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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition)
Autoren: Eileen Carr
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schicke Terrassen gehörte. Er entschied sich für den Stuhl am Ende des mit einer Glasplatte bedeckten Couchtisches. Erwartungsgemäß knarrte dieser, als er sich hineinsetzte. Falls Veronica Osborne einen Freund hatte, war er eindeutig ein Winzling.
    Sie sah aus wie die Art von Frau, die einen Freund hatte, die Art von Frau, die für Samstagabend regelmäßig eine Verabredung hatte. Sie war süß. Gerade einen Meter sechzig groß und mit Stupsnase. Ein paar Sommersprossen und haselnussbraune Augen, die unter einem rotbraunen Pony hervorlugten.
    Er war nicht überrascht gewesen, als ihm Eric Dinsmore sagte, dass sich seine Vermutung über Max Shelden bewahrheitet hat. Wenn jemand die Erkennungsmarke eines Mannes hatte, dann war es sein Sohn. Wenn es also nicht Jamals Überreste waren, waren es vermutlich die von Max. Warum und wie die Knochen in der Baugrube gelandet waren, entzog sich zwar noch immer seiner Kenntnis, aber bei Ermittlungen dieser Art ging es nur mit winzigen Schritten voran.
    Dinsmore war die zweifelsfreie Identifikation anhand des Zahnschemas gelungen. Es waren noch weitere Tests nötig, aber mit ziemlicher Sicherheit waren die Knochen in der Grube Max Sheldens Gebeine, Sohn von Celeste und Jamal und Bruder von Veronica. Laut Eric Dinsmore starb Max irgendwann zwischen dem sechzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr, sodass die Knochen etwa dreizehn bis einundzwanzig Jahre alt waren. Er war auf die McClatchy-Highschool gegangen, hatte sie aber offenbar nicht abgeschlossen.
    Veronica Osborne, seine Halbschwester, war die nächste Angehörige, die sie finden konnten. Glücklicherweise war sie einfach ausfindig zu machen. Ein bisschen zu einfach. Eine Frau, die alleine lebte, sollte sich mehr Gedanken um ihre Sicherheit machen. Sie stand doch tatsächlich fettgedruckt im örtlichen Telefonbuch.
    »Sie haben Max gefunden?«, fragte sie. »Wo ist er? Wo war er?«
    »Sie sollten sich vielleicht setzen«, schlug Frank vom anderen Ende der Couch vor.
    Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, kann ich ihn sehen? Ist er in Schwierigkeiten?« Sie faltete die Hände. Kein Ring. Wenn sie also einen Freund hatte, war es nichts Ernstes.
    »Ms Osborne …«, setzte Frank an.
    »Können Sie nicht einfach zur Sache kommen?« Sie wedelte mit den Armen in der Luft. »Bitte?«
    Frank sah zu ihm herüber und verzog das Gesicht. Zach rollte mit den Augen. Rodriguez konnte einen streitsüchtigen Trunkenbold zu Fall bringen, eine Tür eintreten und einen Einsatzwagen mit hundertachtzig durch volle Straßen lenken, doch wenn es um die Überbringung schlechter Nachrichten ging? Ausgerechnet an eine Frau? Dann wurde er zum jammernden Hündchen.
    »Es ist nicht leicht, Ihnen das beizubringen.« Zach beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Heute Morgen wurde in einer Baugrube im Zentrum von Sacramento eine Leiche gefunden. Wir haben Grund zur Annahme, dass es sich bei den sterblichen Überresten um Ihren Bruder, Max Shelden, handelt.«
    Sie nahm die Hände vor den Mund, und ihre haselnussbraunen Augen wurden noch größer. »Oh.« Sie schwankte ein wenig.
    Zach sprang auf und führte sie zu einem Stuhl. »Mein aufrichtiges Beileid.«
    »Nein. Oh nein! Oh, armer Max. Was ist passiert? Wie ist er … gestorben?« Am letzten Wort hatte sie zu schlucken. Die Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Das wissen wir noch nicht. Es kann noch eine Zeit dauern, bis wir alles herausgefunden haben.« Zach sah sich um und entdeckte eine Packung Taschentücher auf dem Tisch. Er griff danach und reicht sie ihr.
    »Brauchen Sie mich, um … muss ich … ihn identifizieren oder so etwas?« Ihr Gesicht stand voller Fragen, als sie zu Zach aufsah. Er setzte sich neben sie, sodass sie den Kopf nicht in den Nacken legen musste. »Er ist schon, ähm, eine Weile nicht mehr unter uns. Es gibt wirklich nichts, was Sie noch identifizieren könnten. Die Gerichtsmedizin ermittelt die Person anhand von zahnärztlichen Aufzeichnungen.«
    Sie blinzelte aufgeregt. »Ich weiß gar nicht mehr, zu welchem Zahnarzt Mama mit ihm ging. Ich war als Kind bei Dr. Stanzig, sodass das vielleicht auch auf ihn zutrifft. Ich weiß nicht, wen er später aufgesucht hat.«
    »Später?« Dinsmore zufolge starb Shelden, als er noch ein Kind war. Ein »Später« war also sehr unwahrscheinlich. »Ja. Sie wissen schon, nachdem er weggelaufen war.«
    Das machte keinen Sinn. Die Tatsache, dass ein Geräusch in ihrem Kopf unablässig surrte und die Worte des Polizeibeamten
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