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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition)
Autoren: Eileen Carr
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Verrottetes in der Nähe des Ledergürtels ins Auge. Mit einem Stift fischte er eine metallene Kette aus dem zerrissenen Stoff, der um die früheren Hüften lag.
    Eine militärische Erkennungsmarke blitzte im schwachen Schein der morgendlichen Sonne. Sie war schmutzig und angerostet, aber Zach war sich ziemlich sicher, dass man sie nach leichter Reinigung würde lesen können. Sein Tag hellte sich etwas auf. »Ich schätze, es ist gerade ein bisschen einfacher geworden, ihn zu identifizieren.«
    »Prima«, sagte Frank. »Ich rufe die Streber von der Kriminaltechnik. Mal sehen, was sie sonst noch herausfinden können.«
    Die beiden kletterten aus der Grube. Außerhalb des Bauzauns begann sich die Presse zu sammeln. Zach sah Marianne Robar von
Kanal 4
aus einem Lieferwagen mit riesiger Satellitenanlage auf dem Dach aussteigen und seufzte. Er machte es ihnen nicht wirklich zum Vorwurf. Das hier war deutlich interessanter als über Sacramentos bescheidenes Wetter zu berichten. Aber sie würden ihm schrecklich auf die Nerven gehen bei einem Fall, der ihm ohnehin schon schrecklich auf die Nerven ging.
    Abseits der Übertragungswagen entdeckte er Ben Stephenson vom
Sacramento Chronicle
. Der Kerl wurde in der falschen Epoche geboren. Er hätte in jenen Tagen bei einer Zeitung arbeiten sollen, als Reporter Zigaretten rauchten und Whiskey tranken, nicht als sie den ganzen Tag hinter ihrem Schreibtisch saßen und die Tasten ihrer Tastatur malträtierten.
    Ben hob zwei Finger zum Gruß. Zach nickte zurück. Es war gut zu wissen, dass er einen freundlich gesinnten Kontakt zur Presse hatte, wenn er ihn brauchen sollte. Bezahlen würde er mit Insider-Informationen und dem einen oder anderen Knüller, doch der Preis würde sich in Grenzen halten. Wahrscheinlich sprang sogar ein Gratisbier für ihn dabei heraus. Bens investigativer Journalismus fand zu einem ungeheuer großen Teil in Kneipen statt.
    Zach duckte sich unter den kreischenden Fragen der Reporter hinweg und fuhr mit Frank in ihrem zivilen Einsatzfahrzeug zurück auf die Wache. Sie würden die Kriminaltechniker ihre Arbeit machen lassen und sich anschließend überlegen, was zu tun war. Währenddessen blieb ihm die Erkennungsmarke. Vielleicht würde ihm dieser Fall doch nicht derart auf den Geist gehen, wie er gedacht hatte.
    Veronica Osborne sah blinkende Lichter vor sich auftauchen – die J Street war anscheinend abgesperrt worden. Den meisten Leuten würde das einen beschaulichen Arbeitsweg bescheren, doch zum Glück hatte sie genau das Gegenteil im Sinn. Eine Stunde, ehe sich die Hauptstadtregion mit Regierungsbeamten in Anzug und Krawatte füllen würde, war sie auf dem Nachhauseweg von ihrer Nachtschicht in der Notaufnahme.
    Es war einer der Gründe, warum sie es mochte, die Nachtschicht zu übernehmen. Außerdem ermöglichte es ihr, die Bank und den Supermarkt tagsüber aufzusuchen, wenn kaum etwas los war. Eine großartige Ausrede, um Blind Dates sitzen zu lassen, war es obendrein. Der angenehme Pendelverkehr war einfach das Sahnehäubchen auf ihrem substanzlosen Einheitsbrei von Leben.
    Als sie der Absperrung näher kam, konnte sie Nachrichtenfahrzeuge erkennen. Es musste sich um etwas Pikantes handeln. Allerdings eilten keine Krankenwagen umher, es war also nichts Lebensbedrohliches.
    Sie brauchte also nicht aus ihrem Auto zu springen, Blutungen stillen oder Wiederbelebungsmaßnahmen anleiten. Genauso gut konnte sie nach Hause fahren und etwas schlafen. Sie setzte den Blinker und bog nach links ab. Sie würde die Alhambra nehmen und den ganzen Trubel umfahren. Es hatte schließlich nichts mit ihr zu tun.
    Einige Stunden später starrte Zach auf den Computerschirm an seinem Arbeitsplatz im Präsidium der Sacramento Police. Er hätte Frank nie sagen sollen, dass es einfach sein würde, die Leiche zu identifizieren. Er legte sich eigentlich nicht mit den Göttern der Ermittlungsarbeit an. Hochmut kommt schließlich vor dem Fall. Doch ebenso gut hätte er in Supermans Kostüm schlüpfen können.
    Die Erkennungsmarke gehörte einem Jamal Shelden. Ein kurzer Abgleich mit der Datenbank hatte ergeben, dass er als Sohn von Lois Shelden am 3. März 1949 in Sacramento geboren wurde. Er starb in den Urwäldern Vietnams am 23. Februar 1974, nur wenige Tage vor seinem 25. Geburtstag. Ihm wurde posthum das Purple Heart verliehen, und seine sterblichen Überreste wurden auf dem Veterans Memorial Grove-Friedhof in Yountville beigesetzt. Jamals Mutter starb 1987 bei einem
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