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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld
Autoren: Rita Hampp
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krümmen. Sie konnten zwar etwas tasten, aber sie weigerten sich, Befehlen zu gehorchen.
    Sie war müde. So müde.
    Schlafen. Schlafen.
    Wieder polterte es, dann hörte sie Stimmen.
    Â»Verdammt, verdammt, wo ist sie? Reden Sie!«, schrie eine Frauenstimme, die ihr bekannt vorkam.
    Ein Mann antwortete: »Wir werden lange brauchen, Frau Wieland. Hier stehen an die hundert Särge herum. Die gesuchte Person kann überall sein.«
    Â»Hilfe!«, wollte sie rufen, aber ihre Lippen ließen sich nicht öffnen. Ihre Zunge fuhr an der Innenseite entlang und ertastete etwas. Fäden.
    O Gott!
    Sie konnte nicht einmal stöhnen, so erschöpft war sie. Aber sie musste die Menschen draußen auf sich aufmerksam machen! Man suchte sie! Doch es war, als läge sie neben sich, benommen, unfähig, auch nur im Geringsten zu reagieren.
    Â»Was ist hinter diesen Türen?«, fragte jemand.
    Â»Da sind Tote für die Angehörigen aufgebahrt«, antwortete eine Stimme, die sie nicht identifizieren konnte. »Ich habe sie mir angesehen, keine gleicht dem Foto der gesuchten Person. Dort eine männliche Person um die fünfzig, mindestens zwei Zentner schwer, und hier ein Jugendlicher. Offenbar ein Verkehrsunfall.«
    Â»Zierlich? Blond?« Das klang wie die Stimme von Kommissarin Wieland. Ebba hätte am liebsten geweint vor Erleichterung. Die Kommissarin würde nicht lockerlassen. Gleich würde man sie finden.
    Â»Schwarzhaarig. Muss ein schlimmer Unfall gewesen sein. Das Gesicht ist ganz entstellt.«
    Die Schritte und Stimmen entfernten sich. Ebba wollte brummen, grunzen, stöhnen, doch nichts gelang ihr. Kraftlos lag sie da, wie im Koma. Aber sie war doch wach!
    Konnte es etwas Grauenhafteres auf der Welt geben?
    Das gedämpfte Licht des kleinen Raumes erlosch, und damit jede Hoffnung.
    Nein, sie durfte sich nicht aufgeben. Sie würde gerettet werden. Die Polizei würde nicht aufhören, sie zu suchen. Jörg würde nicht eher ruhen, bis er sie gefunden hatte. Tot oder lebendig.
    Wo war Thomas? Schlich er da draußen herum? Würde er gleich kommen und den Deckel über ihr schließen?
    Wie kam sie nur auf solche Gedanken? Was war mit ihr? Die Bilder, die in ihr hochschossen, konnte sie nicht zuordnen. Sie ergaben keinen Sinn. Was war nur geschehen?
    Ruhig, so kam sie nicht weiter.
    Was war das Letzte, woran sie sich erinnern konnte? Wieder blitzte ein Bild auf. Ein gefliester Raum. Metallliege. Bänder, die von der Decke hingen. Eine Nadel, die sich ihr näherte. Entsetzen.
    Gnädige Dunkelheit.
    Â»Hier waren die Kollegen schon. Ein korpulenter Mann mittleren Alters …« – ein dumpfer Laut ertönte – »und hier …« Diesmal schlug jemand an ihre Tür, nur einen Meter entfernt. »Hier ein Jugendlicher. Keine blonde Frau weit und breit. Verstärkung ist unterwegs. Es wird dauern, bis wir alle Räumlichkeiten und alle möglichen Verstecke durchkämmt haben. Ein Sarglager, meine Güte, wie makaber. Und völlig unübersichtlich.«
    Â»Mmmmmm! Mmmmmm!«, versuchte Ebba. Niemand schien es wahrzunehmen, sie hörte sich ja selbst kaum. Immer noch war sie benommen, sie war so müde, dass sie noch nicht einmal mehr Angst hatte. Alles war ihr egal. So musste man sich fühlen, wenn man starb. Sie wollte nicht sterben, aber ach, eigentlich war auch das egal.
    Â»Wenn wir sie nicht finden, sollen wir die umliegenden Friedhofskapellen und Krematorien kontrollieren.«
    Â»Zeitverschwendung, wenn du mich fragst. Wenn er die Frau beseitigen wollte, hat er das längst getan. Hoffentlich wollen die jetzt nicht, dass wir auch noch alle frischen Gräber im Umkreis aufbuddeln.«
    Â»Die Wieland hat wahrscheinlich zu viele Vampirromane gelesen.«
    Leises Gelächter.
    Â»Mmmmmm!« Sie schaffte nur ein hauchfeines Stöhnen, eher ein tiefes Ausatmen, zu leise für die Männer vor der Tür.
    Â»Ich sehe langsam Gespenster. Immerzu denke ich, die beiden Toten hier rufen nach mir. Lass uns weitermachen. Ob Leissmann wirklich ein Serienmörder ist? Wenn unsere neue Kommissarin mal nicht den Falschen festgenommen hat. Ich traue diesem Benkhofer nicht. Der wäre Leissmann fast an die Gurgel gegangen, als ihn die Kollegen zum Streifenwagen geführt haben. Für mich sieht das eher wie ein Eifersuchtsdrama aus.«
    Â»Komisch ist es aber schon, wie diese ganze Familie unter mysteriösen Umständen
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