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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los
Autoren: Tom Holt
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Er räusperte sich und sagte: »Mir ist gerade ein Gedanke gekommen, und zwar der, daß das alles sorgfältig durchdacht werden muß.«
    »Finde ich auch«, pflichtete ihm der Außenstellenleiter bei. »Ich meine, wenn man das so rundum betrachtet.«
    »Ich finde, wir sollten nach dem altbewährten Verfahren vorgehen«, schlug der Vorsitzende des Ausschusses für Finanzen und Allgemeines vor.
    Der Personalchef schloß die Augen. »Ach du lieber Himmel, Norman«, seufzte er in Richtung Saaldecke, »das ist ja der reinste Geniestreich! Ja, den Vorschlag werden wir alle befolgen, was? Gut, vielen Dank, meine Herren, daß Sie Ihre Zeit geopfert haben. Ich bin aufrichtig davon überzeugt, daß wir heute echte Fortschritte gemacht haben. Also, nächste Woche um dieselbe Uhrzeit?«
    Anstatt ins Hauptgebäude zurückzukehren, bog der Personalchef links in den Korridor ein, ging rasch am Zimmer der Postdienststelle vorbei, wandte sich beim Aktenarchiv nach rechts und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Zwei Minuten später ließ er sich in harschen Worten über den Aufzugsschacht aus und machte sich daran, die siebzehn Treppen, die zum Anwaltsbüro führten, zu Fuß hinaufzugehen.
    »Den Burschen werde ich’s zeigen«, fluchte er vor sich hin und rang nach Atem. »Dieses Mal werde ich es denen dermaßen zeigen …«
    Je weiter er nach oben stieg, desto staubiger wurde es. An der Ausstattung war irgend etwas, das man nicht genau ausmachen konnte, etwas sehr Hintergründiges, das darauf hinwies, daß hier seit Ewigkeiten niemand mehr entlanggegangen war – wofür es wahrscheinlich einen einleuchtenden Grund gab. Vielleicht lag es daran, daß sämtliche Treppenstufen halb verrottet waren, redete sich der Personalchef Mut zu.
    Völlig außer Atem und schwitzend befand er sich schließlich im obersten Stockwerk des Gebäudes. Hier war es dunkel (es gab keine Glühbirne) und kalt und auch ein wenig gruselig. Seit einer Ewigkeit hatte er sich nicht mehr so weit oben aufgehalten, und er hätte wetten können, daß außer ihm niemand mehr hier war. Vor ihm befand sich eine derart schmutzige Glastür, daß er sie erst mit dem Ärmel abwischen mußte, bevor er die Aufschrift lesen konnte. Dahinter brannte jedoch Licht, was auf das Vorhandensein vernunftbegabten Lebens schließen ließ und nach seinem Dafürhalten eine erfreuliche Wendung wäre. Er kniff die Augen zusammen und las die Beschriftung auf dem Türfenster.
     
    D. GÄNGER
     
    stand dort, und darunter folgte in kleineren Buchstaben:
     
    ADVOCATUS DIABOLI
     
    »Aha, hier bin ich richtig«, murmelte der Personalchef vor sich hin, wobei er ein Schaudern unterdrückte.
    Dann klopfte er forsch an die Tür und drückte die Klinke nach unten.
     
    »Versuchen Sie’s mit einem Stück Silberpapier und ein bißchen Klebstoff«, empfahl der technische Berater am Telefonhörer.
    Vom anderen Ende der Leitung knisterte ihm die Stimme entgegen. »Funktioniert das auch?«
    »Keine Ahnung« – der technische Berater lehnte sich im Sessel zurück und steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund –, »könnte aber durchaus sein.«
    »Hören Sie«, fuhr die verknisterte Stimme fort. »Ich bin hier mit einer verdammt großen Heliumscheibe über Ostafrika liegengeblieben. Allmählich verbrennt hier alles. Schlagen Sie mir doch wenigstens etwas vor!«
    »Ist doch nicht meine Schuld«, entgegnete der Berater lakonisch. »Ich habe denen im Depot gesagt, daß das Getriebe dringend ausgetauscht werden muß, aber auf mich hört ja niemand.« Mit dem Mund an der Sprechmuschel, zerkaute er knirschend das Bonbon und schickte dabei ein Geräusch durch die Leitung, das wie das Ende der Welt klang. »Passen Sie auf, ich sage Ihnen jetzt, was ich für Sie tun kann«, fuhr er fort, nachdem er seinen Gaumen von den letzten Bonbonsplittern befreit hatte. »Ich schicke den Wartungsdienst mit dem Lastwagen los. Der kriegt Ihre Kiste wieder flott, keine Sorge.«
    Als Antwort erinnerte ihn die verknisterte Stimme daran, daß man den Wartungsdienst schon vor zwei Jahren im Zuge des Einsparungsprogramms aufgelöst und seine Mitarbeiter wieder den Weltmeeren zugeteilt hatte. »Wie wäre es mit dem Hilfstrupp?« schlug sie vor.
    »Glänzende Idee«, stimmte der technische Berater zu, wobei er schon den Dienstplan durchblätterte. »Das Problem ist nur, daß der sich gerade im Gesellschaftsklub beim Depot befindet und einen kaputten Billardtisch in Ordnung bringt. Wenn Sie etwas von dem wollen, müssen Sie außerdem
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