Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
bist, ehe ich mich dir widme. Dein Mord muß sich schließlich
recht ins Bild fügen, verstehst du?«
    »Was meinst du damit?« fragte
ich heiser. »In welches Bild?«
    »Ins Bild vom Würger,
natürlich«, sagte er. »Es wäre ein Fehler, diese Serie jetzt zu unterbrechen.«
    Er trat einen Schritt auf mich
zu, den Arm über den Kopf erhoben und die Pistole schlagbereit. »Mach die Augen
zu!« befahl er.
    »Donald!« sprach eine gestrenge
Stimme. »Nein!«
    Don erstarrte plötzlich, seine
Augäpfel weiteten sich. »Wer hat das eben gesagt?« fragte er mit belegter
Stimme.
    »Donald!« sprach die Stimme
wieder. »Ich habe gesagt, nein! Du gehorchst mir nicht!«
    Jetzt wußte ich, daß ich nicht
mehr ganz bei ihm war, dem Dingsda, dem Trost. Mein Blick schweifte ringsum —
aber nur wir drei standen nach wie vor in der Gruft. Außer Clare war sonst
keiner zu sehen.
    Don rührte sich noch immer
nicht, stand wie gemeißelt, den Arm erhoben. Er stöhnte schmerzlich, und die
Pistole fiel ihm aus der Hand. »Nein«, wimmerte er. »Du bist doch tot! Bleib
auch tot! Solange du gelebt hast, hast du dich immer in meine Angelegenheiten
gemischt. Du kannst doch nicht einfach zurückkehren und wieder damit anfangen!«
    »Ich bin bei Euch«, sprach die
Stimme erbarmungslos. »In Ewigkeit!«
    Plötzlich flackerten die
Kerzen, und dann mußte ich mir eingestehen, daß ich sehr wohl wußte, woher die
Stimme drang. Ich sah Fabians tränenbenetztes, schreckgezeichnetes Gesicht, und
ich nahm an, daß meins etwa so ähnlich aussah.
    Die Stimme kam aus dem Sarg.
    Ein ganzes Weilchen standen wir
drei, ohne mit einem Muskel zu zucken. Dann sagte die Stimme befehlerisch:
»Mavis, heb die Pistole auf!«
    Ich reagierte instinktiv, bückte
mich und griff nach der Waffe. Meine Finger berührten sie, und gleichzeitig
bohrte sich Dons Absatz schmerzhaft in meinen Handrücken. Ich schrie gepeinigt
auf, und dann traf mich seine Faust aufs Schädeldach und warf mich rückwärts zu
Boden.
    Halb benommen lag ich da und
sah, wie Don nach der Pistole langte, das Gesicht eine verzerrte Grimasse
übermächtiger Wut. Jemand stürzte in die Gruft, stieß Fabian gewaltsam zur
Seite... Er erreichte Don, gerade als der sich mit der Pistole in der Hand
wieder aufrichtete.
    Einen Augenblick lang standen
sie Aug in Auge. »Du«, grollte Don, »du und deine verdammte Bauchrednerei! Ich
hätte es schon früher merken müssen.«
    »Halbbruderherz«, sagte Carl
leise, »deine Stunde hat geschlagen.«
    Dons Hand mit der Pistole
zuckte hoch, und Carls Faust sauste auf sein Handgelenk nieder. Die Pistole
fiel zu Boden, und ich warf mich drauf.
    Ich hörte die Schläge und das
Scharren ihrer Füße, als ich bei dem Schießeisen eintraf. Ich packte es mit der
Linken und kam wieder hoch auf die Knie. Dann erkannte ich, daß ich die Waffe
nicht mehr brauchte.
    Don kniete ebenfalls und japste
nach Luft, sein Gesicht war blutig und zerschrammt und kaum mehr
wiederzuerkennen.
    »Steh auf!« herrschte Carl ihn
an. »Los, steh auf!«
    Ich spürte jemanden neben mir,
mehr als ich ihn sah, und als ich aufblickte, starrte ich in Fabians glänzende
Augen. »Verzeihen Sie«, flüsterte er höflich, und ehe ich ihn daran hindern
konnte, hatte er mir die Pistole aus der Hand gerissen.
    Im gleichen Augenblick
schnappte Carl seinen Bruder und hievte ihn auf die Beine. Er nahm einen
Augenblick Maß, dann traf er ihn mit einem gewaltigen Uppercut, der Don quer
durch die Gruft und so heftig gegen den Sarg warf, daß zwei von den Kerzen
herunterfielen.
    Don stolperte wieder hoch,
stand schwankend und mit leicht glasigen Augen da. Die beiden verbliebenen
Kerzen beruhigten sich wieder, ihre Flämmchen leuchteten heller.
    »Du bleibst bei ihm«, sagte
Fabian mit zitternder Fistelstimme, »in Ewigkeit!«
    Die beiden Schüsse hallten
ohrenbetäubend durch das Gewölbe. Don hörte zu schwanken auf, als ihn die
Kugeln in die Brust trafen. Einen Augenblick lang stand er noch aufrecht, und
grenzenloser Schrecken ließ seinen Blick erstarren. Dann fiel er hinterrücks
über den Sarg, und auch die letzten beiden Kerzen erloschen.
    Jetzt war die arabische Finsternis
komplett, und das im Herzen von Kalifornien. Wieder wollte ich schreien, und
diesmal tat ich’s auch. Der Strahl einer Blendlaterne zuckte plötzlich aus der
Richtung Eingang, traf mich genau in die Augen und ließ mich vorübergehend
blind werden.
    »Mavis?« erklang Johnnys
verdrießliche Stimme. »Was, zum Teufel, geht denn hier drin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher