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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns
Autoren: Claire Bouvier
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versprochen, und ihr alle sollt nun Zeuge sein, wie ich ihr den Verlobungsring an den Finger stecke.«
    Jaqueline schlug die Hand vor den Mund. Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Ja, ich will deine Frau werden, Connor Monahan. Aus vollem Herzen.« Damit schloss sie die Hände um seine, beugte sich vor und küsste ihn unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Holzfäller.
    Warwick lenkte sein Pferd in Richtung Hafen. Ob Jaqueline und die Holzfäller schon in Montreal angekommen waren? Die Flöße würden zwischen all den Dampfern, Segelschiffen und Lastkähnen nicht zu übersehen sein. Langsam ritt er über die Uferstraße oberhalb der Kais, die von wuchtigen Gebäuden gesäumt war und einen guten Überblick auf die Hafenanlagen bot. Jetzt, am späten Abend, waren die meisten Ladungen gelöscht, und nur noch wenige Wagen und Pferdekutschen rollten über die Docks. Dafür war das Treiben in den Hafenkneipen umso fröhlicher. Tanzmusik klang zu Warwick herauf. Jemand spielte die Fiedel, Gläser klirrten, und fröhliches Gelächter zeugte von vergnügten Gästen.
    Warwick beschloss, die Suche für heute aufzugeben und sich einen guten Tropfen und ein anständiges Essen zu genehmigen, denn sein Magen knurrte plötzlich.
    Er band sein Pferd an und schlenderte hinunter zum Ufer, angezogen von dem immer ausgelassener aufspielenden Fiedler. Vor der Kneipe, aus dem die Weisen auf die Straße drangen, blieb er stehen. Was im Harbour Inn wohl gefeiert wurde? Eine Hochzeit vielleicht? Warwick blickte in die erleuchteten Fenster.
    War das möglich? Diese Frau, die da die Arme um den Nacken eines Mannes schlang - das war doch Jaqueline! Nein, ausgeschlossen! Warwick verwarf den Gedanken gleich wieder. Du siehst Gespenster, alter Junge!, schalt er sich und wollte sich abwenden. Aber da sah er das Gesicht des Mannes: Monahan! Das war tatsächlich Connor Monahan! Das kann doch nicht sein! Ich dachte, den hätten längst die Fische gefressen ...
    Der Holzhändler zog Jaqueline an sich und küsste sie.
    Verdammt, wie hatte der Kerl bloß überlebt? Die Niagara Falls verschlangen doch alles, was auf sie zustürzte, und bedeuteten den sicheren Tod.
    Zorn machte sich in Warwick breit. Ihm war nicht nur seine Rache verwehrt geblieben, Marion Bonville würde ihm auch keinen einzigen Cent mehr zahlen! Vielleicht würde sie sogar auf die unselige Idee verfallen, ihn aus lauter Bösartigkeit anzuzeigen.
    Nein, Monahan muss sterben! Und Jaqueline mit ihm.
    Warwick tastete nach der Wunde in seinem Gesicht. Die Narbe würde ihn zeit seines Lebens an den demütigenden Angriff mit dem Schürhaken erinnern.
    Aber ich werd es dir heimzahlen, Jaqueline Halstenbek. Ihr werdet es beide büßen, ihr Turteltäubchen!, schwor er sich und zog sich zähneknirschend in den Schatten zurück.
    Als sie das Harbour Inn zu später Stunde verließen, war Jaqueline überglücklich. Versonnen blickte sie auf den Ring an ihrer Hand. Connor und ich sind ein Paar, jubelte sie innerlich, beschwingt von dem heiteren Abend und dem guten Wein. Niemand wird uns trennen können.
    Als sie wieder aufschaute, ließ der Anblick einer jämmerlichen Gestalt ihr Blut gefrieren.
    Warwick! Er trug einen dicken Verband an der Schläfe, und seine Kleider sahen noch schäbiger aus als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Er wankte auf sie zu.
    Plötzlich hielt er einen Revolver in der Hand.
    »Connor!«, rief Jaqueline verzweifelt.
    Schon krachte ein Schuss!
    Jaqueline wollte Connor zur Seite ziehen, doch da war es bereits zu spät. Der Aufprall der Kugel schleuderte sie zurück. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sank sie in seinen Armen zusammen.
    Fassungslos starrte Monahan Jaqueline an, da feuerte Warwick erneut.
    Connor warf sich schützend über seine Verlobte.
    Passanten stoben schreiend in alle Richtungen davon, heimkehrende Hotelgäste retteten sich in den Eingang. Rufe nach der Polizei wurden laut.
    Da erschienen die Holzfäller in der Tür des Harbour Inn.
    McGillion reagierte sofort. Er zog seine Waffe und schoss.
    Warwick ging getroffen zu Boden.
    »Einen Arzt!«, rief Connor verzweifelt und schleppte Jaqueline, die in seinen Armen zitterte, in die Eingangshalle mit der Rezeption. »Wir brauchen dringend einen Arzt!«
    »Das Hôtel Dieu ist das beste Krankenhaus der Stadt«, meldete sich der Portier, der sich bei den Schüssen draußen auf der Straße unwillkürlich hinter seinen Tresen geduckt hatte und wieder aufgetaucht war. »Ich lasse sofort einen Wagen für Sie
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