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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller
Autoren: Inge Lempke
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gehört?“
    „Nee, du?“
    „Auch nicht. Ich bin schon im Michaelisweg. Wann kannst du hier sein?“
    „In ein paar Minuten. Ist da alles abgesperrt?“
    „Klar, es handelt sich um ein Vier-Familien-Haus, die Mieter wissen noch nichts, man will alle Wohnungen gleichzeitig stürmen.“
    „Wer ist der Einsatzleiter?“
    „Gisbert. Beeil dich. Bis dann.“
    Claudia wirkte inzwischen leicht abwesend und fragte nicht weiter nach. Arthur ließ sie in Ruhe und spielte in Gedanken verschiedene mögliche Ausgänge des Dramas durch.
    Schließlich kamen sie an einer Straßensperre an und wurden durchgelassen. In einer Seite nstraße, so dass sie vom Haus aus nicht zu sehen waren, standen in Grüppchen ein paar Kollegen vom SEK bereit, in voller Kampfmontur, schwarze Stiefel, dicke Schutzwesten, Helme, MGs.
    Es handelte sich um eine durchschnittliche Wohngegend, sowohl Ein- als auch Mehrfamilie nhäuser, kleine Vorgärten, ab und zu ein Baum, ab und zu ein Geschäft. Und da lief auch schon Gisbert mit seiner Pilotenbrille herbei, die zwar nicht mehr so gewaltig war wie in den 80ern, aber von der Form kam der Mann anscheinend nicht los.
    „Hallo Arthur, wir sind so weit, du bist in der Gruppe, die auf den Dachboden geht! Hol dir da hinten `ne Weste!“ Er zeigte nach rechts und war auch schon wieder verschwunden.
    Als Arthur die Wagentür öffnete, um auszusteigen, hielt Claudia ihn am Arm fest. Er sah sie an - in ihrem Gesicht wütende Entschlossenheit.
    „Ich will mit!“ , platzte sie heraus.
    Arthur schüttelte den Kopf. „Nein, willst du nicht! Und darfst du nicht! Aber du erfährst es als erste, wenn wir ihn gefunden haben. Ich wette, ich bin in fünf Minuten wieder da. Mit Tim.“ Er befreite sich sanft aus ihrem Griff, gab ihr ein Küsschen auf die Backe, stieg aus und bat einen Kollegen, auf sie aufzupassen und nicht ans Haus zu lassen.
    Kurz darauf hatte er die Weste übergezogen und schlich sich mit den Leuten seitlich an die Eingangstür heran, vorbei an anderen Häusern, die Wand an Wand gebaut waren. Die Nachbarn waren, sofern zu Hause, gewarnt worden, ihre Nasen nicht zur Tür herauszustrecken. Aber hier und da, hinter Gardinen, Jalousien und Rollladen, glaubte Arthur gespannte, bleiche Gesichter entdeckt zu haben, neugierig und ängstlich zugleich.
    Jetzt hatten er und die anderen Männer das fragliche Haus erreicht. Das Erdgeschoss lag etwa einen Meter erhöht, so dass alle geduckt und ungesehen am dunkelgrau verputzten Sockel entlang zur Haustür huschen konnten, wobei sie alle einen kleinen Bogen um einen Hund ehaufen beschrieben.
    Die Haustür: nicht das neueste Modell, gelbliches Glas. Über der Tür, nach oben hin, bunte Glasbausteine, vermutlich das Treppenhaus. Nachdem ein Spezialist ruckzuck die Tür aufg emacht hatte, ging alles ganz schnell.
    18 Männer verteilten sich rasch und geräuschlos im ganzen Haus, jeder wusste, wo er hi nmusste, und was er zu tun hatte. Die Einteilung: drei für jede Wohnung, drei für den Keller, drei für den Dachboden, der über eine eigene Treppe erreichbar war. Innerhalb von 30 Sekunden waren alle auf Position, Gisbert gab sein Zeichen, Türen wurden aufgebrochen, Wohnungen gestürmt, Keller und Dachboden eingenommen.
    Arthur ließ seinen zwei besser verpackten Kollegen den Vortritt. Der Dachboden war groß, unübersichtlich, schlecht beleuchtet. Mindestens einer der Mieter hatte hier oben Wäsche au fgehängt. Unter den tiefgezogenen Dachschrägen standen alte Möbel und Kartons.
    Mit gezogenen Waffen arbeiteten sie sich Meter für Meter vorwärts, schoben Bettlaken, Jeans und Hemden beiseite, schauten in Ecken und hinter Kartons, rückten Schränke weg, und Arthur dachte mehrmals: Hoffentlich liegt er nicht irgendwo im Keller, ich kann ihr das nicht sagen ... ich kann das nicht!
    Auf dem Dachboden jedenfalls wurde Tim nicht gefangen gehalten. Sie machten einen letzten Rundgang, suchten nach versteckten Türen oder Luken, fanden aber nichts. Und auch in Arthurs Kopfhörern war das befreiende ,Wir haben ihn!‘ noch nicht erklungen.
    „Gehen wir runter und helfen den anderen“ , schlug Arthur vor, und die Kollegen nickten.
    Im ersten Stock standen die beiden Wohnungstüren offen, Arthur eilte in die linke Wohnung: in der Küche eine Frau Anfang 20, mit beleidigtem Gesichtsausdruck und zwei plärrenden Kleinkindern.
    Arthur befragte einen Kollegen, aber der bestätigte nur, dass man Tim in dieser Wohnung nicht gefunden hatte. In der gegenüber liegenden Wohnung
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