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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld
Autoren: Rita Hampp
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auf, fasste sich an die Nase, aus der das Blut in einem Schwall hervorschoss, krümmte sich.
    Eine Klingel schrillte durch das Haus.
    Das musste Kathrin, die Schwester, sein. Gott sei Dank! Sie war gerettet. Erleichterung überschwemmte sie. Er musste reagieren. Also würde er sie allein lassen, wenigstens für ein paar Minuten. Genügend Zeit, um vollends zu Kräften zu kommen. Es war zu schaffen. Ganz bestimmt.
    Thomas drückte ihr blitzschnell seine blutigen Hände auf die Stirn, presste ihren Kopf zurück, nestelte an etwas, das sich unter ihr befand. Ein leises Klicken, und sie konnte den Kopf nicht mehr bewegen, während ihre Beine noch vom Gurt hochgezogen waren.
    Wieder klingelte es, länger, ungeduldiger. Wer auch immer das war – er würde nicht so schnell aufgeben. Vielleicht hatte sie immer noch eine Chance.
    Â»Verdammt, verdammt«, nuschelte Thomas. Blut strömte weiterhin aus seiner Nase und tropfte ihr ins Gesicht, auf die Lippen und ins Auge. Ebba stöhnte vor Ekel.
    Für einen Augenblick verließ er den Raum, dann kam er zurückgerannt.
    Â»Die Polizei! Kein Laut!«, befahl er und stopfte ihr den Knebel in den Mund, ohne die Lippen zuzukleben, dann stürmte er los, während die Klingel nun in Intervallen betätigt wurde. Seine Schritte hallten durch die Gänge, dann wurde es still.
    Die Polizei? Sie musste sich bemerkbar machen! Sie kämpfte mit dem trockenen Knebel, der in ihrem Mund immer weiter aufquoll und sich nicht bewegen oder gar ausspucken ließ. Aber sie konnte vielleicht mit den Beinen an die Sargwände stoßen, Lärm produzieren.
    Sie versuchte zu strampeln, ihren Körper zu drehen, die Beine zu gebrauchen, aber sie hingen im Gurt fest, zu hoch, trafen nur ins Leere. Grunzen und Wimmern war das Einzige, was sie tun konnte. Vielleicht reichte es ja, selbst diese leisen Geräusche hallten in dem gefliesten Raum. Wenn die Polizei die Räume durchsuchte, würde man sie hören.
    Schritte. Sie kamen schnell näher. Wer? Wer?
    Â»Hilfe! Hierher!«, flehte sie innerlich. Die Tür flog auf, aber es war Thomas, der hereinstürzte, ein blutdurchtränktes Taschentuch an die Nase gepresst, mit Panik in den Augen.
    Er warf das Taschentuch beiseite, überprüfte die Konstruktion an ihrem Kopf, ließ die Gurte ab, fixierte mit ein paar Handgriffen ihre Beine, dann die Arme, ohne dass sie sich wehren konnte.
    Ebba schnaufte verzweifelt. Sie hatte es vermasselt.
    Mit verbissener Miene wandte er sich von ihr ab, es raschelte, dann ließ er Wasser laufen. O nein, nicht schon wieder! Alles in ihr zog sich zusammen, erwartete die nächste Foltermethode. Aber er kam nur mit der Schnabeltasse auf sie zu und zog ihr den Knebel aus dem Mund.
    Â»Trink«, befahl er und hielt ihr die Öffnung an die Lippen, während er mit der anderen Hand das Blut unter der Nase wegwischte.
    Gehorsam nahm sie einen Schluck. Die Flüssigkeit schmeckte seifig und salzig.
    Â»Was ist das?«
    Â»Es wird dich nicht umbringen.«
    Er neigte die Tasse steiler, und ihr blieb nichts anderes übrig, als zu schlucken. Widerwille krampfte ihr den Magen zusammen, als wisse ihr Körper, dass diese Flüssigkeit ihr nicht guttat. Sie erwartete, ohnmächtig zu werden, aber nichts dergleichen geschah.
    Thomas nahm Gummistiefel aus dem Schrank, streifte sich Gummihandschuhe über und ließ wieder Wasser laufen.
    Ein Schauer kroch ihr über den Rücken. Ängstlich beobachtete sie jede Bewegung, soweit sie etwas über den Rand des Sargs erkennen konnte. Würde er zur Säge greifen? Zum Skalpell? Würde er sie ausweiden? Ihr bei lebendigem Leib das Herz herausschneiden, wie sie es einmal in einem Buch gelesen hatte?
    Aber nein, er war doch beinahe ein Arzt. Er würde ihr nicht wehtun. Das konnte er nicht. Seine Morde waren nicht blutig gewesen. Vielleicht ließ er sie gleich laufen, jetzt, wo die Polizei hoffentlich Verdacht geschöpft hatte.
    Ihr Lebensmut kehrte zurück. So schlimm war es bis jetzt doch gar nicht gewesen. Thomas achtete sehr gut darauf, dass sie am Leben blieb. Er würde sie gar nicht töten. Er sagte das bloß. Es war nur ein Spaß. Gleich würde er ihr sagen, dass sie heimgehen konnte. Sie würde ihm ein Bild ihres Vaters dafür schenken. Jawohl, schenken. Vielleicht war es das, was er wollte. Richtig! Wie hatte sie das nur vergessen können? Gleich war alles
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