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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition)
Autoren: Elisabeth Miles
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Schreien. Und Menschen, die zu den Türen hinausrannten. Aber Skylar kümmerte sich nicht mehr um sie. Sie kümmerte sich nur noch um sich selbst.
    Als sie es endlich zum Ausgang geschafft hatte, zitterte und schluchzte sie. Ihr Körper war am Ende, entkräftet durch die Schnittwunden, die Medikamente, die ganze Verwirrung, durch die Demütigung, so gesehen zu werden. Es tut mir leid, Gabby. Es tut mir leid, Lucy . Es tut mir so leid . Sie fühlte sich schwach. Eine Gruppe Schüler drängte sich an ihr vorbei, rannte auf den Gang und dann hinaus in die kalte Nacht. Sie schwankte und stolperte über den Mülleimer in der Eingangstür. Als sie sich nicht die Mühe machte, ihn wieder richtig hinzustellen, kippte er um und rollte den Flur entlang. Und die Tür knallte zu.
    Doch Skylar rannte einfach weiter, weinte weiter, murmelte ihre ungehörten Entschuldigungen und war so verloren in ihrem eigenen Elend, dass sie die Fäuste, die beinahe augenblicklich begannen, von innen gegen die Turnhallentür zu hämmern, gar nicht hörte.

Kapitel 29
    Kaum war das Licht verloschen, spürte Em, dass Crow sie packte, aber es entstand ein Tumult, in dem die Leute in verschiedene Richtungen auseinanderliefen, und Crow und Em wurden getrennt.
    Sie waren hier, die Furien – Em wusste es. Sie hatten die Turnhalle in Finsternis getaucht und was immer sie planten, es würde nichts Gutes sein. Panik erfüllte Ems Brust, gepaart mit unbändiger Wut. Sie musste sie finden, in Erfahrung bringen, was sie vorhatten, und es verhindern. Sie musste sie aufhalten.
    In der Dunkelheit verlor sie rasch die Orientierung, ihre Sinne gerieten durcheinander. Nach einem Moment anfänglicher Stille hatte man die Lautsprecheranlage wieder in Gang gebracht. Sie hörte die wummernden Bässe von Tanzmusik und Mr   Shields’ von Rückkopplungen unterbrochene Stimme am Mikrofon, als er versuchte, sich über den Krach hinweg Gehör zu verschaffen. »Das Licht geht gleich wieder an«, sagte er. »Bitte bewahrt die Ruhe.« Die Leute riefen durcheinander, in adrenalingesteuerter Kombination aus Angst und Entsetzen. Der Lärm war wie ein Sturmangriff, machte es unmöglich zu denken. Em hatte das Gefühl, um sie herum drehte sich alles, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wohin sie ging oder was sie tat. Sie hatte Gabby verloren. JD. Sogar Crow. Sie war ganz allein, steuerte auf die Dunkelheit am Ende der Turnhalle zu, weg von der Menge.
    Sie lief direkt in Drea hinein. In Jeans, gestreiftem Pulli und ihrer Kapuzenjacke, mit einem Rucksack auf dem Rücken, hatte sie sich offensichtlich nicht für den Ball zurechtgemacht. Em überkam eine Welle der Erleichterung, sie wäre ihrer Freundin am liebsten um den Hals gefallen.
    »Sie sind hier, Drea«, sagte sie außer Atem und blickte sich dabei um.
    »Ich weiß«, antwortete Drea finster. »Deshalb bin ich gekommen. Das Ritual muss jetzt stattfinden, Em. Bevor es zu spät ist.« Sie warf ihren Rucksack auf den Boden, kniete sich daneben und zog eine große Gartenschere heraus. Em starrte sie wortlos an. »Wir müssen alle rausschaffen«, sagte Drea und kramte weiter in ihrem Rucksack. Dann fand sie, wonach sie suchte: eine Taschenlampe.
    »Halt mal«, sagte sie und hielt sie Em hin.
    Em rührte sich nicht. Sie stand wie angewurzelt da.
    »Gut«, seufzte Drea. »Mach ich es halt selbst.«
    Sie knipste die Lampe an und steckte sie sich in den Mund, sodass sie gleichzeitig leuchten und ihre Hände benutzen konnte.
    Em spürte, wie eine neue Art von Angst – eine beißende, Böses ahnende Furcht – sich um ihren Körper wand. »Was machst du da, Drea? Wofür ist dieses Zeug?«, fragte sie. Mr   Shields faselte im Hintergrund immer weiter, beschwor die Schüler, sich zu beruhigen. Plötzlich entstand in der Mitte der Tanzfläche, wo die Spiegel aufgestellt waren, ein Tumult. Die Schlinge aus Angst zog sich immer fester um Ems Rippen.
    Drea antwortete nicht. Stattdessen holte sie tief Luft, öffnete die Schere, bis sie weit auseinanderklaffte, drückte sie dann schnell wieder zu und schnitt einen Strang der Kabel durch, die an den riesigen Lautsprechern angebracht waren, die die Vorderwand säumten. Anschließend tat sie es noch einmal. Und noch einmal. Und schnippelte weiter, während Em völlig verdutzt zusah.
    »Was machst du da?«, fragte sie wieder, obwohl die Antwort klar war. Warum machst du das? – das war die wichtigere Frage. Rauschen begann aus den Lautsprechern zu dringen, übertönte sowohl Mr   Shields
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