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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Jeaniene Frost
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können, obwohl Gretchen und ich die einzigen Menschen im Raum waren. Vor Nervosität war mir der Appetit vergangen, doch ich langte mit gespieltem Genuss herzhaft zu, während ich mich fragte, wann Vlad endlich den wahren Grund der Veranstaltung enthüllen würde. Er lud doch wohl nicht einfach so aus Großspurigkeit zwei Dutzend Leute zu einem Galadinner ein. Vlad war vieles, aber Angeberei konnte man ihm nicht nachsagen.
    Die Bombe ging während der Nachspeise hoch. Ich hatte mir gerade einen Löffel Crème brulée genehmigt, als Vlad sich erhob und alles Geplauder verstummte.
    »Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte Vlad in das plötzliche Schweigen hinein. »Geschätzte Freunde und honorige Mitglieder meiner Sippe, ich wollte, dass ihr heute Abend als Zeugen anwesend seid.«
    Damit trat er hinter meinen Stuhl und legte mir die Hand auf die Schulter. Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, um ihn ansehen zu können. Was soll das?, dachte ich nervös.
    Er ignorierte die Frage. »Den meisten von euch ist bekannt, dass Leila bereits seit Monaten meine Geliebte ist. Darüber hinaus hat sie ihr Leben riskiert, um meine Leute zu schützen, und selbst unter der Folter bedingungslose Loyalität bewiesen. Aufgrund ihres immensen Wertes für mich biete ich ihr nun einen Bund für die Ewigkeit an, wenn sie ihn eingehen möchte.«
    Damit beugte er sich vor, und sein warmer Atem strich mir über den Hals, während er mir zuflüsterte: »Du hast dich bereits gefragt, ob meine Gefühle für dich sich geändert haben, seit du deine Fähigkeiten verloren hast. Dies soll meine Antwort sein.«
    Ich erhaschte einen Blick auf seine von Narben übersäte Hand, bevor er eine kleine Samtschachtel vor mich hinstellte. Mein Herz begann zu hüpfen, während in meinem Kopf Erschrecken und Freude durcheinanderwirbelten. Am anderen Ende der Tafel hörte ich Gretchen keuchen. Das hatte ich nun wirklich nicht hinter dem aufwendigen Dinner vermutet. Zwischen Vlad und mir hatte sich tatsächlich etwas verändert, und zwar zum Besten.
    »Vlad, ich …«
    Ich konnte zwar weder klar denken noch sprechen, doch meine motorischen Fähigkeiten funktionierten noch. Mit vor Freude zitternden Händen öffnete ich langsam das dunkle Schächtelchen.
    Gretchen war schon dabei, aufzuspringen und zu mir zu eilen. Irgendwann mussten mir Freudentränen gekommen sein, denn ich konnte den Inhalt der Schachtel kaum erkennen. Es war aber definitiv ein Ring. Ein Freudentaumel erfasste mich. Erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich Vlad liebte und wie leidenschaftlich ich gehofft hatte, dass er meine Gefühle erwiderte. Ich blinzelte, um den Ring näher in Augenschein nehmen zu können … und Verwirrung trübte mein Hochgefühl.
    Maximus packte Gretchens Arm, bevor sie zu mir hasten konnte, doch sie war bereits nah genug, um einen Blick in die Schachtel werfen zu können.
    »Du Geizkragen, das ist kein Diamant!«, verkündete sie mit der ihr eigenen Taktlosigkeit. »Was soll das denn für ein Verlobungsring sein?«
    Auch ich wunderte mich über Vlads Wahl, denn ich erkannte den Ring als Kopie des Erbstückes, das von Vlads Vater auf ihn übergegangen war. Aber von Vlad wäre mir jeder Verlobungsring lieb und teuer gewesen. Und vielleicht war es ja auch eine Familientradition der Draculs, ihrer Zukünftigen mit einem solchen Schmuckstück den Antrag zu machen …
    »Das ist kein Verlobungsring«, war Vlads knappe Antwort an Gretchen. »Es ist das Symbol für Leilas Zugehörigkeit zu meiner Sippe. Alle von mir erschaffenen Vampire tragen es.«
    Auf seine Worte hin verwandelte sich mein Freudentaumel in eine einzige schmerzhafte Erkenntnis: Er macht dir keinen Antrag. Er bietet dir lediglich an, dich zum Vampir zu machen!
    Vlad richtete sich wieder auf, und seine Hand löste sich von meiner Schulter. Er hatte meine Gedanken gehört. Bei der Lautstärke, mit der sie mir durch den Kopf gehallt waren, hätte er telepathisch taub sein müssen, um sie nicht mitzukriegen.
    Ich wusste, dass ich mir etwas hätte vorsingen müssen, um zu verhindern, dass er noch mehr hörte, doch mir wollte keine einzige Strophe einfallen. Mein Stolz drängte mich, so zu tun, als hätte ich ihn nicht missverstanden, doch ich konnte nur das Schächtelchen umklammern, während mein Glück zu Asche wurde. Nichts hatte sich geändert, außer dass Vlad der Meinung war, ich müsste vom Menschen zum Vampir befördert werden, und das hatte er mir eben in einem Saal voller untoter Zeugen
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