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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose
Autoren: Sarah Lark
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das nur immer hat! Mutter achtet doch
so gewissenhaft darauf, dass kein Tier in ihre Nähe kommt ...«
    Gwyneira versuchte, gleichmütig dreinzublicken und Bedauern
zu heucheln, doch ihr ausdrucksvolles Gesicht spiegelte eher einen
gewissen Triumph. Warden hatte jetzt Zeit, sich das Mädchen
näher anzusehen: Es hatte einen sehr hellen Teint mit leichter
Neigung zu Sommersprossen, ein herzförmiges Gesicht, das
unschuldig süß gewirkt hätte, wäre der ein wenig
volle und breite Mund nicht gewesen, der Gwyneiras Zügen etwas
Sinnliches verlieh.Vor allem wurde ihr Gesicht von großen,
ungewöhnlich blauen Augen beherrscht. Indigoblau, erinnerte sich
Gerald Warden. So hieß das in den Farbkästen, mit denen
sein Sohn einen Großteil seiner Zeit vertrödelte.
    Â»Und Cleo ist nicht zufällig noch mal durch den Salon
gelaufen, nachdem die Hausmädchen dort jedes Hundehaar einzeln
entfernt hatten, bevor Madame sich aus ihren Räumen traute?«,
fragte Silkham streng.
    Â»Ach, das glaube ich nicht«, meinte Gwyneira mit
sanftem Lächeln, das ihrer Augenfarbe einen wärmeren Ton
verlieh. »Ich habe sie vor der Stunde persönlich in den
Stall gebracht und ihr eingeschärft, dass sie dort auf dich zu
warten hat.Aber sie saß noch vor Igraines Box,als ich
zurückkam. Ob sie wohl etwas geahnt hat? Hunde sind manchmal
sehr einfühlsam ...«
    Lord Silkham erinnerte sich an das dunkelblaue Samtkleid, das
Gwyneira beim Lunch getragen hatte. Wenn sie Cleo in diesem Aufzug in
die Ställe gebracht und sich vor ihr niedergehockt hatte, um ihr
Anweisungen zu geben, dürften ausreichend Hundehaare daran
haften geblieben sein, um die arme Madame für drei Wochen außer
Gefecht zu setzen.
    Â»Wir reden später noch darüber«, bemerkte
Silkham in der Hoffnung, dass seine Frau dann die Aufgabe des
Anklägers und Richters übernehmen würde. Jetzt, vor
seinem Besucher,wollte er Gwyneira nicht weiter zusammenstauchen.
»Wie finden Sie die Schafe, Warden? Ist es das, was Sie sich
vorgestellt haben?«
    Gerald Warden wusste, dass er jetzt zumindest der Form halber von
einem Tier zum anderen gehen und Wollqualität, Bau und
Futterzustand begutachten sollte. Tatsächlich hegte er
allerdings keinen Zweifel an der erstklassigen Qualität der
Mutterschafe.Alle waren groß und wirkten gesund und
wohlgenährt, und ihre Wolle wuchs gleich nach der Schur wieder
nach. Vor allem würde es die Ehre eines Lord Silkham unter
keinen Umständen zulassen,einen Käufer aus Übersee zu
betrügen. Eher würde er ihm die besten Tiere überlassen,
um seinen Ruf als Züchter auch in Neuseeland zu wahren. Insofern
blieb Geralds Blick zunächst auf Silkhams außergewöhnlicher
Tochter haften. Sie erschien ihm sehr viel interessanter als die
Zuchttiere.
    Gwyneira hatte sich jetzt ohne Hilfe aus dem Sattel gleiten
lassen. Eine schneidige Reiterin wie sie konnte wahrscheinlich auch
ohne Hilfestellung in den Sattel steigen. Im Grunde wunderte sich
Gerald, dass sie überhaupt den Seitsattel gewählt hatte;
wahrscheinlich bevorzugte sie das Reiten im Herrensitz.Aber
vielleicht hätte dies ja das Fass zum Überlaufen gebracht.
Lord Silkham schien ohnehin nicht begeistert, das Mädchen zu
sehen, und auch ihr Verhalten gegenüber der französischen
Gouvernante schien alles andere als ladylike.
    Gerald dagegen gefiel das Mädchen.Wohlgefällig
betrachtete er Gwyneiras zierliche, an den richtigen Stellen jedoch
ausreichend gerundete Figur. Das Mädchen war zweifellos voll
entwickelt, obwohl es sehr jung war, sicher kaum älter als
siebzehn. Ãœberhaupt schien Gwyn noch recht kindlich zu sein;
erwachsene Ladys brachten meist nicht so viel Interesse für
Pferde und Hunde auf.Allerdings war Gwyneiras Umgang mit den Tieren
weit entfernt von weiblichem Herumtändeln. Jetzt wehrte sie
lachend das Pferd ab, das eben versuchte, seinen ausdrucksvollen Kopf
an ihrer Schulter zu scheuern. Die Stute war deutlich kleiner als
Lord Silkhams Hunter, äußerst stämmig, aber doch
elegant. Ihr geschwungener Hals und ihr kurzer Rücken erinnerten
Gerald an die spanischen und neapolitanischen Pferde, die ihm auf
seinen Reisen auf dem Kontinent mitunter angeboten wurden. Für
Kiward Station jedoch befand er sie allesamt als zu groß und
vielleicht auch zu sensibel.Schon den Bridle Path vom Schiffsanleger
nach Christchurch hätte er ihnen
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