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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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sein.«
    »Die tanzen uns auf der Nase herum, Sheriff.«
    Er schob den Pfeifenreiniger durch das Mundstück und musterte ihn, als er braun und feucht am Kopf herausragte.
    »Seien Sie froh, daß Sie nicht rauchen«, sagte er.
    Nach der Arbeit fuhr ich heim, zog meine Turnhose und die Laufschuhe an und trainierte im Garten hinter dem Haus mit meinen Hanteln. Es hatte aufgehört zu regnen, am Himmel kräuselten sich violette und rote Wolken, und ringsum schrillten die Baumfrösche. Danach ging ich hinein, duschte, zog eine frische Khakihose an und wühlte dann zwischen den Kleiderbügeln in der Kammer herum. Bootsie saß auf dem Bett und sah mir zu.
    »Wo ist mein altes mattschwarzes Hemd?« fragte ich.
    »Ich hab’s in die Truhe gelegt. Es ist ja fast durchgewetzt.«
    »Deswegen trag ich’s ja so gern. Es ist bequem.«
    Die Truhe stand hinten in der Kleiderkammer. Ich schloß sie auf und sah das zusammengefaltete Hemd neben meinem AR-15 und der im Halfter steckenden Neun-Millimeter-Beretta liegen, mit der ich Alafair das Schießen beigebracht hatte. Ich holte das Hemd heraus, schloß die Truhe wieder ab und legte den Schlüssel in eine Kommodenschublade.
    »Denkst du immer noch über Sonny nach?« fragte sie.
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Dave?«
    »Das Unerklärliche zu erklären ist nicht mein Gebiet. Paulus hat gesagt, daß die Engel unter uns weilen könnten und wir deshalb aufpassen sollten, wie wir miteinander umgehen. Vielleicht hat er etwas gewußt.«
    »Das hast du aber noch zu niemandem gesagt, oder?«
    »Wen kümmert das schon?«
    Ich machte mich an den Hemdknöpfen zu schaffen, aber sie stand vom Bett auf und knöpfte sie für mich zu.
    »Du bist mir vielleicht einer, Streak«, sagte sie und stupste mich mit dem Knie an.
    Am nächsten Morgen rief ich bei etlichen Aufsichtsbehörden in Baton Rouge an und erkundigte mich nach einem Unternehmen namens Blue Sky Electric Company. Anscheinend wußte niemand etwas Genaueres über die Firma, abgesehen davon, daß sie alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt hatte und jederzeit mit ihrem Bauvorhaben draußen in Cade beginnen konnte.
    Was für eine Vorgeschichte hatte sie?
    Auch darüber wußte man anscheinend nicht Bescheid.
    Wo war sie zuvor ansässig gewesen?
    Im östlichen Washington und für kurze Zeit in Missoula, Montana.
    Ich rief einen Freund an, der Chemieprofessor an der University of Southwestern Louisiana in Lafayette war, und traf mich mit ihm zum Mittagessen in der Mensa, von der aus man die alte Burke Hall sah und daneben den See mit den Zypressen. Er war ein verhutzelter älterer Mann, der Dummheit nicht ausstehen konnte und für seine Auftritte vor versammeltem Kolleg berüchtigt war – zum Beispiel dafür, daß er am ersten Unterrichtstag seine Schuhe quer durch den Vorlesungssaal schleuderte und seine Textvorlage elegant hinter sich in den Papierkorb warf.
    »Was stellen die her?« fragte er.
    »Anscheinend weiß das keiner.«
    »Was beseitigen sie?«
    »Wie bitte?«
    »Das ist keine spitzfindige Theorie, Dave. Wenn sie nichts herstellen, entsorgen sie etwas. Sie sagten, es ginge um einen Brennofen. Wer, außer dem Satan persönlich, braucht in diesem Klima einen Brennofen?«
    »Sie haben irgend etwas mit Stromtransformatoren zu tun«, sagte ich.
    Seine Augen waren schmale Schlitze, die Haut wirkte rissig wie trockener Ton.
    »Wenn sie das Öl in den Transformatoren verbrennen, wird wahrscheinlich PCB in die Umwelt freigesetzt. PCB verschmutzt nicht nur die Luft, es gelangt auch in die Nahrungskette. Stellen Sie sich also auf Auswirkungen in der hiesigen Krebsstatistik ein.«
    Sobald ich wieder in meinem Büro war, rief ich bei der Bundesumweltschutzbehörde in Washington, D.C., an und danach bei diversen Zeitungen und Nachrichtenagenturen in Seattle und Helena, Montana. Blue Sky Electric hatte mindestens siebenmal den Firmennamen geändert und war aus insgesamt dreizehn Staaten verbannt worden oder hatte dort keine Betriebserlaubnis erhalten. Das Firmengelände, das sie hinterließen, wenn sie aus einer Gegend wegzogen, war jedesmal ein Sanierungsfall, der öffentliche Gelder in Millionenhöhe verschlang. Der große Witz dabei war, daß die Sanierung einem Unternehmen übertragen wurde, das eine unabhängige Eisenbahngesellschaft besaß und die Transformatoren für Blue Sky Electric beförderte.
    Missoula war der bislang letzte Ort, an dem sie sich hatten niederlassen wollen, aber dort waren sie von einer aufgebrachten Menschenmenge
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