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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller
Autoren: Inge Lempke
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und wusste, dass die Frau, diese Krankenschwester, ihm hi nterher schaute. Sie sah nicht übel aus, vielleicht ein bisschen zu pummelig, aber daran konnte man arbeiten. Allerdings redete sie ziemlich schnell und laut und sehr bestimmt, so als sei es besser, ihr nicht zu widersprechen. Vermutlich hatte sie ihn mit einem ihrer Patienten verwechselt!
    „Hallo Dieter“ , begrüßte er den uniformierten Kollegen, der die Eingangstür bewachte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Sensation des Leichenfunds herumgesprochen hatte und sich die Schaulustigen vor dem Haus versammelten.
    „Hi, Arthur. Hier, bitte anziehen, Anweisung von Benno persönlich.“ Dieter, der im Lauf der Jahre ordentlich in die Breite gegangen war, hielt ihm einen weißen, dünnen Overall hin.
    „Scheiße, man schwitzt so in den Dingern.“ Arthur würde natürlich im Leben keine Anweisung von Benno missachten. Also quälte er sich in den unbequemen Anzug hinein und betrat den Hausflur.
    Sofort wurde ihm flau im Magen. Die Müllhalden um ihn herum störten ihn w eniger, die hatte er schon in vielen Wohnungen zu Gesicht bekommen. Aber hallo, was für ein Gestank! Arthur stieg vorsichtig, damit er nicht auf irgendeinem Mist ausrutschte, die Treppe in den ersten Stock hinauf, denn von dort waren Stimmen zu hören.
    Im Schlafzimmer der kürzlich verstorbenen Carmen Elisabeth Kirchfeld war der Fot ograf zugange, sowie die beiden Spurenspezialisten Benno und Brigitte, das ,Dreamteam‘ der Stadt und des Landes. Benno, klein und dünn, in einen weißen Overall mit Kapuze gehüllt, wandte sich um, als er Arthur ins Zimmer treten hörte. Die randlose Brille in seinem schon recht faltigen Gesicht blitzte kurz auf.
    „Na, auch schon da?“ , meinte er zur Begrüßung und deutete auf die Leiche, die er bereits freigelegt hatte: ein magerer Mann in zerfallender Unterhose, mit auf der Brust gefalteten Händen.
    Arthur staunte „Der sieht ja aus wie mumifiziert.“
    „Interessanter Effekt, nicht wahr? Wahrscheinlich entstanden durch die jahrelange Lagerung zwischen den Zeitungsstapeln.“
    Brigitte schaltete sich ein. Auch sie klein, aber nicht dünn, weiße Kapuze, randlose Brille, Falten. Ohne Falten hätte man die beiden für ein pubertäres Zwillingspaar beim Spielen ha lten können.
    „Das ist nur eine Vermutung, der Doc wird vielleicht anderer Meinung sein.“
    „Ja, Salome, der Doc weiß es natürlich besser“, brummte Benno und wollte sich eben wieder der Leiche widmen, als Arthur fragte: „Habt ihr schon andere Spuren gefunden?“
    Benno verdrehte die Augen. „Sag mal, jetzt im Ernst, ist dir hier zufällig was aufgefa llen?! Das ist ein Messie-Haushalt! Als wir vorhin hier reinkamen, ist Kunigunde erst mal nervlich zusammengebrochen!“
    „Ich heiße Brigitte “, nörgelte Brigitte dazwischen.
    „Meinetwegen. Weißt du eigentlich, Archie, was wir hier vor uns haben?! Wenn wir es genau nehmen - und wir sind bekannt dafür, dass wir es genau nehmen - müssten wir jede Seite dieser geschätzten zwei Millionen Zeitungen auf Spuren untersuchen!“ Benno machte ein Gesicht, als würden ihm erst jetzt die Konsequenzen dieser Aussage klar. „Oh Gott, ich werde den Rest meines Lebens in diesem Haus verbringen! Ich werde hier sterben!“
    „Quatsch!“ , wies Brigitte ihren Kollegen zurecht, ohne die Untersuchung der nächsten Leichenumgebung zu vernachlässigen. „Hast du vergessen, dass ich auch hier arbeite?“
    „Entschuldige, Liebes, aber du bist nicht mehr die Schnellste.“
    „Schnelligkeit ist nicht alles.“
    „Stimmt. Kann aber Leben retten.“
    „Auch Klugheit kann Leben retten.“
    „Tja, wenn wir ein paar kluge Köpfe hier hätten ... “
    „Ok, Leute, darf ich auch mal was fragen?“, mischte sich Arthur ein. „Haben wir´s überhaupt mit einem Verbrechen zu tun?“
    Benno pflückte vorsichtig ein paar Stofffasern vom Fuß des mageren Mannes. „Bisher hab ich nur eine Schnitt- oder Stichwunde im Bein entdeckt, und möglicherweise ein Hämatom am Kopf, beides nicht sehr tödlich. Aber wir müssen den Typ noch umdrehen; vielleicht hat er ja ein paar Löcher im Rücken, oder er ist vergiftet worden. Auf jeden Fall liegt der Kö rper, wie ich bereits sagte, nicht erst seit gestern hier, was das Ermitteln der Todesursache nicht einfacher macht.“
    „Du meinst, es könnten 10, 20 Jährchen gewesen sein?“
    „Mehr oder weniger.“
    „Ist alles etwas seltsam hier“ , murmelte Arthur. Zum Beispiel fand er die
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