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Im Interesse der Nation

Im Interesse der Nation

Titel: Im Interesse der Nation
Autoren: Jan Guillou
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Nachrichtendienst jetzt auf untadelige Weise die Alleinverfügung über eine einzigartig wertvolle Handelsware erhalten hatte. Die Verhöre Koskows hatten mehr als 2000 Seiten an Protokollen und Analysen ergeben. Es war Information aus erster Hand, Aussagen eines der wichtigsten und ranghöchsten sowjetischen Überläufer aller Zeiten. Die Äpfel, die Schweden jetzt auf dem westlichen Nachrichtenmarkt anbieten konnte, würden vermutlich eine erhebliche Menge Birnen einbringen.
    Was sich auch in der Zahlungsbilanz erfreulich niederschlagen würde.
    Der Chef der Marine trat nicht zurück. Es wurden keine Nachforschungen angestellt, wie es zu einer bestimmten Entscheidung und der entsprechenden Befehlskette gekommen war. Weder Militärs noch Politiker verfolgten die Angelegenheit weiter.
    Jede solche Untersuchung hätte nämlich die Gefahr mit sich gebracht, daß etwas durchsickerte, was wiederum die Russen hätte provozieren können. Und das würde zu einem ganzen Minenfeld voller politischer und militärischer Gefahren führen.
    Folglich wurde allgemeine Übereinstimmung darüber erzielt, daß über die Operation Big Red nichts nach außen dringen dürfe.
    Zu einem etwas bizarren und fast lächerlichen Spiel kam es, als der Chef des SSI zum zweitenmal innerhalb weniger Jahre beim Ministerpräsidenten vorstellig wurde, um der Regierung vorzuschlagen, bestimmten Personen die Königliche Medaille für Tapferkeit im Feld zu verleihen.
    Der Regierungschef geriet zunächst spontan in Wut. Doch der Alte, der ihn in dieser Angelegenheit persönlich aufgesucht hatte, wartete ruhig das Ende des Wutanfalls ab und wies dann auf einige Punkte hin, die seiner Meinung nach eine gewisse Bedeutung hätten.
    Schon der frühere Regierungschef habe ja gewissermaßen das Prinzip durchbrochen, als er höchstpersönlich beschlossen habe, Hamilton die Medaille zuzuerkennen, nach seinem nicht ganz spektakulären Einsatz gegen die Staatsterroristen einer fremden Macht, oder wie man diese Leute nennen solle.
    Natürlich entsprach es normalem militärischem Brauch, verdientem Personal einen Gehaltszuschlag zu geben, da Orden in Schweden schon seit 1972 abgeschafft waren.
    Natürlich gab es auch eine Medaille für Pflichteifer und Redlichkeit im Dienst des Reiches, auf die der Empfänger verzichten konnte, um dafür entweder zwei Kristallvasen von Kosta oder eine goldene Uhr in Empfang zu nehmen. Doch diese Medaille wurde allen Beamten nach fünfundzwanzig Dienstjahren verliehen, und derlei kam für die Jungs nicht in Frage.
    Die jungen Operateure hätten immerhin eine glänzende Leistung vollbracht. Man müsse bedenken, daß sie in der festen Überzeugung gehandelt hätten, im Auftrag der Regierung und im Interesse der Nation zu handeln. Immerhin hätten sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt.
    Überdies - und das sei entscheidend - sei es von unerhörter Bedeutung, sich der absoluten Loyalität und des Schweigens der Operateure zu versichern. Und für Militärs bedeuteten diese kleinen Farbflecke auf der Uniform, die man Ordensspangen nenne, erstaunlich viel.
    Natürlich - doch das sagte der Alte nicht laut - bedeutete es viel für ihn, daß seine Jungs von der Regierung belobigt wurden - das wiederum würde interne Auseinandersetzungen im Generalstab über Sein oder Nichtsein des taktisch-operativen Nachrichtendienstes in seinem Sinne beeinflussen.
    Als entscheidend erwies sich das Argument, man müsse sich der Loyalität der drei jungen Leute versichern, sowie die unausgesprochene Drohung, welche Konsequenzen es haben könne, wenn sich einer der Beteiligten mißachtet fühle und es deswegen an Loyalität fehlen lasse. Der Alte drohte also mit Expressen, Öffentlichkeit und einer diplomatischen Krise.
    Eine Zeremonie fand jedoch nicht statt. Es wurden auch keine neuen Medaillen mit dem Bildnis Carls XVI. Gustaf auf der Vorderseite geprägt, sondern man nahm, was vorrätig war, nämlich Medaillen mit dem Bildnis Gustafs V. Zwei Medaillen aus dreiundzwanzigkarätigem Gold wurden per Einschreiben an ihre jungen, sehr stolzen Empfänger in Kalifornien geschickt. Somit wurde sichergestellt, daß sie in allen Fragen, die mit der Operation zu tun hatten, die es nie gegeben hatte und die eigentlich nur sie selbst Big Red nannten, völlig loyal blieben.
    Aus unergründlichen bürokratischen Gründen wurde auch die dritte Medaille per Einschreiben geschickt, diesmal jedoch an die Adresse Drakens gränd in der Stockholmer Altstadt.
    Auch auf russischer Seite
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