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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns
Autoren: Claire Bouvier
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machte. Ob Warwick ihnen immer noch auf den Fersen war? Connor zitterte vor Wut. Gebe Gott, dass sich diese Annahme nicht bewahrheiten würde! Insgeheim verging Jaqueline bestimmt auch so schon vor Angst und Sorge. Die Stärke, die sie an den Tag legte, war gewiss nur Maskerade. Ob sie noch darauf hoffte, ihn heil wiederzusehen? Er durfte sie nicht länger warten lassen!
    Connor beschaffte sich ein frisches Pferd und neuen Proviant und ritt weiter. Nur die nötigsten Pausen gönnte er sich. Ständig hielt er Ausschau nach seinen Leuten. Während er am Lake Ontario vorbei und am Saint Lawrence River entlangritt, dachte er nahezu ununterbrochen an Jaqueline. Er sah sie vor sich, wie sie lachte, eine seltene Pflanze zeichnete oder voller Konzentration etwas in ihr Notizbuch schrieb, wie sie mit den Männern am Lagerfeuer saß und scherzte. Am schönsten aber war die Erinnerung an ihre gemeinsamen Nächte. Connor brannte nur so darauf, seine Liebste wieder in die Arme zu schließen, ihren Duft einzuatmen und ihre zarte Haut zu spüren. In der Hoffnung, die Flößer einzuholen, trieb er sein Pferd zum Galopp. Aber es sollte nicht sein. Er entdeckte nur Lastkähne, Segel- und Dampfschiffe auf dem mächtigen Strom.
    Nun ritt er die Straße zu seinem Holzdepot hinauf in der Hoffnung, dass die Flöße bereits eingetroffen waren. Das Pferd lahmte ein wenig von dem langen Ritt, doch bald durfte es sich ausruhen. Connor streichelte den Hals des Tieres. Vorfreude bemächtigte sich seiner. Endlich werde ich Jacqueline wiedersehen! Er konnte es kaum noch erwarten, sie in die Arme zu schließen.
    Schon tauchten die Dächer seiner Lagerschuppen vor ihm auf. Ohne zu überlegen, lenkte er seinen Braunen zum Kai.
    Da lag das Hausboot, dem Himmel sei Dank! Und sein Holz bedeckte das Wasser wie ein riesiger Teppich. Offenbar war so gut wie nichts verloren gegangen. Connor saß ab, band sein Pferd an und ging näher. Die gesamte Fracht war gut vertäut. Saubere Arbeit, McGillion!, dachte er zufrieden, während er über den Kai marschierte. Eigentlich war es Brauch, die Ankunft des Holzes zu feiern. Aber auf dem Floß war alles still. Wahrscheinlich ist ihnen das Feiern gründlich vergangen, überlegte Connor. Immerhin glauben sie, dass ihr Boss nicht mehr am Leben ist.
    Er sprang auf das Hausfloß und klopfte gegen die Wand. Einer der Männer steckte den Kopf durch die Tür.
    »Was ist ...«
    Es war Cody Jefferson.
    »Du lieber Gott!« Codys Augen weiteten sich. »Mr Monahan!«
    »Ja, ich bin es!«
    Die Tür schwang auf, und schon stürmte Cody auf ihn zu, sodass das Floß ins Schwanken geriet. Die beiden Männer fielen sich in die Arme und klopften sich gegenseitig auf den Rücken.
    »Wir dachten schon, Sie wären tot! Da werden sich die Jungs aber freuen! Und nicht nur die!« Cody grinste und brüllte lautstark: »He, Leute, Mr Monahan ist wieder da!«
    Connor sah sich suchend um.
    »Die Jungs schlafen im Schuppen, ich bin als Wache beim Holz geblieben«, setzte er erklärend hinzu.
    »Und wo ist Jaqueline?«
    »Die hat der Vormann im Hotel einquartiert. Kommen Sie, wir fragen ihn mal, in welches.«
    Damit begaben sie sich zu dem Schuppen, in dem sich die Mannschaft zur Ruhe gelegt hatte. Auch dort war das Staunen über den Zurückgekehrten groß.
    Die Männer umringten ihren Boss und redeten vor Freude alle durcheinander.
    »Wie sind Sie dem Fluss entkommen?«, fragte Bradley.
    »Ich bin an einem Ast hängen geblieben. Ein Fischer hat mich gerettet und mir ein Pferd überlassen, mit dem ich nach Toronto geritten bin. Leider habe ich euch dort knapp verpasst. Aber ich erzähl euch das alles noch genauer. Jetzt möchte ich vor allem schnell zu Miss Halstenbek.«
    »Ich habe sie im Hotel Port am Hafen einquartiert«, erklärte McGillion. »Die Lady hat sich verdammt Sorgen um Sie gemacht.«
    Schon schwang Connor sich wieder auf seinen Braunen. »Legt euch wieder schlafen, Leute!«, rief er noch, als er dem Tier die Fersen gab. »Morgen packen wir den Rest der Arbeit gemeinsam an und feiern die Ankunft des Holzes!«
    Die Zimmer des Port-Hotels, die auf der Hafenseite lagen, boten einen grandiosen Ausblick auf den Saint Lawrence River. Lichtpunkte hüpften auf den Wellen, und ein perfekter Halbmond hing wie ein Lampion am Himmel.
    Jaqueline, die am Fenster stand, seufzte. Das Zimmer war geschmackvoll eingerichtet und gut beheizt, doch sie konnte nicht schlafen.
    Alles könnte so schön sein, wenn Connor bei mir wäre, dachte sie. Wo steckst
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