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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne
Autoren: Elfie Ligensa
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gewahrt.« Sie lachte leise und griff nach seinem Arm.
    Karl zögerte, doch sie zog ihn schon mit sich und
rief dem Kutscher zu: »Du kannst schlafen gehen, John. Wir brauchen dich heute
nicht mehr.«
    Der grauhaarige Schwarze zog den Zylinder. »Gute
Nacht, Miss Sophie – und Euch auch, Mister Ruhland.«
    Â»Danke. Gute Nacht, John.« Karl sah der Kutsche
nach, die um die nächste Hausecke verschwand. »Das war nicht geplant. Wir
wollten doch im Haus meines Großvaters nächtigen.«
    Sophie lachte unbeschwert. »Komm schon mit. Und
hör auf zu denken, Liebster.« Bevor sie an die Haustür klopfte und bevor das
Hausmädchen öffnete, küsste sie ihn. Lange. Viel zu lange, als dass Karl hätte
gelassen bleiben können.
    Â»Wir gehen ins Kaminzimmer«, erklärte Sophie dem
Hausmädchen. »Bring uns bitte noch einen Imbiss und eine Karaffe Wein. Dann
kannst du zu Bett gehen.«
    Â»Sofort, Miss Sophie.« Das Mädchen, nur
unwesentlich älter als Sophie, knickste und verschwand.
    Â»Sophie, ich …«
    Â»Mein lieber Karl … ich bin so glücklich, dass
wir allein sein können.« Sie gab ihm keine Gelegenheit mehr, Einwände und
Bedenken vorzubringen. Ihre Küsse, ihre Zärtlichkeiten schwemmten alle
Vorbehalte hinweg. Hier, dicht vor ihm, war die Frau, die er liebte. Die seine
Zukunft war, das wusste Karl ganz sicher.
    Und so ließ er sich einfach fallen – hinein in
Sophies weiche Arme, die ihn hielten, die ihn stützten, die ihm Kraft gaben und
neues Glück.
    In dieser Nacht dachte Karl nicht an seinen toten
Bruder, nicht an die Trauer, die seither über Gut Hopeland lag wie ein dunkles Tuch. In dieser Nacht liebte er – und
er war sicher, dass er mit der gleichen Inbrunst wiedergeliebt wurde.
    Sophie war nur einen Augenblick lang scheu, dann
gab sie sich ganz seiner Führung hin. Sie war noch Jungfrau, doch er war
behutsam, streichelte und küsste sie so lange, bis sie bat: »Komm endlich zu
mir. Ich bin bereit.« Fest schlang sie die Arme um seinen Nacken, zog seinen
Kopf an ihre Brust und wartete, bis er ganz bei ihr war. Sie bäumte sich kurz
auf, ein kleiner Schrei entwich ihren Lippen, dann passte sie sich seinem
Rhythmus an, wurde eins mit ihm.
    Â»Das wünsche ich mir, seit ich dir zum ersten Mal
begegnet bin«, flüsterte sie, als er endlich ermattet neben sie sank und sie mit
einem Arm fest an sich presste.
    Â»Ich mir auch«, gab er zurück und küsste die
roten Lippen, die Augen, in denen Tränen der Seligkeit glänzten.
    Es dämmerte schon, als sie endlich eng
umschlungen vor dem Kamin einschliefen. Große Kissen mit orientalischen
Ornamenten – Erinnerungsstücke von Maximilians Reisen in diplomatischer Mission
– dienten als weiches Lager.
    Als der neue Tag begann und die schwarzen
Dienstboten im Gesindetrakt ihre Arbeit aufnahmen, stand Karl auf und zog sich
hastig an. Er war ein gutgebauter Mann mit breiten Schultern und schmalen
Hüften. Sein Haar, dunkelbraun und mit leichten Naturwellen, trug er gerade in
der richtigen Länge, so dass es sich zu einem Zopf zusammenbinden ließ.
    Â»Ich muss gehen.« Karl beugte sich über sie und
küsste sie. »Und du … du solltest rasch deine Zimmer aufsuchen.«
    Â»Ach was, es kommt doch keiner hierher. Bleib
noch – bitte.« Sie streckte die Arme nach ihm aus.
    Â»Sophie, sei vernünftig, das geht nicht.«
    Â»Ich will aber nicht vernünftig sein!« Sie
lachte, nahm den Worten damit ihren Ernst. Als sie langsam aufstand und in ihrer
vollkommenen Nacktheit vor ihm stand, schoss Karl das Blut heiß zum Herzen.
    Â»Ich werde um deine Hand anhalten«, flüsterte er
ihr ins Ohr, während er sie zärtlich streichelte. »Sobald dein Vater zurück
ist.«
    Â»Er kann sich doch nicht verloben! Wir sind in
Trauer!« Charlotte Ruhland schüttelte den Kopf. Wieder einmal schimmerten Tränen
in ihren Augen. So wie es immer war, wenn sie an ihren toten Sohn dachte.
    Â»Sebastian ist seit fast anderthalb Jahren tot.
Nie werden wir ihn vergessen, er wird immer in unseren Herzen sein, das weißt
du. Aber das Leben geht weiter. Und Sophie und Karl haben ein Recht auf Glück.«
Er hielt kurz inne, so als müsste er sich davor bewahren, etwas Ungehaltenes zu
sagen, dann fuhr er fort: »Sie wollen ja ohnehin auf ein großes Verlobungsfest
verzichten – wovon Sophie
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