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Im Gewand der Nacht

Im Gewand der Nacht

Titel: Im Gewand der Nacht
Autoren: Barbara Nadel
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Männer schweigend da, ohne einander anzuschauen.
    »Schiwkow war in so viele Dinge verwickelt«, sagte İkmen schließlich. »Schade, dass wir nicht wissen durften, was man an höherer Stelle für ihn geplant hatte. Wir sind da in irgendetwas hineingestolpert.«
    »Der Mann, der mich angegriffen hat«, sagte Süleyman nachdenklich, »war Europäer.«
    İskender sah Süleyman kurz in die Augen und wandte den Blick dann wieder ab. Die beiden Männer hatten seit ihrer Entlassung aus dem Admiral-Bristol-Krankenhaus kein Wort über ihre Erlebnisse gewechselt, Ardiç und ein sehr eleganter junger Mann mit einer echten Rolex hatten ihnen nacheinander einzeln davon abgeraten.
    »Schiwkow war sowohl in den Fall Sivas als auch in den Fall Hatice İpek verwickelt«, erläuterte İkmen, ohne auf Details einzugehen. »Er hatte irgendeine Prostitutionsgeschichte laufen, die auf einer uralten Legende basierte, Vedat stieg mit ein, und …«
    »Du warst davon überzeugt, dass der Harem tatsächlich existiert«, erwiderte Süleyman scharf. »Du hast gesagt, Hikmet Sivas sei dort Kunde gewesen.«
    »Die Müren-Brüder haben die Leiche der armen Hatice in die Zisterne gelegt. Celal muss sie ziemlich gemocht haben, deswegen wurde sie auch so sorgfältig zur letzten Ruhe gebettet.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was die Sivas-Brüder mit der Sache zu tun haben«, sagte İskender und beobachtete interessiert, wie weitere Fische auf die Holzkohlengrills an Bord der sanft schaukelnden Boote gelegt wurden. »Ich meine, warum bringt man die Schwägerin seines Partners um?«
    »Schiwkow wollte, dass Hikmet seine Aktivitäten finanziert. Vedat stand unter dem Bann des Bulgaren«, antwortete İkmen. »Der Neid des jüngeren Bruders – Sie wissen doch, wie das ist.«
    »Ich verstehe nicht, warum ein bedeutender Filmstar mit amerikanischem Pass, der deiner Ansicht nach sogar Verbindungen zur Mafia hatte, sich von Schiwkow unter Druck setzen lassen sollte – trotz Vedat«, sagte Süleyman wütend. »Das ergibt für mich alles keinen Sinn! Und uns hat man praktisch ausgeschaltet.«
    »Du würdest alles tun, um die Wahrheit herauszufinden, nicht wahr, Mehmet?«
    Suleyman sah İkmen an.
    »Du weißt es, stimmt’s?«, erwiderte er kalt. »Du warst im Malta Köşkü, bei Vedat, den Ausländern und General Pamuk.«
    »General Pamuk hat uns – ich meine unseren Einsatzkräften – geholfen, zu Schiwkow, Müren und den anderen vorzudringen«, warf İskender nervös ein. »Es ist ziemlich …«
    »Man hat mich unter Drogen gesetzt, auch das weißt du!«, sagte Süleyman mit leiser, wütender Stimme zu İkmen. »Du hast mich im Krankenhaus besucht. Daran erinnere ich mich!«
    »Ich muss jetzt gehen«, meinte İskender plötzlich, warf den Rest seines Brötchens weg und stand auf. »Ich dürfte gar nicht hier sein.« Er sah Süleyman an, der seinen Blick unbarmherzig erwiderte. »Tut mir Leid, Mehmet!« Und dann ging er eilig in Richtung Galatabrücke.
    Sobald er außer Hörweite war, wandte sich Süleyman wieder İkmen zu. »Etwas ganz Großes ist passiert, stimmts, Çetin? Etwas, das zum Himmel stinkt.«
    İkmen starrte zu Boden und musste blinzeln, weil ihm der Qualm seiner Zigarette in die Augen stieg. »Es war Schiwkow.«
    »Nicht nur Schiwkow!«
    İkmen blickte auf und sah Süleyman direkt in die Augen. »Du musst es genauso machen wie Metin, Mehmet«, sagte er leise.
    »Also hast du uns auf ein Fischbrötchen hierher eingeladen, um uns dazu zu bringen, alle Fragen zu vergessen und die ganze Sache einfach auf sich beruhen zu lassen?«
    »Ich muss sicher sein, dass du das auch wirklich tust«, erwiderte İkmen. »Absolut sicher.«
    »So groß ist es also, ja, Çetin?«, fragte Süleyman immer noch aufgebracht. »Es geht bis ganz nach oben, ja, genau wie wir vor dem Blutbad vermutet haben? Ich dachte, dass gerade du so etwas nicht mitmachen würdest.«
    İkmens Hand war an der Kehle seines Freundes, bevor der Luft holen konnte.
    »Das alles geht sehr viel weiter, als wir uns vorstellen können!«, zischte er. »Über unsere Stadt und unser Land hinaus!«
    »Çetin!«
    »Du darfst nicht mal davon träumen, was in jener Nacht passiert sein könnte, Mehmet! Denk nicht daran, sprich nicht darüber – mit niemandem. Auf die Weise könntest du am Leben bleiben!« Als İkmen die neugierigen Blicke einiger Passanten bemerkte, ließ er Süleymans Kehle los und legte die Hände wieder auf seine Zeitung.
    Süleyman atmete tief durch, um seine Nerven zu
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