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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller
Autoren: Inge Lempke
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wirklich, „wieso behauptet Ihre Tante, nicht zu wissen, wo ihr Sohn war, wenn er doch in ihrem eigenen Schlafzimmer unter den Zeitungen lag?“
    Claudia Schmitz schaute ihn mit erstaunt erhobenen Augenbrauen an. „Gute Frage. Vielleicht hat ihr jemand die Leiche untergeschoben, ohne dass sie’s gemerkt hat. Ihre Verzweiflung damals wirkte jedenfalls ziemlich echt.“
    „Das wär ja mal ein übler Plan: der Mörder versteckt die Leiche im Haus der Mutter. Heftig. Wissen Sie noch, wie alt Ihr Cousin ungefähr war, als er verschwand?“
    Schmitz überlegte und rechnete. „Wenn ich mich nicht irre, so um die 32. Aber am besten fragen Sie mal bei seiner dam aligen Frau nach, die weiß mit Sicherheit mehr als ich.“
    „Ja, danke, gute Idee.“ Das liebte Arthur: Leute, die ihm Ratschläge gaben, wie er seine A rbeit zu machen hatte! Ein Grund, die Schmitz jetzt auszuquetschen. Er holte sein kleines Notizbuch aus einer Jackentasche.
    „Ich brauche noch ein paar Angaben über Sie ... Sie heißen also Claudia Schmitz?“
    „Ja.“
    „Alter?“
    Ein missbilligender Blick. „Über 18.“
    „Verheiratet?“
    „Nicht mehr.“
    „Kinder?“
    „Ein Junge und ein Mädchen.“
    „Anschrift und Telefonnummer?“
    Schmitz gab ihm beides und packte noch ihre Handynummer obendrauf.
    „Leben Sie da allein mit ihren Kindern?“
    „Ja.“ Ihr Blick wanderte wieder zur Windschutzscheibe hinaus.
    Arthur machte eine kurze Pause und räusperte sich. „Noch eine ganz andere Frage : Sie als Krankenschwester kennen sich doch aus, ich hab nämlich manchmal den Eindruck, dass ... ähm ... also, dass mein Herz manchmal nicht ganz gleichmäßig schlägt.“ Hoffentlich verstand sie das jetzt nicht falsch. „Wie kann man das am besten abklären?“
    Langsam wandte sie sich ihm zu, im Blick Irritation. „Na ja, ich würde sagen, 24-Stunden-EKG.“
    „Hab ich schon dreimal machen lassen.“
    „Und?“
    „Mein Arzt meint, er könnte nichts Auffälliges finden.“
    „Ist doch prima.“ Sie klang jetzt leicht genervt. „Dann sind es sicher nur ungefährliche Rhythmusstörungen.“
    „Ungefährlich?!“ Damit wollte sich Arthur nicht zufrieden geben. „Also ich finde, man müsste -“
    „Sorry, diskutieren Sie das bitte mit Ihrem Kardiologen. Ich bin ziemlich kaputt und möchte nach Hause.“
    Diese Abfuhr überhörte Arthur großzügig. „Ich wollte Sie eigentlich noch auf einen Kaffee einladen.“
    Schmitz kratzte sich am Ohr, rieb sich die Nasenspitze und blickte ihm plötzlich direkt in die Augen. „Dürfen Sie das übe rhaupt? Ich bin doch irgendwie in den Fall verwickelt.“
    „Also bitte, Frau Schmitz, ich hab Sie doch nicht gefragt, ob Sie mit mir ins Bett gehen wo llen!“
    Schnell schaute sie woandershin. Ihre Hände, kräftig und sehr gepflegt, spielten mit der Ko rdel am Ausschnitt der blaugemusterten Tunika, die in lockerem Schwung über ihre Jeans fiel. „Nein danke, heute nicht: ich hab den ganzen Tag gearbeitet, und dann finde ich auch noch eine Leiche! Das muss ich erst mal wegstecken.“ Sie lächelte ein bisschen überdreht. „Wissen Sie was? Rufen Sie mich doch morgen am späten Nachmittag an. Dann sehen wir weiter.“
     
                                                                        *
     
    Arthur hatte nicht gut geschlafen. Durch seine Träume waren diverse Frauen gegeistert, die immer wieder sagten: ich finde dich schon irgendwie sympathisch, aber ... ja, ja, du bist ganz nett, aber ... und so weiter.
    Was steckte hinter diesem , Aber‘? Während der Rasur im Bad vor dem Spiegel inspizierte er sein Gesicht, doch das war in Ordnung, doch, er sah gut aus.
    Mann, jetzt bescheiß dich doch nicht selbst, du weißt genau, woran es liegt! Er schenkte sich selbst ein verkrampftes Lächeln. Genau, das war es, das kam nicht gut rüber! Vielleicht sollte er mal mit Claudia über sein Problem reden. Die Frau hatte als Krankenschwester garantiert für alles Verständnis!
    Eine Stunde später saß Arthur in seinem Büro im Polizeipräsidium und machte erst einmal Ordnung. Das war eine Folge seiner kleinen Macke: er liebte es, seinen Schreibtisch abends, bevor er nach Hause fuhr, mit Akten, Listen und Notizzetteln vollzuhäufen, dann musste er am näch sten Morgen aufräumen und sortieren. Das stimmte ihn positiv auf den Tag ein.
    Als er mit Sichten und Wegwerfen fertig war, tippte er ein paar Zahlen ins Telefon. Er hatte den Raum hier für
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