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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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sich. Ich geh auf ’ne Reise, um die ganze Welt, überallhin, wo ich noch nie gewesen bin.«
    »Ehrlich?« sagte ich.
    »Ja, ich hab ’n Reiseplan und alles; ’n japanisches Reisebüro hat alles zusammengestellt. Die geben einem sogar ’ne Broschüre, wo man erfährt, wie man mit jedem klarkommt, auf was man aufpassen muß. Geh nie mit Iranern in den Fahrstuhl, wegen dem Körpergeruch, den die haben. Schüttel einem Araber nicht die Hand, weil die sich mit der bloßen Hand den Arsch abwischen.«
    »Klingt klasse, ich glaub’s Ihnen bloß nicht«, sagte ich. Aus dem Augenwinkel sah ich das Mädchen aus der Tür huschen. »Schalt das Band ein, Clete.«
    Clete stellte den Kassettenrekorder auf den Tisch und drückte die Abspieltaste. Patsys vernarbtes Gesicht wirkte zunächst verdutzt, als er Mingo Bloombergs Stimme hörte, dann Cletes, Johnny Carps und meine.
    »Was soll das?« fragte er.
    »Ich fang noch mal von vorne an. Wir wollen doch nicht, daß dir was entgeht. Vor allem nicht die Stelle, wo sie über dich lachen«, sagte Clete.
    Die Haut um Patsys Schläfe zuckte und runzelte sich wie alter Lack in der Büchse, während er zuhörte. Sein eines Auge tränte von der Hitze der Flamme, als er sich eine Zigarette anzündete.
    »Willst du für so einen Typen Aufträge erledigen?« fragte Clete.
    Patsys Zähne ragten über die Unterlippe wie ein Knochenwulst. Er blies den Rauch aus dem Mundwinkel.
    »Aber daß Sie mir jetzt nicht drüber nachdenken, wie Sie Johnny erledigen können. Wenn Johnny umgenietet wird, geht diese Kassette an die Polizei von New Orleans.«
    »Ich kann Johnny auf ’ne Art und Weise zusetzen, an die ihr gar nicht denkt. Sie sind blöde, Robicheaux. Deswegen sind Sie ’n Bulle«, sagte er.
    Clete und ich gingen hinaus und zogen die Tür hinter uns zu. Der Wind trieb den Regen vor sich her.
    »Was hat er deiner Meinung nach damit gemeint?« fragte Clete.
    »Wer weiß?«
    »Dave, ist mit dir alles in Ordnung? Du siehst nicht grade gut aus.«
    »Mir fehlt nichts«, sagte ich.
    Doch dem war nicht so. Ich saß kaum im Pickup, als ich die Tür wieder aufreißen, mich hinaus über den Beton beugen und mich übergeben mußte. Der kalte Schweiß stand mir im Gesicht.
    Ich spürte Cletes schwere Hand an meinem Nacken.
    »Was stößt dir auf, Streak?« fragte er.
    »Die Tätowierung.«
    »Von dem Arschgesicht da drin?«
    »Auf Sonnys Schulter. Eine Madonna. Ich hab sie in dem Bestattungsinstitut gesehen.«

35
    Später fuhr ich in den Norden der Stadt, zum Haus des Sheriffs am Bayou Teche, und ging unter den triefenden Eichen hindurch zur Veranda, wo er mit seiner Pfeife und einem Glas Limonade in einem Korbsessel saß. Das Haus war gelb und grau gestrichen, und das Gras rundum war von den Blütenblättern der Hortensien übersät wie mit rosa Konfetti. Im Hintergrund sah ich den vom Regen aufgewühlten Bayou.
    Er hörte zu, als ich ihm Bericht erstattete, ohne mich zu unterbrechen, schniefte manchmal tief in der Nase und klopfte sich mit der Pfeife an die Zähne.
    »Halten Sie sich an das, was Purcel und Helen gesagt haben. Lassen Sie Marsallus ruhen«, sagte er.
    »Ich fühle mich schuldig.«
    »Das ist doch völlig Verblasen, wenn Sie mich fragen.«
    »Sir?«
    »Sie sind doch ein Spieler, Dave. Marsallus hatte längst jede Bodenhaftung verloren und nur noch gegen sich selbst gesetzt.«
    Ich schaute auf die Regenkringel draußen auf dem Bayou, auf einen Schwarzen, der unter den überhängenden Zypressenzweigen in einer Piroge stand und per Hand eine mit Drillingshaken und Köderfischen bestückte Schnur in der Strömung auswarf.
    »Und was dieses übernatürliche Zeug angeht – ich glaube, daß Marsallus bloß noch in Ihrer Einbildung lebt.«
    »Man hat ihn gesehen.«
    »Vielleicht sehen die Leute nur das, was Sie von ihnen erwarten.«
    Falsch, Skipper
, dachte ich. Aber diesmal behielt ich es lieber für mich.
    »Jemand hat gewußt, daß wir Pogue abholen wollten«, sagte ich. »Bei uns in der Dienststelle gibt’s möglicherweise jemanden, der nicht dichthält.«
    »Wen?«
    »Wie wär’s mit Rufus Arceneaux?«
    Er dachte einen Moment lang nach, rückte mit dem Daumen seinen Hemdkragen zurecht.
    »Rufus ist vermutlich zu fast allem bereit, Dave, solange er glaubt, daß er die Sache im Griff hat. Aber für so was ist er nicht Manns genug.«
    »Woher haben die dann gewußt, daß wir kommen?«
    »Vielleicht war es bloß Zufall. Wir lösen nicht jedes Verbrechen. Das hier könnte eine der Ausnahmen
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