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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse
Autoren: CLAIRE THORNTON
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ermöglicht, Ihrem Vater die Stirn zu bieten.“
    „Das hat er auch getan“, verteidigte sie Bertier. „Vater versuchte einmal, sich einzumischen, aber das hat Bertier nicht zugelassen. Wenn er wollte, konnte er auf frostige, aristokratische Weise höflich sein.“
    „Aber er war nicht gut zu Ihnen“, wandte Daniel ein.
    „Manchmal.“ Sie würde ihm nie von dem Gespräch zwischen Bertier und Saint-André erzählen, das sie belauscht hatte. „Es war wohl auch nicht schlimmer als in vielen anderen Ehen.“
    „Trotzdem hätte es nie dazu kommen dürfen.“
    „Es war nichts mehr daran zu ändern – Vater hatte es so beschlossen.“
    „Ich hätte Sie damals wegbringen können, noch vor der Hochzeit“, sagte Daniel.
    Mélusine starrte ihn fassungslos an. „Aber … ich, wir hätten kein Geld gehabt, keinerlei Mittel. Unter solchen Umständen hätte mich mein Vater nie an mein Erbe gelassen.“
    „Ich habe Geld“, gestand Daniel. „Nicht so viel wie Gilocourt oder Blackspur, aber genug, dass Sie bequem davon hätten leben können, bis Sie sich selbst für einen Ehemann entschieden hätten.“
    Mélusine fehlten die Worte. „Was für Geld?“, fragte sie verwirrt, obwohl das gar nicht ihr wichtigster Gedanke dazu war.
    „Glauben Sie, ich hätte all die Jahre bei Ihrem Vater gelebt, ohne etwas über das Geschäft zu lernen? Bis zu dem Zeitpunkt, als Sie ins heiratsfähige Alter kamen, hatte ich genug gespart, um Sie unterhalten zu können. Aber dann wären Sie Blackspur nicht begegnet – und vielleicht ist er der Richtige für Sie. Also war es vielleicht besser so.“
    „Ja, er ist der Richtige für mich. Wenn er mich denn will.“ Sie schob ihre Hand unter Daniels Arm und lehnte den Kopf an seine Schulter, wie sie es schon als Kind auf Reisen immer getan hatte. „Wir sind jetzt alle da, wo wir hingehören, und müssen nur noch dafür sorgen, dass uns Jean-Baptiste keinen Ärger mehr macht. Und dann können wir alle hoffentlich glücklich werden.“
    Pierce war nicht im Haus am Queen Square, als sie eintrafen. Aber Saint-André begrüßte sie und zeigte Mélusine die herrschaftlichen Räume. „Blackspur hat mir die Nachricht zukommen lassen, dass er in Bezug auf Jean-Baptiste morgen zuschlagen will“, verkündete er. „Heute Abend wird nichts mehr geschehen, also wären wir gut beraten, uns auszuruhen.“
    Mélusine nickte. Aber als sie zu Bett ging, fragte sie sich, ob sie wohl mehr als nur eine Nacht darin verbringen würde. Sie hoffte es, denn sie konnte erst anfangen, ihre eigenen Pläne in die Tat umzusetzen, wenn sie wieder für länger als nur ein paar Stunden an einem Ort bleiben durfte.
    Vorsichtshalber ging Mélusine am nächsten Morgen nicht aus dem Haus. Jean-Baptiste hatte zwei Jahre lang für sie gearbeitet – sie war die Einzige, die er sofort wiedererkennen würde, wenn er sie zu sehen bekam.
    Um die Zeit des Wartens zu verkürzen, erteilte Saint-André ihr eine weitere Englischstunde.
    „Ich bin sonst eine recht gute Schülerin“, entschuldigte sie sich nach einem erneuten Fehler. „Aber heute kann ich mich nicht so gut konzentrieren.“
    Er lächelte. „Verständlich …“
    Die Tür ging auf und Pierce trat ein. Mélusine sprang sofort auf. „Und?“
    „Er ist in der Wandelhalle und unterhält Miss Amberley und ihre Anstandsdame mit reizenden Anekdoten“, berichtete Pierce.
    „Miss Amberley?“
    „Letchworths Enkelin. Er hat also wohl tatsächlich vor, eine reiche Erbin zu heiraten. Soweit ich erfahren habe, lebt Jean-Baptiste unter dem Namen Comte de Ferradou seit fünf Wochen hier in Bath, abgesehen von seinem kurzen Abstecher nach London vor ein paar Tagen. Man sagt ihm ausgezeichnete Manieren nach und hält allgemein große Stücke auf ihn – auch wenn sich hier und da Neid wegen seines raschen gesellschaftlichen Aufstiegs regt.“
    „Er muss überglücklich sein“, vermutete Mélusine.
    „Den Eindruck machte er durchaus“, bestätigte Pierce. „Das Gespräch mit mir heute Nachmittag wird er aber sicher weniger amüsant finden.“
    „Was hast du vor?“
    „Ich werde mit ihm reden, hier, und Daniel wird mich begleiten, wenn ich ihn auffordere, mit uns zu kommen. Er kennt Henrys Namen, also brauche ich ihm meinen und meine Beziehung zu Henry nicht zu verheimlichen. Wollen Sie dabei sein?“ Er sah Saint-André fragend an.
    „O ja, gewiss!“ Der Marquis nickte.
    „Und was ist mit mir? Ich will auch hören, was er zu sagen hat“, wandte Mélusine ein.
    „Nein,
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