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Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Titel: Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Stück wahre mittelalterliche Geschichte erzähle, habe ich mir die schriftstellerische Freiheit genommen, einiges zu ergänzen und dramatisch aufzuarbeiten, z.B. die Vorkommnisse in Cahors.
    Stark motiviert hat mich ein tatsächlicher Vorfall aus dem Jahr 1203, bei dem es – einer Quelle zufolge - ziemlich mysteriös heißt, dass der Vizegraf von Carcassonne nach Montpellier ritt und dort „eine unliebsame Überraschung“ erfuhr. Von der Mutter gepeinigt, soll sich seine Braut entschieden haben, mit ihrer Stiefschwester Marie (Anmerkung: die spätere Königin von Aragón!) zu fliehen.
    Der historische Rahmen (die politischen Auseinandersetzungen, Albigenserkreuzzug, Belagerung von Béziers und Carcassonne etc.) war zu diesem Zeitpunkt bereits abgesteckt, doch mit der „geflohenen Braut“ nahm das Schreiben über Nacht nahezu obsessive Züge an. Ich entwickelte begeistert Szenen, die umso bunter wurden, je länger ich daran malte. Am Ende sagte ich mir: So war es ganz sicher nicht, aber so ähnlich könnte es gewesen sein.

    Widmung und Prolog
    Das Buch ist drei Männern gewidmet, den “Rettern von Carcassonne”, die im 19. Jahrhundert Carcassonne vor dem endgültigen Verfall bewahrt haben.
    Eugène Viollet-le-Duc,
    Jean-Pierre-Cross-Mayrevieille,
    Prosper Mérimée.

    Die Idee, den Architekten und Restaurator Eugène Viollet Le-Duc auch in den Prolog einzubinden, kam mir, als ich sein Buch „La Cité de Carcassonne“ las, in dem er ausführlich über gewisse Schwierigkeiten bei seiner Arbeit in der Cité von Carcassonne berichtet.

    Weil ich in der E-book-Ausgabe des Romans “ALIX …” aus Gründen der Übersichtlichkeit auf diesen Prolog verzichtet habe , stelle ich ihn hier in kompletter Länge vor …

PROLOG

    Oktober 1854 – Cité von Carcassonne
    Vor der Kathedrale St. Nazaire
    Ein kühler Wind strich von den Pyrenäen über die Cité von Carcassonne, als sich Eugène Viollet-le-Duc müde und verstaubt aus der Kathedrale St. Nazaire schleppte, wo er seit dem frühen Morgen die Restaurationsarbeiten überwacht und die meiste Zeit auch selbst Hand angelegt hatte. Der Architekt rollte seine Pläne zusammen, steckte sie unter den Arm und blieb dann für eine Weile stehen, um frische Luft zu schnappen. Aufmerksam sah er sich um: Es stimmte, die Cité glich einem Buch aus Stein, das sich jedoch lohnte, zu lesen. Allerdings war es mühsam, die einzelnen Seiten umzublättern. Sein Blick fiel auf die Türme der Stadt, deren Zahl sich einst auf stolze achtundvierzig belief, wo aber inzwischen kaum mehr ein Stein richtig auf dem anderen lag. Vor allem um den mächtigen La Vade und den kleineren Turm Balthazar tat es ihm leid: Kopflos, zerrupft, ohne Zinnen oder Dach waren sie seit Jahrhunderten Wind und Wetter ausgesetzt. Die Menschen, die sich irgendwann im Bereich des breiten Zwingers niedergelassen und dort, gegen die äußere und innere Mauer gelehnt, ihre Hütten gebaut hatten, benutzten die halb zerfallenen Türme als Schuppen, Abstellkammern oder Weinkeller.
    Und nun war es Viollet-le-Duc, als sprächen die Türme zu ihm, als forderten sie ihn auf, sie vom Missbrauch zu erlösen, dem Elend ein Ende zu bereiten. Es war nicht zu spät. Noch lag etwas vom Geist der Jahrhunderte über Carcassonne. Eugène spürte es ganz stark. Die Pracht des höfischen Lebens war noch nicht vergessen, auch wenn die Cité zu einem Elendsviertel verkommen war und als Steinbruch benutzt wurde, auch wenn jetzt dort die Ärmsten der Armen hausten. Eines war wichtig: Er musste die männlichen Einwohner ermuntern, mitzuarbeiten, denn es galt, die Seele Carcassonnes zu retten, doch er war vielen Leuten hier noch immer fremd. Zwar war es ihm gelungen, den Bildhauer Perrin und den Baumeister Cals zu gewinnen, die beide höchst talentiert waren und seine Begeisterung für diese Stadt teilten – Cals hatte auch im Handumdrehen fünf junge Arbeiter gewonnen -, aber es ging zäh voran mit der Anwerbung weiterer Kräfte, obwohl die Pläne für den Wiederaufbau längst fertig waren. Ja, es gab sogar offenen Widerstand. Der Grund war nicht die Bezahlung, sondern dass die Leute befürchteten, im Zuge der Stadterneuerung ihre Hütten zu verlieren und wegziehen zu müssen.
    Ein schwarz gekleidetes Mütterchen, so klapprig und dürr, dass es drohte, vom nächsten Fallwind weggeweht zu werden, drängte sich an Viollet-le-Duc vorbei, um in die Kirche zu schlüpfen. Eugène machte der Alten Platz und holte zugleich tief Luft. Dafür, dass sie
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