonst halten sie mich auf, sie lassen mich nicht weitergehen, bis sie sie gesehen haben.«
    Da drin tat sich was. Drei Frauen … gingen auf die Vordertür zu.
    Man nickte ihr zu, und sie verließ die Deckung. Trotz der Schwüle bekam sie eine Gänsehaut. »Hier bin ich, Jerry. Der erste Teil unserer Abmachung ist erfüllt. Jetzt sind Sie dran. Lassen Sie sie gehen.«
    »Ich seh dich nicht.«
    »Wenn ich näher komme, wird mich das Spezialeinsatzkommando einkreisen und zurückdrängen. Ich stehe im Südwesten des Gebäudes. Ich kann das Schaufenster sehen und erkenne eine – nein, zwei Geiseln, die rechts davon stehen.«
    »Wie dumm von dir, eine kugelsichere Weste zu tragen, Phoebe, wo ich dir doch ohnehin in den Kopf schießen würde.«
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