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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose
Autoren: Sarah Lark
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in relativ großem Abstand und
sorgten fast unmerklich dafür, dass die Schafe sich in direkter
Linie auf die Männer zubewegten. Dabei ließen sie die
Herde jedoch nie ins Rennen kommen – sobald sie sich in die
gewünschte Richtung in Bewegung setzte, ließen die Hunde
sich zu Boden fallen und warteten in einer Art Lauerstellung ab, ob
ein Tier aus der Reihe tanzte. Geschah das, griff der zuständige
Hütehund sofort ein.
    Gerald Warden beobachtete fasziniert, wie selbstständig die
Hunde vorgingen.
    Â»Unglaublich. Was ist das für eine Rasse? ›Sheepdogs‹?«
    Silkham nickte. »Border Collies. Sie haben das Treiben im
Blut und brauchen kaum Ausbildung. Und die hier sind noch gar nichts.
Da müssten Sie mal Cleo sehen – eine Spitzenhündin,
die einen Trial nach dem anderen gewinnt!« Silkham sah sich
suchend um. »Wo steckt sie überhaupt? Ich wollte sie
eigentlich mitnehmen. Jedenfalls habe ich das meiner Lady
versprochen. Damit Gwyneira nicht wieder... oh nein!« Der Lord
hatte sich suchend nach der Hündin umgesehen, nun aber verweilte
sein Blick auf einem Pferd und seinem Reiter,die aus Richtung des
Wohnhauses rasch näher kamen. Dabei machten sie sich nicht die
Mühe, die Wege zwischen den Schafkoppeln zu benutzen oder die
Tore zu öffnen und hindurch zureiten. Stattdessen setzte das
kräftige braune Pferd ohne zu zögern über alle Zäune
und Mauern hinweg, die Silkhams Koppeln begrenzten.Als es näher
kam, bemerkte Warden auch den kleinen schwarzen Schatten, der sich
nach Kräften mühte, mit Pferd und Reiter Schritt zu halten.
Teilweise sprang der Hund über die Hindernisse, teilweise hüpfte
er die Mauern wie Treppen hinauf oder tauchte einfach unter der
untersten Zaunlatte durch. Jedenfalls war das schwanzwedelnde,
eifrige Etwas schließlich vor dem Reiter auf der Schafkoppel
und übernahm gleich die Führung des Trios. Dabei schienen
die Schafe fast Gedanken zu lesen. Wie auf ein einziges Kommando der
Hündin formierten sie sich zu einer geschlossenen Gruppe und
stoppten brav vor den Männern, ohne sich dabei auch nur eine
Minute zu erregen. Unaufgeregt senkten die Schafe die Köpfe
erneut ins Gras, bewacht von Silkhams drei Hütehunden. Der
kleine Neuankömmling kam derweil Beifall heischend zu Silkham
und schien über das ganze freundliche Colliegesicht zu
strahlen.Allerdings sah die Hündin die Männer nicht direkt
an. Ihr Blick richtete sich eher auf den Reiter des braunen Pferdes,
der eben hinter den Männern zum Schritt durchparierte und
anhielt.
    Â»Guten Morgen, Vater!«, sagte eine helle Stimme. »Ich
wollte dir Cleo bringen. Ich dachte, du brauchst sie.«
    Gerald Warden blickte ebenfalls zu dem Jungen auf und wollte ihm
gerade ein paar lobende Worte zu seinem eleganten Parforceritt sagen.
Dann aber stockte er, als er den Damensattel bemerkte, dazu ein
verschlissenes, dunkelgraues Reitkleid sowie die Fülle des
nachlässig im Nacken zusammengebundenen, flammendroten Haares.
Möglicherweise hatte das Mädchen die Locken vor dem Ritt
züchtig aufgesteckt, wie es Brauch war, aber sehr viel Mühe
konnte sie sich damit nicht gemacht haben.Andererseits hätte
sich bei diesem wilden Ritt wohl fast jeder Knoten gelöst.
    Lord Silkham blickte wenig begeistert. Immerhin erinnerte er sich
jetzt daran, das Mädchen vorzustellen.
    Â»Mr. Warden – meine Tochter Gwyneira. Und ihre Hündin
Cleopatra, der vorgeschobene Grund ihres Kommens. Was machst du hier,
Gwyneira? Wenn ich mich recht erinnere, sprach deine Mutter von einer
Französisch-Lektion heute Nachmittag ...«
    Gewöhnlich hatte Lord Terence den Stundenplan seiner Tochter
nicht im Kopf, doch Madame Fabian, Gwyneiras französische
Hauslehrerin, litt an einer ausgeprägten Hundeallergie. Lady
Silkham pflegte ihren Gatten deshalb stets zu erinnern, Cleo vor dem
Unterricht aus dem Umkreis seiner Tochter zu entfernen, was nicht
einfach war. Die Hündin klebte an ihrer Herrin wie Pech und
Schwefel und war nur durch besonders interessante Hüte-Aufgaben
von ihr wegzulocken.
    Gwyneira zuckte anmutig die Schultern. Sie saß tadellos
gerade, aber locker und völlig sicher zu Pferde und hielt ihre
kleine, kräftige Stute gelassen am Zügel.
    Â»Das war vorgesehen, ja.Aber die arme Madame hatte einen
schlimmen Asthma-Anfall. Wir mussten sie zu Bett bringen, sie konnte
kein Wort sprechen. Woher sie
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