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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns
Autoren: Claire Bouvier
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vorfahren.«
    Connor lehnte sich erschöpft an die Wand. Am liebsten wäre er losgelaufen, aber er wusste, dass er Jaqueline damit nur schaden würde.
    Er beugte sich hinunter zu ihr und streichelte zärtlich ihre Wangen. »Halte durch, mein Liebling! Du darfst mich nicht verlassen.«
    »Ich liebe dich, Co ...«, flüsterte sie, dann versagte ihre Stimme, und sie wurde ganz schlaff. Sie hatte das Bewusstsein verloren.
    Connor war vor Angst wie gelähmt. Das Geschehen um sich herum nahm er kaum wahr. Die Zeit dehnte sich endlos. Er merkte nicht, dass sein Vormann ihn jetzt stützte und sanft auf Jaqueline und ihn einredete.
    Als der Wagen endlich vor dem Eingang hielt, half er Connor und Jaqueline hinein. Die neugierigen Blicke der Passanten ignorierte er.
    Vorsichtig betteten die Männer Jaqueline auf die Sitzbank des Zweispänners. Der Kutscher knallte die Peitsche über dem Rücken der Pferde, und die Fahrt ging los.
    Das Hôtel Dieu, eines der modernsten Krankenhäuser Kanadas, wirkte von weitem wie ein Schloss. Mehrere hohe Gebäude gingen kreuzförmig von einem Turm mit grüner Kuppel ab. Die Ursprünge dieses Krankenhauses reichten bis ins 17. Jahrhundert zurück. Seit beinahe fünfzehn Jahren befand es sich am Mount Royal. Bedeutende medizinische Fortschritte waren hier gemacht worden. Connor erinnerte sich daran, in einer Zeitung gelesen zu haben, dass man hier bei einem Patienten eine Niere entfernt hatte. Wenn das möglich ist, werden sie es wohl auch problemlos schaffen, bei Jaqueline eine Kugel zu entfernen, dachte er. In wenigen Fenstern des Hospitals brannte noch Licht.
    Als die Kutsche anhielt, hob Connor die reglose Jaqueline aus dem Wagen und stürmte mit ihr zum Portal. »Jaqueline, bitte halte durch!«, flehte er leise, auch wenn er wusste, dass sie ihn nicht hörte. »Du darfst nicht sterben!«
    In der Eingangshalle der Klinik stieß er auf eine junge Frau in Schwesterntracht, die einen Medikamentenwagen schob.
    »Bitte, ich brauche Hilfe. Meine Verlobte ist angeschossen worden!«, rief Connor.
    Erschrocken schlug die Schwester die Hand vor den Mund, als sie den großen Blutfleck bemerkte, der sich auf Jaquelines Kleid ausgebreitet hatte.
    »O mein Gott! Einen Moment, bitte!«
    Connor legte Jaqueline kurzerhand auf einer Trage ab, die im Gang stand. Erst jetzt bemerkte er den beißenden Geruch, der die Flure erfüllte. Zärtlich strich er Jaqueline über das Haar und kämpfte gegen die Tränen an. Sie ist so blass, dachte er verzweifelt. Hoffentlich können die Ärzte sie retten. Schritte polterten den Gang hinauf. Die Schwester eilte herbei, begleitet von einer Kollegin und einem Mann im weißen Kittel.
    »Ich bin Doktor Roland Lacroix«, erklärte er nach einem Blick auf die Patientin. »Wir werden Ihre Verlobte in den Operationssaal bringen.«
    »Kann ich mitkommen?« Connor sah den Arzt eindringlich an.
    »Bis in den Wartesaal sicher.«
    »Danke.«
    Connor half ein Stück mit, die Trage zu schieben, bis sie den Wartesaal erreichten, wo er Platz nehmen musste.
    Er war nicht allein dort. Eine Frau saß da mit einem Kind, außerdem ein junger Mann, der nervös seinen Hut hin und her drehte.
    Während der Arzt und die Schwestern mit Jaqueline verschwanden, sank Connor auf eine Bank.
    »Meine Frau kriegt auch ein Kind«, bemerkte der junge Mann. Offenbar hatte er die Situation falsch verstanden. »Wir waren schon zu Bett gegangen, als es losging. Dass sich das Kind so eine dumme Zeit aussuchen musste!«
    Connor verzichtete darauf, ihn darüber aufzuklären, was wirklich geschehen war.
    »Es wird schon kommen, keine Sorge. Manchmal dauert es eben ein wenig.«
    Connor senkte den Blick auf die Bodenkacheln. Tränen nahmen ihm die Sicht. Ob Jaqueline und ich je Kinder haben werden?, fragte er sich. Was soll ich nur tun, wenn sie die Nacht nicht überlebt?
    Eine halbe Stunde später erschien McGillion mit zwei weiteren Holzfällern. Connor saß wie auf glühenden Kohlen. Noch immer hatte sich niemand blicken lassen, der ihm Auskunft über Jaquelines Zustand geben konnte. Die Frau mit dem Kind war inzwischen gegangen, nachdem einer der Ärzte kurz mit ihr gesprochen hatte. Der junge Mann kaute auf seinen Fingernägeln herum, sprang zwischendurch immer wieder auf und lief umher, als könne er die Ereignisse so beschleunigen.
    »Wie geht es ihr?« McGillion sah sich unbehaglich um. Er hasste Krankenhäuser.
    »Sie wird gerade operiert«, erklärte Connor.
    »Und wie lange wird das noch dauern?«
    »Wenn
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