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Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Titel: Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Geschwister – gewissermaßen „Bastarde“ waren. Rom hatte Vaters zweite Ehe nie anerkannt. Ursprünglich hatte Marie Montpellier erben sollen, doch Mutter setzte durch, dass das Salische Recht zur Anwendung kam, das nur männliche Erben vorsah. Sie verheiratete Marie zum ersten Mal, als diese zehn war. Mit elf war sie bereits Witwe. Die nächste Ehe ging ebenfalls schief. Nachdem es sich herausgestellt hatte, dass der Graf von Comminges noch mit zwei anderen Frauen verheiratet war, lief ihm Marie davon. Seit einem Jahr lebte sie nun wieder in Montpellier, aber sie war unglücklich, lachte kaum, betete viel – was auch daran liegen mochte, dass sie Ihre kleinen Töchter in Comminges zurückgelassen hatte. Nach Maries Rückkehr war es im Turm zu heftigen Streitereien gekommen. Alix erinnerte sich an einen lauten Disput ihrer Eltern, einige Wochen, nachdem der Vater krank geworden war. Es ging um den Papst, um Bigamie und erneut auch um Marie als Vaters Nachfolgerin. Aber auch Alix` Name war gefallen und der der Stadt Carcassonne. Der Bischof vermittelte zwischen den Eltern. Bartomeu von Cahors. Schon wieder!

    2. LESEPROBE aus “ALIX …”, KAPITEL 10
    Der Zisterzienser Gui, einer der beiden päpstlichen Legaten, die für die Bekämpfung der Häresie eingesetzt worden waren, stand vor Papst Innozenz und schwitzte. „ … und der Hostienmissbrauch will kein Ende nehmen“, fügte er mit heiserer Stimme seinem Bericht hinzu. „Die Leute stecken den Leib des Herrn in die Bienenstöcke, um einer Epidemie Einhalt zu gebieten, sie streuen ihn über den Kohl, damit er besser wächst und die Raupen verscheucht, ja, die Männer behalten die Hostien sogar im Mund, um sich auf diese Weise Frauen gefügig zu machen!“ In wahren Bächen lief dem untersetzten Gui der Schweiß über den Rücken, was nicht daran lag, dass es im Lateran an diesem Tag besonders heiß gewesen wäre, sondern dass sein Gegenüber einfach nicht davon zu überzeugen war, dass das Schreckgespenst der Häresie nicht in der übertriebenen Prachtentfaltung des Klerus` zu suchen war, sondern im dummen Aberglauben des Volkes.
    Innozenz, ebenfalls im einfachen Habit eines Zisterziensers, das ovale Gesicht blass, verzog ärgerlich seinen kleinen Mund. Nun waren die Legaten mit der Dekretale Vergentis -der Androhung der Güterkonfiskation auch für Ketzer-Sympathisanten – ganze vier Jahre durch Okzitanien gezogen, um die Füchse zu fangen, die den Weingarten des HERRN verwüsteten, doch was hatte sich geändert? Nichts. Im Gegenteil, alles war noch viel schlimmer geworden. Es war gänzlich aussichtslos, mit Gui und Rainer die Häresie bekämpfen zu wollen. Aus Erde geformt ist der Mensch, empfangenin Schuld und geboren zur Pein , hatte Innozenz vor einigen Jahren – noch als Kardinal Lotàrio – in seinem Traktat De miseria humanaeconditionis geschrieben: Der Mensch handelt schlecht, gleichwohl es ihm verboten ist, er verübt Schändliches, das sich nicht geziemt, und setzt seine Hoffnung auf eitle Dinge, deren Ende zudem noch ungewiss ist. Nun musste er feststellen, dass seine eigenen Legaten sich in nichts von diesem Menschenbild unterschieden, und dass es vor allem die „eitlen Dinge“ waren, die es ihnen angetan hatten. Der Papst ließ sich seine Enttäuschung deutlich anmerken – nicht jedoch, dass er Gui und Rainer durchschaute. Der Verdacht, dass sie sich bereicherten, war durch zwei Briefe bestätigt worden. Der eine stammte von einem alten Priester aus Montpellier, der andere von Bischof Sicard aus Cahors. Beide Schreiben hatten an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig gelassen: Der darin angeklagte Fürstbischof Bartomeu hatte sich – wie auch der Erzbischof von Narbonne – seine Freiheit bei den Legaten Roms erkauft! Bevor Innozenz jedoch Gui und Rainer von ihrem Amt entband, mussten Vorkehrungen für die Zukunft getroffen werden. Zwei neue Legaten waren ihm wärmstens empfohlen worden, und diese bereiteten sich bereits im Kloster Fontfroide auf ihr schwieriges Amt vor. „Nicht der Aberglaube des Volkes ist es, der Uns betrübt und Sorgen bereitet“, entgegnete Innozenz unter Aufbietung größter Geduld, „sondern dass Unsere wahre Aufgabe, nämlich den Glauben rein zu halten, untergeht im Streit derer, die sich der Macht und dem Reichtum verschrieben haben: der Adel und das Episkopat. Jede Seite glaubt, ein größeres Anrecht auf den Zehent zu haben. Dass diejenigen Bischöfe in Okzitanien, die aus katharischen Familien stammen,
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