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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Tür, und sie fiel ins Schloss. Weitere dumpfe Schläge wurden laut.
    Mélusine sprang erschrocken zurück, ihr Herzschlag raste. Entsetzt griff sie nach der Klinke, um die Tür wieder einen Spalt zu öffnen.
    „Bringen Sie ihn nicht um, Daniel“, sagte Pierce ruhig, und Mélusine erstarrte. „Er muss uns noch andere Dinge verraten.“
    Ein letzter dumpfer Schlag – dann das Geräusch sich entfernender Schritte. Anschließend begann Jean-Baptiste zu husten und zu würgen. Es dauerte eine Weile, bis sich ihr ehemaliger Diener wieder so weit gefasst hatte, dass er sprechen konnte. Noch länger dauerte es, bis Mélusines Herzschlag sich wieder beruhigt hatte, trotzdem hörte sie weiterhin angespannt zu.
    „Was tat Séraphin, nachdem Sie ihm das gesagt hatten?“, wollte Saint-André wissen.
    „Er tötete Comte Bertier und sorgte dafür, dass Sie in die Bastille gebracht wurden, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.“
    „Haben Sie mit eigenen Augen gesehen, wie er Bertier umbrachte?“
    „Nein, aber er kam frühmorgens nach Hause, als noch fast alle schliefen. Ich sah, wie er Thérèse Petits Stube aufsuchte, und ich blieb in der Nähe, um zu lauschen. Er erzählte ihr, Comte Bertier hätte ihm ein Duell aufgezwungen, und er flehte sie schluchzend an, ihm zu helfen und die Familienehre zu schützen. Als der Polizeiinspektor später die Leiche brachte, bestand Thérèse darauf, die Leiche selbst zu waschen und herzurichten.“
    „Und was haben Sie gemacht?“, fragte Pierce.
    „Gar nichts. Ich hatte viel zu große Angst. Ich hätte nie gedacht, dass er jemanden töten würde.“ Jean-Baptiste brach in Tränen aus.
    „Aber Sie blieben als Diener bei Séraphin im Hôtel de Gilocourt?“
    „Ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Also verhielt ich mich still und gehorsam und hoffte, nicht weiter beachtet zu werden. Das geschah auch, aber mir war klar, dass er mich niemals fortlassen würde. Also musste ich fliehen – weit fort, sodass er mich nicht finden konnte.“
    „Und da kamen Sie auf die Idee mit der Erpressung?“
    „Anfangs noch nicht. Aber ich wusste, Comte Bertier hatte seine eigenen Geheimnisse gehabt. Ich dachte, er hätte vielleicht einen geheimen Schatz, von dem Séraphin nichts ahnte. Er hätte nie erfahren, wenn ich ihn gestohlen und verkauft hätte. Das wäre für mich die Gelegenheit zur Flucht gewesen. Stattdessen fand ich diese Dokumente, und dann erinnerte ich mich an Sir Henry. Ich hielt England für ein weitaus besseres Versteck vor Séraphin als Frankreich.“
    „Warum haben Sie sich nicht verkleidet, als Sie den ersten Erpresserbrief überbrachten?“, erkundigte Pierce sich.
    „Ich dachte, niemand würde auf den Boten achten“, erklärte Jean-Baptiste. „Aber Sir Henry hat mich gesehen, und ich befürchtete, er würde sich an mich erinnern, also verhielt ich mich danach vorsichtiger.“
    „Aber nicht vorsichtig genug“, stellte Pierce fest. „Leider kann man sich vor mir und Sir Henry wesentlich schlechter verstecken als vor Séraphin. Jean-Baptiste, auf die eine oder andere Art haben Sie jedem hier anwesenden Mann Schaden zugefügt. Wie schätzen Sie also Ihre Chancen ein?“
    Das war gewissermaßen das Ende des Gesprächs. Sobald Pierce erfahren hatte, dass Jean-Baptiste niemand anderem zugearbeitet hatte, war er nur noch daran interessiert, an die Beweisstücke heranzukommen. Ohne sie besaß die Aussage eines Dieners, der sich als französischer Adeliger ausgegeben hatte, um eine reiche englische Erbin anzulocken, nicht mehr viel Gewicht.
    Saint-André hatte angedeutet, über Kontakte in Bath zu verfügen. Ein Wort von ihm würde reichen, um die Glaubwürdigkeit des falschen Comte in Bath ein für alle Mal zu zerstören.
    Der Wink, er könnte vielleicht nur mit dem Verlust seiner neuen Existenz davonkommen, reichte aus – Jean-Baptiste war sofort bereit, sämtliche Unterlagen in seinem Besitz zurückzugeben, die er benutzt hatte, um La Motte zu erpressen. Daniel und Saint-André gingen mit Jean-Baptiste voraus. „Ich komme gleich nach“, sagte Pierce.
    Mélusine blieb, wo sie war; sie zitterte immer noch. Sie hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel, und schon im nächsten Moment kam Pierce zu ihr und zog sie in seine Arme. Erleichtert schmiegte sie sich an ihn. Dabei spürte sie, wie schnell sein eigenes Herz schlug, und ihr wurde klar, wie schwierig das Gespräch auch für ihn gewesen war.
    „Es tut mir leid“, murmelte er. „Wenn ich geahnt hätte,
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