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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose
Autoren: Sarah Lark
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nicht zumuten wollen. Dieses
Pferd jedoch ...
    Â»Sie haben ein hübsches Pony, Mylady«, bemerkte
Gerald Warden. »Ich habe eben seine Springmanier bewundert.
Reiten Sie mit dem Pferd auch Jagden?«
    Gwyneira nickte. Bei der Erwähnung ihrer Stute strahlten ihre
Augen ähnlich auf wie eben, als es um die Hündin ging.
    Â»Das ist Igraine«, sagte sie ungezwungen. »Sie
ist ein Cob. Die typischen Pferde für diese Gegend, sehr
trittsicher und ebenso gute Kutsch- wie Reitpferde. Sie wachsen frei
im Bergland auf.« Gwyneira zeigte auf die zerklüfteten
Berge, die im Hintergrund der Weiden aufragten – eine raue
Umwelt, die zweifellos ein robustes Naturell verlangte.
    Â»Aber nicht gerade das typische Damenpferd, oder?«,
sagte Gerald lächelnd. Er hatte schon andere junge Ladys in
England reiten sehen. Die meisten bevorzugten leichte Vollblutpferde.
    Â»Kommt darauf an, ob die Dame reiten kann«, beschied
ihn Gwyneira. »Ich kann nicht klagen ... Cleo, nun bleib doch
mal von meinen Füßen weg!«, rief sie der kleinen
Hündin zu, nachdem sie fast über das Tier gestolpert wäre.
»Du hast es ja gutgemacht, alle Schafe sind da!Aber das war nun
wirklich keine schwierige Aufgabe.«Sie wandte sich Silkham zu.
»Soll Cleo die Widder eintreiben, Vater? Sie langweilt sich.«
    Doch Lord Silkham wollte zunächst seine Mutterschafe
vorführen. Und auch Gerald zwang sich nun, die Tiere genauer in
Augenschein zu nehmen. Gwyneira ließ ihr Pferd währenddessen
grasen und kraulte die Hündin. Schließlich nickte ihr
Vater ihr zu.
    Â»Also gut, Gwyneira, dann zeig Mr. Warden den Hund. Du
brennst doch nur darauf, ein bisschen anzugeben. Kommen Sie, Warden,
wir müssen ein Stück reiten. Die jungen Widder sind in den
Hügeln.«
    Wie Gerald erwartet hatte, machte Silkham keine Anstalten, seiner
Tochter in den Sattel zu helfen. Gwyneira bewältigte die
schwierige Aufgabe, zunächst den linken Fuß in den Bügel
zu stellen und dann das rechte Bein elegant übers Sattelhorn zu
schwingen, voller Anmut und ganz selbstverständlich, wobei ihre
Stute so regungslos stand wie eine Statue.Als sie dann antrat, fielen
Gerald ihre hohen, eleganten Bewegungen auf. Das Mädchen und das
Pferd gefielen ihm gleichermaßen, und auch die kleine,
dreifarbige Hündin faszinierte ihn.Während des Rittes zu
den Widdern erfuhr er, dass Gwyneira die Hündin selbst trainiert
und schon diverse Hütewettbewerbe mit ihr gewonnen hatte.
    Â»Die Schäfer können mich schon nicht mehr leiden«,
erklärte Gwyneira mit unschuldigem Lächeln. »Und die
Frauenvereinigung hat die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt
schicklich sei, dass ein Mädchen einen Hund vorführt.Aber
was soll daran unschicklich sein? Ich stehe doch nur herum und mache
vielleicht mal ein Tor auf und zu.«
    Tatsächlich genügten ein paar Handbewegungen und ein
geflüsterter Befehl, um die gut geschulten Hütehunde des
Lords auszuschicken. Gerald Warden sah zunächst gar keine Schafe
auf dem großen Areal, dessen Zauntor Gwyneira diesmal lässig
vom Sattel aus geöffnet hatte, statt einfach darüberzuspringen.
Auch dabei bewährte sich das kleinere Pferd;Silkham und Warden
wäre es schwer gefallen, sich von ihren großen Tieren
herunterzubeugen.
    Cleo und die anderen Hunde brauchten nur wenige Minuten, um die
Herde zu sammeln, obwohl die jungen Schafböcke sich viel
aufmüpfiger gebärdeten als die ruhigen Mutterschafe. Einige
brachen während des Treibens aus oder stellten sich den Hunden
sogar kämpferisch entgegen, was die Sheepdogs aber nicht aus dem
Konzept brachte. Cleo wedelte begeistert mit dem Schwanz, als sie
sich auf einen knappen Ruf hin wieder zu ihrer Besitzerin gesellte.
Die Schafböcke standen nun alle in relativ geringer Entfernung.
Silkham wies Gwyneira zwei davon an, die Cleo sofort in
atemberaubender Geschwindigkeit von den anderen trennte.
    Â»Die hier habe ich für Sie vorgesehen«, erklärte
Lord Silkham seinem Besucher. »Beste Herdbuchtiere,
erstklassige Abstammung. Ich kann Ihnen nachher auch die Vatertiere
zeigen. Sie wären sonst bei mir in die Zucht gegangen und hätten
sicher eine Menge Preise geholt.Aber so ... Ich denke, Sie werden
meinen Namen als Züchter in den Kolonien erwähnen. Und das
ist mir wichtiger als die nächste Auszeichnung in Cardiff.«
    Gerald Warden nickte ernst.
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