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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition)
Autoren: Elisabeth Miles
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als auch die Musik.
    »Glaub mir, das ist die schnellste Methode, alle hier rauszukriegen«, antwortete Drea, die weiter an den Kabeln säbelte, während das Rauschen immer lauter wurde. Und dann verstummten die Lautsprecher ganz. Nun waren die zunehmenden Schreckenslaute das Einzige, was noch zu hören war. Die Angst in der Halle wurde praktisch greifbar.
    »Drea, hör auf. Das ist Wahnsinn.« Em streckte die Hand aus, um ihre Freundin zu packen. Sie mussten das durchsprechen, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, um sich zusammen einen Plan zu überlegen. Aber Drea wirbelte herum, hielt die Schere zwischen die beiden. Die Taschenlampe steckte noch immer in ihrem Mund, strahlte Em ins Gesicht, blendete sie.
    Gleichzeitig ertönte ein Krachen, gefolgt von schepperndem Plastik auf dem Parkettboden. »Der Punsch!«, hörte Em jemanden schreien, kurz bevor sie sah, wie die rote Flüssigkeit langsam um ihre silbernen Ballerinas herumlief. Jemand musste auf den Getränketisch geknallt sein. Ein roter Strom ergoss sich nun über den Turnhallenboden. Als er sich um die frisch durchtrennten Kabel ansammelte, begannen Funken aus den zerfransten Kupferleitungen zu fliegen.
    Die nächsten paar Sekunden erlebte Em wie in Zeitlupe. Die Funken sprangen in die Luft und ihr orangegelbes Licht warf flackernde Schatten. Dann landete einer auf den Kreppbändern, mit denen die Turnhalle dekoriert war. Anschließend noch einer und noch einer. Zuerst verglühten sie nur. Aber dann stiegen langsam kleine Flammen aus der Dekoration auf. Sie zuckten und wurden rasend schnell größer. Em überkam die bizarre Vorstellung, gerade dabei zuzusehen, wie eine Daumenkinogeschichte sich entwickelte. Flip-flip-flip , und mit jeder Seite bewegt das Bild sich schneller, wird größer, unaufhaltsam.
     Innerhalb von Sekunden raste das Feuer in einem grotesken Kreuz und Quer die Papierbänder entlang. Bald schon sprangen die Flammen auf die Banner über, die an den Decken und Wänden der Turnhalle hingen: Field Hockey Meisterschaft 2009. Go Warriors! Herzlichen Glückwunsch dem landesbesten Quarterback Chase Singer .
    Als Nächstes käme die hölzerne Tribüne an die Reihe.
    Die Leute schrien. Rauch begann, durch die Halle zu wabern. Em hörte jemanden rufen: »Wir sind eingesperrt!«
    Die Eingangstür. Sie war verschlossen und all diese Menschen waren hier drin und Drea hatte ein Feuer gelegt. Hektisch überflog Em den Raum, suchte nach einem Weg nach draußen oder einer Lösung oder … Gott, nein, bitte … die Furien. Wo waren sie? Das war alles ihre Schuld. Lehnten sie sich vielleicht gerade irgendwo gemütlich zurück, um zuzusehen und die Vorstellung zu genießen?
    »Drea, komm!«, rief Em. »Wir müssen hier raus. Den Leuten passiert sonst noch was.«
    Aber Drea starrte an ihr vorbei, die Augen weit aufgerissen und voller Entsetzen.
    Em drehte sich langsam um, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Ty auf der Bildfläche erschien. Sie trug einen kurzen Rüschenrock und ein rotes Top, das ihren zarten Elfenbeinteint noch betonte. Trotzdem war es nicht mehr möglich, Ty anzuschauen, ohne auch diese scheußliche Kreatur zu sehen, die sich hinter ihrer Fassade verbarg.
    »Was machst du hier?«, fauchte Em. Der Rauch wurde langsam dichter und sie fing an zu husten.
    »Du bist nicht die Einzige, die neue Freundschaften schließt«, antwortete Ty hämisch grinsend. »Hast du deinen Spaß auf dem Ball?« Sie vollführte eine kleine Drehung. »Was hältst du von meinem Outfit?«
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich von uns fernhalten!« Wieder erfasste Em brennender Zorn.
    Ty lachte nur, verzog die Lippen zu einem breiten, herablassenden Lächeln. »Sei doch nicht auf mich wütend«, antwortete sie. »Drea ist diejenige, über die du dir Gedanken machen solltest. Bist du sicher, dass sie auf deiner Seite steht?«
    Em schüttelte den Kopf, versuchte, bei der Sache zu bleiben. »Ich hör dir gar nicht zu.« Sie ging auf Ty zu, die ihr jedoch geschickt auswich.
    Der ohnehin schon dunkle Saal füllte sich weiter mit Rauch, während das Rufen und Klopfen immer lauter wurde. Ty verschwand hinter einem der Spiegel. Em stürzte ihr nach, verlor rasch noch mehr die Orientierung. Die Glasflächen spielten ihren Augen Streiche – war das Ty? Sie taumelte vorwärts, die Hände ausgestreckt, und rannte gegen einen Spiegel – sie war auf ihr eigenes Abbild losgegangen. Der Spiegel kippte um und zersprang. Em schrie auf und machte einen Satz
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