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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke
Autoren: Sarah Lark
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Jahr. Genau genommen ist das Wetter in den Canterbury Plains ganz ähnlich wie hier, zumindest im Sommer. Die Winter sind milder, aber es reicht für erstklassige Wollqualität. Und das gute Gras macht die Schafe fett. Wir haben Gras im Überfluss, Silkham! Hektar um Hektar! Die Plains sind ein Paradies für Viehzüchter.«
    Zu dieser Jahreszeit konnte man auch in Wales nicht über Mangel an Gras klagen. Wie ein Samtteppich bedeckte das üppige Grün die Hügel bis weit in die Berge hinein. Auch die wilden Ponys konnten sich jetzt daran erfreuen und brauchten nicht herunter in die Täler zu kommen, um auf Silkhams Grasland zu naschen. Seine Schafe, noch nicht geschoren, fraßen sich kugelrund. Wohlgefällig betrachteten die Männer eine Herde von Mutterschafen, die zum Ablammen in der Nähe des Herrenhauses untergebracht waren.
    »Prächtige Tiere!«, lobte Gerald Warden. »Robuster als Romneys und Cheviots. Dabei sollen sie eine mindestens gleich gute Wollqualität liefern!«
    Silkham nickte. »Welsh-Mountain-Schafe. Im Winter laufen sie zum Teil frei in den Bergen. Die bringt so leicht nichts um. Und wo liegt nun Ihr Wiederkäuer-Paradies? Sie müssen entschuldigen, aber Lord Bayliff sprach nur von ›Übersee‹.«
    Lord Bayliff war Vorsitzender der Schafzüchtervereinigung und hatte Warden den Kontakt mit Silkham vermittelt. Der Schaf-Baron, so hatte in seinem Brief gestanden, gedenke ein paar Herdbuchschafe zu erwerben, um damit seine eigene Zucht in Übersee zu veredeln.
    Warden lachte dröhnend. »Und das ist ein weiter Begriff! Lassen Sie mich raten ... wahrscheinlich sahen Sie Ihre Schäfchen schon irgendwo im Wilden Westen von Indianerpfeilen durchbohrt! Aber da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Die Tiere bleiben sicher auf dem Boden des Britischen Empire. Mein Anwesen liegt in Neuseeland, in den Canterbury Plains auf der Südinsel. Grasland, wohin das Auge reicht! Sieht ganz ähnlich aus wie hier, nur größer, Silkham, ungleich größer!«
    »Nun, dies hier ist auch nicht gerade ein Kleinbauernhof«, bemerkte Lord Terence indigniert. Was bildete dieser Kerl sich ein, Silkham Farms wie eine Klitsche darzustellen! »Ich habe um die dreißig Hektar Weideland.«
    Gerald Warden grinste wieder. »Kiward Station hat um die vierhundert«, trumpfte er auf. »Allerdings ist noch nicht alles gerodet, da liegt noch einiges an Arbeit vor uns. Dennoch ist es ein prächtiges Anwesen. Und wenn dazu noch ein Zuchtstock der besten Schafe kommt, sollte es sich eines Tages als Goldgrube erweisen. Romney und Cheviot, gekreuzt mit Welsh Mountain – da liegt die Zukunft, glauben Sie mir!«
    Silkham wollte ihm da nicht widersprechen. Er gehörte zu den besten Schafzüchtern von Wales, wenn nicht ganz Britanniens. Unzweifelhaft würden Tiere aus seiner Zucht jede Population verbessern. Inzwischen sah er auch die ersten Exemplare der Herde, die er Warden zugedacht hatte. Es waren alles junge Mutterschafe, die bislang noch nicht gelammt hatten. Dazu zwei junge Widder bester Abstammung.
    Lord Terence pfiff den Hunden, die sofort darangingen, die verstreut auf einer riesigen Weide grasenden Schafe einzutreiben. Dazu umrundeten sie die Tiere in relativ großem Abstand und sorgten fast unmerklich dafür, dass die Schafe sich in direkter Linie auf die Männer zubewegten. Dabei ließen sie die Herde jedoch nie ins Rennen kommen – sobald sie sich in die gewünschte Richtung in Bewegung setzte, ließen die Hunde sich zu Boden fallen und warteten in einer Art Lauerstellung ab, ob ein Tier aus der Reihe tanzte. Geschah das, griff der zuständige Hütehund sofort ein.
    Gerald Warden beobachtete fasziniert, wie selbstständig die Hunde vorgingen.
    »Unglaublich. Was ist das für eine Rasse? ›Sheepdogs‹?«
    Silkham nickte. »Border Collies. Sie haben das Treiben im Blut und brauchen kaum Ausbildung. Und die hier sind noch gar nichts. Da müssten Sie mal Cleo sehen – eine Spitzenhündin, die einen Trial nach dem anderen gewinnt!« Silkham sah sich suchend um. »Wo steckt sie überhaupt? Ich wollte sie eigentlich mitnehmen. Jedenfalls habe ich das meiner Lady versprochen. Damit Gwyneira nicht wieder ... oh nein!« Der Lord hatte sich suchend nach der Hündin umgesehen, nun aber verweilte sein Blick auf einem Pferd und seinem Reiter, die aus Richtung des Wohnhauses rasch näher kamen. Dabei machten sie sich nicht die Mühe, die Wege zwischen den Schafkoppeln zu benutzen oder die Tore zu öffnen und hindurchzureiten. Stattdessen
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