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Im falschen Film 1

Im falschen Film 1

Titel: Im falschen Film 1
Autoren: Vanessa Mansini
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war etwas eingefallen. Ich kramte die letzten Zettel mit der Suchanzeige für unser Auto heraus. Dort stand außer Christians Handynummer und seiner E-Mail-Adresse auch unsere Festnetznummer – das Auffinden des Wagens sollte nicht daran scheitern, dass man uns nicht erreichen konnte. Während ich Tom die Nummer vorlas, schaute er irritiert auf den Zettel. Ich musste lachen.
    „Ich habe auch vergessen, wo ich unser Auto geparkt habe. Mein Mann sucht jetzt schon seit zwei Wochen danach.“
    Ich zuckte mit den Schultern. Tom seufzte.
    „Es tut mir echt so leid, was dir passiert ist.“
    „Wer weiß, wofür es gut war? …“
    Traute ich mich? Sollte ich es sagen? Ich musste es sagen.
    „Ohne Unfall hätte ich dich wahrscheinlich nie kennengelernt.“
    Er lächelte. Es war okay gewesen, es zu sagen.
    „Das stimmt“, sagte er sehr warm. Wir sahen uns sehr lange in die Augen.
    „Weißt du, ich …“, begann ich und suchte nach Worten. „Es tut so wahnsinnig gut, jemanden zu haben, der mal ausnahmsweise nicht mehr über mich weiß als ich selbst. Das … das alleine ist schon … wunderschön!“
    Er schaute mich mit einem Lächeln voller Wärme und Tiefe und Traurigkeit und Sehnsucht an. Ich hätte mich ihm sofort komplett hingegeben, wenn er es verlangt hätte. Dort auf dem Tisch im Barcomi’s.
    „Ich muss jetzt los!“, sagte er nach einer gefühlten Minute Stille.
    Er war wirklich kurz davor, seine Tochter wegen mir zu vernachlässigen. Nun stand er eilig auf.
    „Ich rufe dich an!“, sagte er, lächelte noch einmal und eilte dann nach draußen.
    „Und? Hat er dir in den Ausschnitt geguckt?“, war das Erste, das Luna fragte, als ich einige Zeit später zum Dienst in der Videothek auftauchte und mein geliebtes Video-2000-T-Shirt mühevoll über mein Wollkleid zerrte.
    „Wie? Du hast das Kleid wegen des Ausschnitts ausgesucht? Du hast das geplant!?“, fragte ich mit gespielter Empörung.
    „Er hat! Ich wusste es! Und er wollte dich nicht gleich mit nach Hause nehmen?“
    „Was denkst du denn? Ich bin nicht so eine Frau!“
    Sie schaute mich bohrend an.
    „Er musste seine Tochter aus dem Kindergarten holen.“
    „Ja, okay, mit der Kleinen dabei würde ich auch nicht mit ihm vögeln.“
    „Luna!“
    Dieses empörte „Luna!“ gehörte mehr und mehr zu meinem Standardrepertoire, wenn ich mit Luna zusammen war.
    „Ich hab’ überhaupt keine Ahnung, wohin das alles führen soll“, sagte ich ernster, während wir uns auf den Weg machten, um die kleinen Schildchen der zurückgegebenen Filme wieder an ihren Platz zu stellen.
    „Wir haben geflirtet. Total offensichtlich. Und … er wollte meine Nummer. Und wir werden uns wiedersehen. Aber … ey, er hat Frau und Kinder und sie ist eine Heilige.“
    „Das ist alles nicht dein Problem.“
    „Ich bin auch verheiratet!“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Du hast bisher in deinem Leben den Spaß nicht mit dem großen Löffel verspeist, also kannst du jetzt auch mal zulangen.“
    „Wie kannst du so locker sein?“
    Sie zuckte wieder mit den Schultern und sagte: „Vielleicht bin ich einfach nur wahnsinnig scharf. Weißt du, wann ich das letzte Mal Sex hatte?“
    Ich grinste.
    „Nee, ich weiß ja nicht mal, wann ich das letzte Mal Sex hatte. Was meine Erinnerung angeht, bin ich noch Jungfrau!“
    Sie lachte.
    „,Man of Steel‘ steht übrigens in der Achtzehn“, fügte ich an, denn Luna suchte vergeblich nach dem richtigen Platz für ein Schildchen. Sie schüttelte den Kopf.
    „Wow, du bist grad mal zwei Tage hier und kennst den Laden schon wieder besser als ich. Du bist ein Genie, Süße! Willst du nicht vielleicht mit mir was anfangen?“
    Ich lachte.
    „Vielleicht kommt er nachher“, sagte ich gut gelaunt. „Er muss den Film von gestern noch zurückbringen. Und er kommt gerne in die Videothek. Sagt er.“
    „Da bin ich aber gespannt!“

12
    Das war ich auch. Wahnsinnig gespannt. Aufgeregt, voller Bauchschmetterlinge und einfach nur glücklich. Aber Tom kam nicht. Er kam nicht an diesem Tag in die Videothek und auch nicht am nächsten. Er rief mich auch nicht an. Nach drei Tagen des Wartens schaute ich in den Computer der Videothek und sah, dass er „50 erste Dates“ längst zurückgebracht hatte. Irgendwann spätabends, während ich nicht da gewesen war. Einen neuen Film hatte er sich nicht geliehen.
    Es standen die Feiertage an. Ich hatte mich freiwillig über Weihnachten für so viele Dienste wie möglich gemeldet, weil die Vorstellung,
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