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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller
Autoren: Inge Lempke
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vor der Tür.“
    „Und wenn sie durch den Garten abgehauen ist?“
    „Dann ist sie weg“ , erklärte Hendrik in aller Gemütsruhe. War er vielleicht verantwortlich für die ewige Sparerei der Regierung?! „Darf ich dir mal was verraten? Ich bin allein hier - ihr seid doch alle bei der Entführung! Habt ihr den Jungen wenigstens gefunden?“
    „Ja, haben wir, und er lebt noch. Pass auf, Khalid und ich kommen rüber, und dann gehen wir zusammen ins Haus.“
    „Alles klar, ich warte auf euch.“
    Ja, warten. Wie viele Jahre seines Lebens mochte er schon mit Warten verbracht haben? Wie viele Kreuzworträtsel mochte er schon gelöst haben? Ein Großteil seiner Bildung beruhte auf Kreuzworträtseln.
    Er beugte sich seitwärts, um an das Fach in der rechten Seitentür zu kommen, wo ein Rätselheft steckte, und stützte sich an der vorderen Kante des Beifahrersitzes ab. Das nahm ihm die Kaffeetasse, die noch dort stand, übel, kippte um, und der Kaffee ergoss sich über das Polster. Natürlich, das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt!
     
                                                                        *
     
    Arthur hatte kein gutes Gefühl, als er vor dem Haus der Kamps vorfuhr. Es hatte ein bisschen was von einer Festung: braun verklinkert, ein tiefgezogenes Dach mit schwarz glänzenden Dachziegeln. Der Vorgarten war in Topzustand.
    Henry quälte sich gerade aus seinem Wagen. Der Mann war kaum größer als Arthur, aber fast doppelt so breit. Das lag vermutlich an seiner vorwiegend sitzenden Tätigkeit. Und an seinem Appetit. Er kaute auf etwas herum, während er, nicht eben eilig, näher kam. Er hatte stets die Ruhe weg.
    „Heute ist nicht mein Tag“, brummte er schmatzend, und Arthur hätte wetten mögen, dass er Recht hatte.
    „Immer noch niemand rausgekommen?“ Arthur deutete mit dem Kopf zum Haus hin.
    „Nee, aber eben ist ein Mann mit einem jüngeren Mann reingegangen. Wahrscheinlich Kamp und Sohn.“
    „Dann wollen wir mal.“
    Zu dritt marschierten sie auf die strahlend weiße Haustür zu, und Arthur klingelte. Als ein spindeldürrer Mann in den Fünfzigern öffnete, wies Arthur sich aus. „Wir würden gerne mit Simone Kamp sprechen.“
    „Ja, das würde ich auch gerne “, antwortete der Mann, der leicht vorstehende Zähne hatte und gar nicht unsympathisch wirkte. „Aber ich weiß nicht, wo sie ist.“
    Arthur informierte ihn andeutungsweise über die Anschuldigungen gegen seine Frau. Erst, als er fast fertig war, sah er im hinteren Teil des Flurs einen jungen Mann stehen. Eine unschöne Situation. Kamps Gesicht war immer mehr versteinert, aber komplett fassungslos schien er auch nicht zu sein. Traute er seiner resoluten Ehefrau am Ende sogar ein Verbrechen zu?
    „Dürfen wir uns im Haus ein wenig umsehen?“ , bat Arthur besonders höflich.
    Ein kurzes Zögern, dann nickte Kamp und trat zur Seite. Während man die unteren Räume in Augenschein nahm, plapperte Kamp drauflos, als habe er massiven Redebedarf.
    „Simone war echt komisch in den letzten zwei Wochen. Immer so nervös und gereizt. Aber meinen Sie, die hätte mir verraten, um was es ging? Und sie hat geputzt wie schon lange nicht mehr. Aber da durfte man ja nichts sagen. Und das Merkwürdigste: die kommt gestern Abend nach Hause und hat sich die Haare dunkel färben lassen! Nach 25 Jahren! Ich hab sie fast nicht wiedererkannt!“
    Weiterhin erfuhr Arthur, dass Simone über ein eigenes, ziemlich prall gefülltes Konto verfü gte, und dass ihr Mann sie verdächtigte, es mit der ehelichen Treue nicht ganz so genau zu nehmen.
    Im oberen Stockwerk kam dann heraus, dass zwei Koffer, einiges an Kleidung und ihre wic htigsten Papiere fehlten. Damit stand für Arthur fest, dass die Frau das Weite gesucht und gefunden hatte. Bevor er mit Khalid und Henry das Haus verließ, griff Kamp in seine Hosentasche und holte einen Zettel heraus.
    „Hier, das hab ich fast vergessen ... lag auf dem Wohnzimmertisch. Keine Ahnung, was sie damit meint.
    Arthur nahm das Stück Papier und las: Clemens war ein gottverdammter Kindermörder, und es tut mir nicht leid!! Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Verflucht noch mal - wann hatte das Weib Lunte gerochen?! Hätte man das verhindern können?!
    Er verabschiedete sich von Kamp, ging mit Khalid und Henry nach draußen und schaute auf seine Uhr: 16.45 Uhr. „Habt ihr nicht von Türholz’ Handy die Nummer der Kamp? Hat schon jemand ve
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