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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne
Autoren: Elfie Ligensa
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sicherlich heimlich geträumt hat.« Ben trat ans
Fenster und sah hinaus auf die weitläufigen Weinberge, die um das Gutshaus
standen. Es war Spätsommer, die Reben gediehen prächtig, und es war zu hoffen,
dass der Wein des Jahrgangs 1825 besonders gut
werden würde.
    Â»Verschon mich mit diesen Phrasen. Für mich geht
das Leben nicht einfach weiter! Und das wäre ja noch schöner, wenn wir einen
Verlobungsball veranstalten würden!« Charlotte tupfte sich die Augen trocken.
»Damit wäre ich nie und nimmer einverstanden!«
    Â»Du bist zu hart. Und zu sehr eingesponnen in
deine Trauer. Das ist nicht gut, mein Herz.« Kurz drehte Ben sich zu ihr um,
doch als er den abweisenden Blick sah, mit dem sie ihn bedachte, wandte er sich
wieder zum Fenster um. Im nächsten Moment zuckte er zusammen. »Das darf doch
wohl nicht wahr sein!« Seine Augen weiteten sich. Draußen, im Schatten der alten
Obstbäume, stand Madeleine – und sie küsste einen Mann! Ben kniff die Augen
zusammen. Tatsächlich, es war Johannes Lammersburg, der seine Tochter da im Arm
hielt! »Was erdreistet sich dieser Mensch? Ich werde ihn vom Hof peitschen!«
Bens Gesicht rötete sich, er war so zornig wie selten zuvor.
    Â»Was ist denn?« Sein Ton hatte Charlotte aus
ihrer Lethargie gerissen.
    Â»Komm her und sieh es dir an!«
    Mit schwerfälligen Schritten trat sie neben ihn.
Gleich darauf stieß sie einen unterdrückten Schrei aus. »Das …! Nur das nicht!
Nicht er!« Sie raffte die Röcke und stürmte nach draußen und in den Garten.
Wenig später sah Ben, wie sie völlig außer sich auf Madeleine einschlug, die
schützend die Hände über den Kopf hielt.
    Johannes Lammersburg versuchte, sich zwischen die
Frauen zu stellen, doch Charlotte war wie von Sinnen. Ben hörte ihr Schreien bis
herauf in den weitläufigen Wohnraum. Doch er rührte sich nicht, sah wie
unbeteiligt zu, als Charlotte immer weiter auf Madeleine einzuschlagen versuchte
und dabei immer weiter schrie.
    Vielleicht ist das der Schock, der sie
aufrüttelt, ging es ihm durch den Kopf. Man muss oft den Teufel mit Beelzebub
austreiben. Und was könnte uns schlimmer treffen als eine Liaison zwischen
Madeleine und diesem – Mörder!
    Er spürte sein Herz, wie so oft in letzter Zeit.
Er presste kurz die Hand auf die linke Brust, atmete einige Male tief durch und
sah dann, wie Johannes mit langen Schritten davonging. Charlotte war zu Boden
gesunken, und Madeleine versuchte, ihrer Mutter aufzuhelfen. Doch Charlotte
schlug weiter auf ihre Tochter ein. Die wandte sich schließlich ab und ging ein
paar Schritte zur Seite.
    Ben biss die Lippen zu einem schmalen Strich
zusammen. Er achtete nicht auf die Enge in seiner Brust, auch das Rauschen des
Blutes in den Ohren kümmerte ihn nicht, obwohl der Arzt, den er kürzlich
aufgesucht hatte, ihn vor solchen Anzeichen gewarnt hatte. Er stürmte nach
draußen, wäre fast über Sina gestolpert, die gerade einen Teppich
abbürstete.
    Â»Komm mit«, sagte er knapp.
    Sina runzelte die Stirn. Ben wusste, dass sie und
ihr Mann Madeleine nicht mochten. Madeleine hatte, als sie noch jünger gewesen
war und als Thabo und Sina gerade geheiratet hatten, ein Schmuckstück von
Charlotte an sich genommen und dann Sina des Diebstahls bezichtigt. Doch
Charlotte und Ben hatten nicht einen Augenblick lang geglaubt, dass die treue
Sina etwas unrechtmäßig an sich genommen haben könnte.
    Thabo hatte die mit einem Perlenrand verzierte
Kamee – ein Erbstück von Tante Helene – drei Tage später gefunden, als er
Madeleines Reitstiefel putzte. Sie hatte die Brosche darin versteckt. Er hatte
Charlotte die Brosche gebracht und gesagt: »Fragt Eure Tochter, woher ich sie
habe.« Seit jenem Tag verabscheute der Schwarze Madeleine zutiefst. Und
Madeleine ging ihm aus dem Weg, so gut es ging.
    Beunruhigt folgte Sina Ben, und sie sahen gerade
noch, wie Johannes Lammersburg vom Hof ritt. »Mistkerl«, flüsterte sie. Dann
hasteten sie hinüber zu Charlotte.
    Diese kniete noch immer auf der Erde, von wildem
Schluchzen geschüttelt, als Sina und Ben zu ihr traten und sich neben sie
hinknieten. Behutsam versuchten sie, die verzweifelt Weinende aufzurichten.
    Â»Warum tust du uns das an?« Vorwurfsvoll, mit
einer Stimme, die so brüchig klang, dass sie sich ganz fremd anhörte, sah Ben zu
seiner Jüngsten
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