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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Pierre ironisch. „Um jedoch den guten Ruf der Duchesse zu schützen – wenn schon nicht meinen eigenen –, muss ich wiederholen, dass sie nie, zu keinem Zeitpunkt meine Geliebte war, Madame!“
    „Das war vielleicht nicht richtig ausgedrückt, denn weil sie Sie offiziell eingestellt hatte, waren Sie wohl eher ihr …“
    „Ich bin noch nie dafür bezahlt worden, dass …“ Pierre atmete tief durch und brummte etwas vor sich hin, das Mélusine nicht verstehen konnte. „Sitzen Sie still und lassen Sie mich arbeiten“, fuhr er sie an.
    Sie zuckte zusammen und straffte sich unwillkürlich bei diesem Befehl. Erst dann fiel ihr ein, dass sie sich nie wieder von irgendjemandem Vorschriften machen lassen wollte. „Für die Rolle des Untergebenen sind Sie von Ihrem Naturell her nicht besonders geeignet“, stellte sie fest. „Das fiel mir schon beim Vorstellungsgespräch auf. Dienstbotentätigkeiten sind nicht Ihre Stärke. Ich könnte Sie mir viel eher als Lehrer vorstellen, oder … Sie können doch lesen. Oder?“
    „ Allerdings , Madame de Gilocourt.“
    „Sie brauchen nicht gleich beleidigt zu sein. Viele Menschen können nicht lesen, außerdem würde das erklären, warum Sie es in der Welt nicht weitergebracht haben. Ich könnte es Ihnen beibringen, wenn Sie möchten.“
    „Nein, ich …“ Er verstummte. „Natürlich vermag ich Französisch zu lesen und zu schreiben“, erklärte er. „Ich kann sogar etwas Englisch, obwohl ich es nicht schriftlich beherrsche. Es könnte ganz nützlich sein, diese Sprache besser zu können. Wäre es möglich, dass Sie mir dabei behilflich sind?“
    „Ich spreche kein Englisch“, gab Mélusine seufzend zu. „Bertier hat mir bei unserer Hochzeit versprochen, mir Unterricht zu geben, aber dazu kam es nie. Ich kann allerdings ein wenig Latein. Das könnte für einen Lehrer ganz nützlich sein.“
    „Ja“, stimmte Pierre zu. Sein Tonfall hatte sich verändert, obwohl Mélusine keine Ahnung hatte, warum er so abwesend klang, als er ihr Angebot annahm. „Es wäre schön, wenn Sie mir Latein beibringen könnten. Wo haben Sie es gelernt?“
    „Bei den Nonnen“, erklärte sie. „Ich wurde in einem Konvent erzogen. Sie müssen aber kein Lehrer werden, wenn Sie das nicht wollen.“
    Eine Weile sagte er gar nichts. Sie beobachtete ihn im Spiegel und fragte sich, warum plötzlich ein Anflug von Grimmigkeit auf seinen Zügen lag, den sie vorher nicht wahrgenommen hatte. Er streckte die Hand nach der Brennschere aus, und mit einem Mal hatte sie eine Schreckensvision von sich mit abgesengtem Haar.
    „Halt!“, rief sie entsetzt. Pierre schrak heftig zusammen und fluchte halblaut.
    „Madame, wenn Sie mich weiterhin ständig unterbrechen, sitzen wir hier tatsächlich bis Mitternacht. Sitzen Sie bitte still, und schreien Sie nicht, wenn ich die heiße Brennschere in der Hand halte.“
    Mélusine schluckte eingeschüchtert, und es widerstrebte ihr, ihn noch weiter zu verärgern. Aber die Sorge um ihr Haar war größer. „Sind Sie sich wirklich vollkommen sicher, dass Sie wissen, was Sie da tun?“, fragte sie erneut.
    „Ja, Madame.“
    Da sie ihm schlecht befehlen konnte, mit dem Frisieren aufzuhören, hatte sie nichts mehr dazu zu sagen. Sie holte tief Luft und schloss die Augen.
    Er verblüffte sie, indem er zu lachen anfing. „Man könnte meinen, Sie gingen zu Ihrer Hinrichtung.“
    Sie schlug die Augen auf und sah ihn empört an, obwohl ihr bewusst war, dass in seinem Lachen nichts Boshaftes lag. „Das ist Ihre Schuld, weil Sie mir Zweifel an Ihren Fähigkeiten in den Kopf gesetzt haben.“
    „ Touché , Madame.“ Er lächelte. „Seien Sie unbesorgt. Ihr Haar ist von Natur aus so lockig, dass die Brennschere nur ganz leicht zum Einsatz kommt.“
    Zu ihrer Erleichterung hielt er Wort. „Ich werde heute Puder tragen müssen“, verkündete sie.
    Er sah auf, nickte und begann, die nach Zitronen duftende Pomade einzuarbeiten, an der der Puder später besser haften sollte. Anschließend steckte er ihr Haar zu der großzügigen Lockenfrisur hoch, die zurzeit so in Mode war. Sie war sich so sicher gewesen, dass er keine Ahnung vom Frisieren hatte, deshalb überraschte es sie jetzt, was für ein kunstvolles Gebilde unter seinen Händen entstand.
    „Sie haben doch sonst keinen Puder getragen“, bemerkte er.
    „Ja, aber heute werde ich unter Leuten sein, die mir einen Mangel an … an irgendetwas vorwerfen könnten …“ Ihre Stimme erstarb.
    Er warf ihr einen Blick im
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