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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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nachdenken. »Es ist schon spät«, murmelte er und erhob sich.
    In Katharinas Miene zeichnete sich Enttäuschung ab, Enttäuschung, die ihm den Abschied noch schwerer machte. »Wenn ich wiederkomme, bleibe ich länger«, erklärte Pielkötter zum Abschied, wobei er den Anfang des Satzes, fast gegen seinen Willen, ein wenig betonte.
    Wenn. Katharina zuckte bei dem Wort zusammen, als hätte jemand sie unangenehm berührt. Vielleicht hatte er das wirklich. Unabsichtlich natürlich, aber eigentlich hatte er nur die Wahrheit ausgesprochen. Jetzt, da sich ein geheimer Wunsch, den er sich niemals wirklich eingestanden hatte, zu erfüllen drohte, wusste er einfach nicht, ob er sie erneut besuchen wollte. Falls ja, würde er sie in die Arme nehmen. Und dann gäbe es kein Halten mehr. Nicht, nachdem er nun sicher war, sie würde seine Küsse erwidern.
    Mit einem Mal drängte sich Marianne in seine Gedanken. War in ihrem Alltag noch Platz für ihn? Wann hatten sie zuletzt in trauter Harmonie miteinander geredet, wann sich das letzte Mal zärt lich berührt? Das alles fehlte ihm. Vielleicht war ihm das nie so bewusst geworden wie in diesem Moment.
    Zum Abschied hauchte er Katharina einen flüchtigen Kuss auf die hohe Stirn. Er sah Enttäuschung in ihrem Blick. Plötzlich dreh te sie sich um und verließ den Raum. Ehe er jedoch über den Grund nachgrübeln konnte, kehrte sie zurück. In ihrer Rechten hielt sie eine kleine Grubenlampe aus Eisen oder Stahl.
    »Damit Sie sich hier im Revier etwas heimischer fühlen«, erklärte sie ernst.
    Pielkötter jedoch war sicher, dass ihn das Geschenk immer nur an sie erinnern würde.

Montag, 30. Mai  15:00 Uhr

    Pielkötter fühlte sich überfordert wie selten. Sämtliche Handicaps und Schwierigkeiten schienen sich zu einem Berg zu türmen, der trotz besten Willens nicht zu bewältigen war.
    Nach der leidigen Zahngeschichte war Barnowski nun wegen eines Hexenschusses beim Arzt. Voraussichtlich musste er Liebermanns Überwachung morgen allein übernehmen. Zu allem Übel hatte er Sina Gabrillani immer noch nicht sprechen können. Am Wochenende hatte er sie zwar erreicht, aber sie hatte ihn mit der Begründung abgewimmelt, sie fühle sich nach dem Tod ihres Vaters noch nicht vernehmungsfähig. Inzwischen ging sie nicht einmal mehr ans Telefon. Pielkötter hatte sogar persönlich vor ihrer Wohnung in der Nähe des Innenhafens gestanden, sie hatte jedoch nicht aufgemacht. Oder war sie etwa nicht zu Hause ge wesen? Diese Tatsache hätte allerdings kaum zu der Schilderung ihres seelischen Zustandes gepasst. Er würde sie vorladen müssen.
    Pielkötter hatte das Gefühl, dass in absehbarer Zeit etwas Schreckliches geschehen würde, ihm aber die Hände gebunden waren, genau dies zu verhindern. Ohne große Hoffnung wählte er erneut die Nummer von Sina Gabrillani. Wieder ertönte nur das Freizeichen. Er hätte viel darum gegeben, die Tochter des dritten Toten von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Der flüchtige Blick von Weitem während der Trauerfeier zählte kaum. Pielkötter focht einen kurzen Kampf mit sich aus, dann entschloss er sich, Mark Milton anzurufen. Mehr als verlieren konnte er nicht.
    Der Psychologe meldete sich beim dritten Freizeichen, was er als ersten Erfolg verbuchte.
    »Pielkötter hier«, erwiderte er. »Ich bitte Sie wirklich ungern um diese Informationen, aber glauben Sie mir, in diesem Fall muss es einfach sein.«
    »Bisher habe ich keine Ahnung, worum es geht.«
    »Um Sina Gabrillani. Ich weiß, dass sie Ihre Patientin ist.«
    Milton schwieg für Pielkötters Begriffe viel zu lange. »Dann wissen Sie sicher auch, dass ich alle Gespräche zwischen mir und meinen Patienten vertraulich behandle.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Pielkötter in beschwichtigendem Ton. »Aber vielleicht haben Sie von den beiden Männern gelesen, die innerhalb von acht Tagen erstochen wurden.«
    »Und was hat meine Patientin damit zu tun?«, fragte Milton hellhörig.
    »Nun, ihr ebenfalls in dieser Zeit verstorbener Vater war mit den Opfern befreundet. Zudem hatten alle den gleichen Narbenkreis auf ihrer Brust. Darin die Anfangsbuchstaben ihrer Vor­namen.«
    »Oha«, entfuhr es dem Psychologen.
    »Darf ich diese Äußerung so werten, dass Sie mir helfen wollen?«, fragte Pielkötter in einem kurzen Anflug von Zuversicht, ohne eine Antwort abzuwarten. »Milton, hören Sie. Die Morde sind zweimal hintereinander an einem Dienstag geschehen. Am dritten Dienstag wurde Sina Gabrillanis Vater
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