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Im Herzen der Zorn (German Edition)

Im Herzen der Zorn (German Edition)

Titel: Im Herzen der Zorn (German Edition)
Autoren: Elisabeth Miles
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nicht, dass dein Lover erfreut sein würde, das zu hören.« Er zeigte auf einen der Zerrspiegel, die in der Turnhalle aufgestellt waren, und zu ihrem Entsetzen erblickte Em Crows Bild darin. Er wirkte so groß und finster und herablassend wie immer, ließ den Blick über den mit seinen ehemaligen Mitschülern gefüllten Saal schweifen und … suchte nach Em, da war sie sich plötzlich ganz sicher. Sie hörte, wie die Leute um sie herum anfingen zu tuscheln und zu kichern, und plötzlich war Gabby hinter ihr und kreischte: »Was macht denn Ghostface hier?«
    Crow schritt entschlossen auf Em zu. Als er bei ihr ankam, zog er sie ohne jede Begrüßung beiseite.
    Em war sich bewusst, dass die Leute sie anstarrten. Crow hatte sich vor ihr aufgebaut, ziemlich außer sich und noch blasser als sonst. Sie schüttelte seine Hand von ihrem Arm ab. »Was zum Teufel machst du hier?«, zischte sie.
     »Em, ich komme gerade von Drea«, antwortete er. »Ich bin direkt hierhergefahren, um dich zu suchen.«
    »Wie bist du denn überhaupt reingekommen?« Em war klar, dass irgendetwas absolut nicht stimmte, aber ihre Gedanken galten dem banalsten aller Probleme: Crow war ein Schulabbrecher. Er konnte sich unmöglich eine Eintrittskarte gekauft haben.
    »Wen interessiert das schon?«, bellte er förmlich. »Hör mir zu. Es geht um Drea. Irgendwas ist mit ihr, Em. Ich glaube, sie hat etwas in Gang gesetzt. Ich bin gekommen, um dich zu warnen …«
    In dem Augenblick erstarb die Musik und sämtliche Lichter in der Turnhalle erloschen. Irgendjemand schrie und die Ascension Highschool wurde komplett in Finsternis getaucht.

Kapitel 28
    Skylar war gerade beim Ball angekommen. Sie schwebte über den Parkplatz. Eine Maske aus zarter schwarzer Seidenspitze, die mit dem satten Schwarz ihres Satinkleides harmonierte, strich sanft über ihre Verbände. Sie berührte die Maske mit den Fingern und fragte sich, woher sie sie hatte und wann sie sie aufgesetzt hatte. Die Wirkung der Medikamente ließ langsam nach, was dazu führte, dass ihr Schädel pochte und alles um sie herum hin- und herpulsierte wie unter grellem Stroboskoplicht. Sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wie sie hergekommen war, zur Schule, zum Ball. War es Lucy gewesen? Lucy hatte sie mitgenommen … nein. Das ergab keinen Sinn. Lucy kann doch nirgendwo hinfahren  …
    Jetzt war sie allein. Allein auf dem Ball. Sie schlenderte zu dem Neuntklässler, der den Eingang bewachte. Als er sie sah, stand er plötzlich auf und warf seinen Stuhl dabei um. Er schien … erschrocken.
    Sie lächelte ihn an, ohne zu wissen, ob er durch die Maske ihr Gesicht erkennen konnte. »Eine Karte für den Ball, bitte«, sagte sie und erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder.
    »Wir … wir verkaufen keine Eintrittskarten an der Abendkasse«, erwiderte der Junge zitternd und wich vor Skylar zurück, als wäre sie ein wildes Tier. Er wollte – oder konnte – sie nicht direkt ansehen.
    »Eine Karte für den Ball, bitte«, wiederholte sie. Wie eine dieser Puppen, die nur einen Satz sagen können, wieder und immer wieder.
    »Ich seh mal, ob ich Mr   Shields finden kann – damit er eine Ausnahme macht«, sagte der Neuntklässler. Während er weghastete, rief er noch über die Schulter: »Warte hier, ja? Warte einfach hier.« Dann verschwand er hinter der Flügeltür.
    Skylar nickte verträumt, hörte aber nicht auf ihn. Von unsichtbaren Mächten weitergezogen, schwebte sie hinter ihm her, schob den Mülleimer, der die Tür aufhielt, beiseite und wieder zurück an seinen Platz. Er quietschte über den Linoleumboden, aber niemand nahm Notiz davon.
    Das Bild, das sich ihr im Inneren bot, war weit entfernt von dem romantischen Ballsaal, den sie erwartet hatte. Es war dunkel und chaotisch. Das Licht war aus, und zwar anscheinend ungewollt. Aus dem vorderen Teil der Halle, wo sich auf einer provisorischen Bühne die Band mit ihren Verstärkern aufgebaut hatte, ertönte das stotternde Geheul von Rückkopplungen. Aus den Lautsprechern kam ein tiefes, rhythmisches Wummern – irgendwer testete wohl gerade das Soundsystem.
    Hohe, im spärlichen Licht der Notausgangsschilder und einiger Taschenlampen funkelnde Spiegel zeigten schemenhafte, verzerrte Bilder, die den chaotischen Eindruck, den die Halle bot, noch verstärkten. In ihrem benebelten Zustand und durch den wabernden künstlichen Dunst, der die Schüler umgab, wirkte das Ganze wie ein unterirdisches Labyrinth. Das Pochen in ihrem Kopf wollte nicht
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