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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los
Autoren: Tom Holt
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also, was er macht, wurde dem Personalchef plötzlich klar; er antwortet, bevor man ihn überhaupt etwas gefragt hat. Das ist natürlich verdammt verwirrend, erhöht aber zweifellos die Effizienz. Wie ein Faxgerät oder etwas in der Richtung.
    »Und?« fragte er laut.
    »Ja«, antwortete Gänger. Er zog dabei ein trauriges Gesicht, was völlig unpassend war, denn es war fast ausschließlich aufs Lächeln zugeschnitten. »Das Problem ist nur, wie?«
    »Genau.«
    »Keine Ahnung«, sagte Gänger, während er sich zurücklehnte und die Hände hinter dem Kopf faltete. »Das war’s dann. In aller Kürze.«
    Der Personalchef kapitulierte. »Also gut, könnten wir bitte das Ganze noch einmal in aller Ruhe durchgehen und dabei die Lücken schließen?«
    Die traurigen Gesichtszüge flossen wie in der Pfanne zerlaufender Käse zu dem üblichen Lächeln auseinander. »Sie haben gedacht: ›Scheiße, jetzt ist noch ein unersetzlicher Mitarbeiter gegangen und hat seine Kündigung eingereicht, was sollen wir jetzt um Himmels willen tun?‹ Darauf habe ich mit ›Keine Ahnung‹ geantwortet, weil mir dazu beim besten Willen auch nichts einfällt. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß er ersetzt werden muß, denn sonst können sich zwar die Taschenlampenhersteller die Hände reiben, aber für alle anderen Beteiligten wäre das bestimmt kein Spaß, und obendrein müßten Sie dem Mann im Mond das Zweieinhalbfache bezahlen. Das Problem ist nur, wie wollen Sie bei dem Haufen Mist, der Ihnen an Arbeitskräften zur Verfügung steht, eine freie Stelle wie diese besetzen?«
    »Sie sagen es.«
    »Und das war’s. In aller Kürze«, schloß Gänger mit einem affektierten Grinsen.
    »Wie Sie das machen, ist sehr beeindruckend.«
    »Ach wo, das wirkt nur so«, winkte Gänger ab. »Telepathie ist wie Television oder Tele-Sonstwas. Hört sich zwar gut an, hilft aber letzten Endes nicht viel. Dabei handelt es sich weniger um richtige Telepathie«, fügte er schnell hinzu, »sondern vielmehr um eine Art partiellen Scharfblick. Kann man bei unserer Arbeit gut gebrauchen.«
    »Ach ja«, sagte der Personalchef und beugte sich ein Stückchen vor. »Danach hatte ich Sie schon fragen wollen.«
    Gänger zog einen Mundwinkel nach oben und offenbarte damit eine weitere Facette seines unaufhörlichen Lächelns. »Da haben Sie ganz recht«, erwiderte er. »Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls.«
    Der Personalchef blickte ihn finster an, und Gänger lachte.
    »Schon gut«, beschwichtigte er ihn. »Man hat mich für diese Aufgabe abgestellt, also will ich auch mit offenen Karten spielen. Und das bedeutet wiederum, daß Sie mir trauen können. In Ordnung?«
    »Vielleicht.«
    Gänger stand auf und trat ans Fenster. »Schöne Aussicht haben Sie von hier oben.«
    »Ja, man sieht sämtliche Königreiche der Erde«, pflichtete ihm der Personalchef geistesabwesend bei. »Hören Sie, wer genau sind Sie und Ihresgleichen eigentlich?«
    Gänger blickte weiterhin aus dem Fenster. »Ganz einfach«, antwortete er. »Zwar gehören wir eher zu den anderen als zu Ihnen, aber wir sind wirklich auf Ihrer Seite. Reicht Ihnen das?«
    »Nein.«
    »Okay. Wir sind zwar eine Abteilung wie alle anderen auch, handeln aber innerhalb der recht strikten Grenzen unseres Auftrags relativ autonom. Und auf Taufen wird unserem Abteilungsleiter gleich reihenweise abgeschworen.«
    Der Personalchef nickte. »Sowie all seinen Werken?«
    »Richtig«, bestätigte Gänger. »Außerdem all seiner Pracht, obwohl er in Wirklichkeit gar keine hat. Jedenfalls seit fünf Jahren nicht mehr.«
    »Seit fünf Jahren nicht mehr?« Der Personalchef runzelte die Stirn. »Was ist denn damals Besonderes …«
    »Damals wurde unsere Abteilung öffentlich ausgeschrieben«, antwortete Gänger. »Wir waren nämlich eine Art Versuchskaninchen. Vor fünf Jahren sind wir noch die mit Abstand unfähigste Abteilung in der gesamten Organisation gewesen …«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
    Gängers Hinterkopf nickte. »Und ob. Obwohl wir heillos überbesetzt waren, herrschte gleichzeitig Personalmangel. Die Arbeit hat sich gestapelt, die eingegangenen Seelen sind nicht bearbeitet worden, die Öfen mußten immer noch mit teurem, ozonschädlichem Schwefel befeuert werden, und am schlimmsten von allem: die Abteilung hat ein echtes Vermögen gekostet. Wirklich, das ganze System stand kurz vorm Zusammenbruch. Es gab sogar welche, nach deren Ansicht es im Grunde schon vor Jahren zusammengebrochen war, nur war das – wie
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