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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns
Autoren: Claire Bouvier
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auch über Connors Gesicht, und seine Augen leuchteten. Er schlang die Arme um Jaqueline und küsste sie leidenschaftlich.

15

    Die Mannschaft hatte bis zum frühen Nachmittag schwer geschuftet, um das Holz aus dem Wasser zu fischen, es zu sortieren und ins Depot zu schaffen, während Connor mit seinen Kunden verhandelte. Darunter war auch ein Beauftragter des Architekten, der den Bau der City Hall vorantrieb und neues Holz brauchte. Seit drei Jahren schon gehörte er zu seinen besten Abnehmern, und Connor fragte sich, ob das neue Rathaus, das dem von Paris nachempfunden werden sollte, wohl jemals fertiggestellt würde.
    Nachdem er den Verkauf zu einem guten Abschluss gebracht hatte, stand einer zünftigen Feier nichts mehr im Wege. Schließlich gab es mehr zu begießen als nur die Ankunft des Holzes.
    Die Männer warfen die Hüte in die Luft und brachen in Jubelrufe aus, als er ihnen nach getaner Arbeit freigab und zudem verkündete, dass er nun seiner Braut einen Verlobungsring kaufen werde.
    »Ich lade euch alle zu meiner Hochzeit ein, die nach unserer Rückkehr in St. Thomas stattfinden wird. Heute Abend werden wir schon mal kräftig auf das bevorstehende Ereignis und die glückliche Ankunft des Holzes anstoßen. Ich erwarte euch ab sieben Uhr im Harbour Inn.« Damit schwang Connor sich auf sein Pferd und ritt in Richtung East Ward davon.
    Er hielt auf die belebte Rue Saint-Paul zu, wo sich viele Zeitungsverleger und Druckereien angesiedelt hatten, die Blätter in englischer oder französischer Sprache herausgaben. Vor einem fünfstöckigen Handelshaus aus grauem Kalkstein machte er Halt. Dort hatte sich nicht nur ein Gemischtwarenhändler, sondern mit Zéphirin Lapierre auch ein hervorragender Schuhmacher niedergelassen, bei dem Connor bei seinem letzten Besuch ein schönes Paar Lederstiefel in Auftrag gegeben hatte.
    Nachdem er die Stiefel abgeholt hatte, bog er in die Rue de Bonsecours ein. An der Ecke zur Rue Notre-Dame lag die berühmte Pharmacie von Doktor Picault, die vor allem deshalb stets gut besucht war, weil der Inhaber kostenlos für medizinische Konsultationen zur Verfügung stand. Hier erstand Connor ein herrlich nach Rosen duftendes Parfum, mit dem er Jaqueline überraschen wollte. Von der streng nach Hustensirup und anderen Heilmitteln riechenden Apotheke waren es nur ein paar Schritte zum Schmuckhändler, der in demselben Gebäude seine Preziosen feilbot.
    Die Atmosphäre in der Bijouterie, deren Fenster mit schweren roten Samtvorhängen drapiert waren, wirkte so elegant, dass Connor sich beinahe unwohl fühlte. Dennoch wurde er äußerst zuvorkommend bedient. Kaum hatte er seinen Wunsch nach einem Verlobungsring geäußert, wurde ihm auf einem schwarzen Samtkissen eine Auswahl bereitgelegt. Der Holzhändler entschied sich für einen schlichten Goldreif mit einem herrlich leuchtenden Rubin.
    Was Jaqueline wohl sagen würde, wenn er ihn ihr heute Abend an den Finger steckte?
    Voller Vorfreude nahm er die Schmuckschatulle an sich und verstaute sie gut in seiner Hosentasche, bevor er sich zum Port-Hotel aufmachte.
    Jaqueline war selig. Eine wunderschöne Nacht mit Connor lag hinter ihr. Connor, ihr zukünftiger Ehemann. Am frühen Morgen war er aus ihrem Bett geschlüpft und zurück zu seinen Männern geritten, um die anstehenden Arbeiten zu leiten. Sie hatte noch ein Stündchen weitergeschlafen. Dann hatte sie sich ein Bad richten lassen und die Zeit mit Körperpflege, Herumtrödeln, Träumen und mit ihren Aufzeichnungen zugebracht. Connor hatte ihr das Versprechen abgenommen, sich keinesfalls allein auf der Straße zu zeigen.
    Jetzt stand sie am Fenster und blickte hinaus auf den Hafen. Das Gewimmel weckte Sehnsucht nach Hamburg in ihr. Vielleicht werde ich eines Tages dorthin zurückreisen, dachte sie. Doch jetzt beginne ich erst einmal ein neues Leben.
    Für den Abend hatte Connor ihr eine Überraschung versprochen. Gespannt fragte sie sich, was das sein würde. Ein Kleid vielleicht? Sie blickte an sich herunter. Da ihr Kleid, das sie während der Reise getragen hatte, vollkommen hinüber war, blieb ihr nichts anderes übrig, als das Kleid zu tragen, das sie noch in ihrer Segeltuchtasche mitgenommen hatte. Es war das grüne, das Connor ihr geschenkt hatte. Während sie über den Stoff strich, erinnerte sie sich wieder an den Vorfall beim Empfang der Bonvilles.
    Wenn ich zurück bin, werde ich mir ein anderes zulegen. Oder vielleicht schon hier in der Stadt?
    Beim Frühstück hatte sie einige
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