Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
tun?« fragte ich.
    »Nein, aber trotzdem besten Dank, Dave. Guten Abend.«
    Ich reichte ihm meine Visitenkarte. Er zögerte, nahm sie dann, lächelte matt und schob sie in seine Uhrtasche.
    »Guten Abend, Moleen«, sagte ich.
    Ich wachte am Samstag morgen früh auf, fuhr zu Reds Studio in Lafayette, trainierte hart mit dem Punktball und am Sandsack, lief drei Meilen auf der Aschenbahn, fuhr dann heim und half Alafair und Batist, das Essen für die Angler zu bereiten, die in der Mittagshitze zum Bootsanleger zurückkehrten. Aber ich wurde diese unsägliche Umtriebigkeit nicht los, diese rotschwarze Glut, die mir die Hände kribbeln ließ und meinen Puls in Wallung versetzte. Es war ein Gefühl, das ich allenfalls von früher kannte, wenn ich auf Sauftour war und keinen Whiskey mehr auftreiben konnte. Oder in Vietnam, wenn wir in eine Kampfzone verlegt wurden und vor Ort erfuhren, daß der Feind abgerückt war.
    Ich rief bei Moleen an.
    »Ich fürchte, den haben Sie verpaßt«, sagte Julia.
    »Könnten Sie ihm ausrichten, daß er mich anrufen soll, wenn er zurückkommt?«
    »Ich hab grade einen Auktionator bestellt, der seinen Krempel abstoßen soll. Oh, tut mir leid. Möchten Sie vielleicht vor der Versteigerung rauskommen und sich ein, zwei Schnäppchen aussuchen?«
    »Ein Mafioso aus New Orleans treibt sich in der Stadt herum, ein gewisser Patsy Dapolito.«
    »Ich muß um eins am Golfplatz antreten. Ansonsten würde ich gern weiterplaudern. Sie haben immer so interessante Sachen auf Lager, Dave.«
    »Wir können einen Streifenwagen vor Ihrem Haus postieren. Noch ist Zeit, Julia.«
    »Sie sind ein Schatz. Und jetzt tschüß.«
    Später ging Alafair in die Stadt ins Kino, und Bootsie und ich machten uns Sandwiches mit scharfen Eiern, Schinken und Zwiebeln und aßen sie vor dem Standventilator am Küchentisch.
    »Möchtest du vielleicht lieber heut nachmittag zur Messe gehen als morgen früh?« fragte sie.
    »Gern.«
    Sie schluckte einen Happen hinunter und richtete ihre Augen auf mich. Der Wind vom Ventilator zerzauste ihre Haare. Sie wollte etwas sagen.
    »Ich habe meinen Frieden mit Sonny gemacht«, sagte ich. »Er war tapfer, hat zu sich gestanden, niemals gegen seine Prinzipien verstoßen. Das ist gar keine so schlechte Empfehlung fürs Jenseits.«
    »Du bist einmalig, Streak.«
    »Du ebenfalls, Kleines.«
    Nachdem wir das Geschirr abgespült hatten, ging sie hinunter zum Gemüsegarten am Ende des Entwässerungsgrabens und nahm das Funktelefon mit, falls ich unten am Bootsanleger sein sollte, wenn Alafair nach der Vorstellung anrief.
    Ein blauer Plymouth bog in unseren Fahrweg ein, und kurz darauf kam Terry Serrett durch das Gras auf die Veranda zugelaufen. Sie trug weite Shorts mit rosa Streifen, eine weiße Bluse und rote Sandalen. Der Strandbeutel schlug beim Gehen an ihre Schenkel. Sie hielt kurz inne, bevor sie die Treppe heraufkam, schaute zur Straße zurück und hinunter zum Bootsanleger.
    Ich war bei der Fliegengittertür, bevor sie anklopfen konnte. Im Schatten war ihre Sonnenbrille tief schwarz. Überrascht sperrte sie den hellrot geschminkten Mund auf.
    »Oh, da sind Sie ja!« sagte sie.
    »Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    »Vielleicht, wenn ich mal kurz reinkommen dürfte.«
    Ich schaute auf meine Uhr und rang mir ein Lächeln ab. »Was gibt’s?« fragte ich. Aber die Tür machte ich nicht auf.
    Sie wirkte betreten, peinlich berührt, dann straffte sie die Schultern und grinste verlegen.
    »Ich frag ja ungern, aber ich müßte mal Ihr Klo benutzen.«
    Ich öffnete die Tür, und sie ging an mir vorbei ins Wohnzimmer. Es kam mir so vor, als ob sie sich im Schutz ihrer Sonnenbrille genau umschaute, die Möbel musterte, sich im Flur umsah, in die Küche spähte.
    »Sie ist am anderen Ende vom Flur«, sagte ich.
    Kurz darauf hörte ich die Toilettenspülung, dann lief der Wasserhahn.
    Sie kam ins Wohnzimmer zurück.
    »Schon besser«, sagte sie. Sie sah sich im Zimmer um, horchte auf. »Es ist so still hier. Sonnabends hüten Sie wohl das Haus?«
    »Oh, eigentlich wollte ich gleich runter zum Bootsanleger gehen.«
    Sie rührte sich nicht von der Stelle, so als sei sie in Gedanken versunken, hin- und hergerissen. Ihr stark geschminktes Gesicht wirkte so weiß und undurchdringlich wie eine Kabukimaske.
    Das Telefon auf dem Couchtisch klingelte.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte ich und nahm den Hörer ab. Durch die Fliegengittertür sah ich Batist, der die Böschung vom Bootssteg hochkam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher