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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse
Autoren: CLAIRE THORNTON
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dich lasse ich nicht in seine Nähe“, wehrte Pierce ab.
    „Aber er ist doch nicht gefährlich“, protestierte sie. „Höchstens, wenn man ihn in die Enge treibt. Wie Séraphin ist er jedoch nicht. Er wird eher flüchten als kämpfen.“
    „Wir werden ihn in die Enge treiben – und du hast gesagt, er verursache dir eine Gänsehaut.“
    „Ja, aber nicht weil ich Angst vor ihm hätte. Er ist einfach … schleimig.“
    „Trotzdem möchte ich nicht, dass du dich mit ihm in einem Zimmer aufhältst“, teilte Pierce ihr mit.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein. Zwei der Zimmer wurden durch eine große Flügeltür miteinander verbunden. „Was ist, wenn wir eine dieser Türen nur angelehnt lassen? Dann kann ich dahintersitzen und alles mitanhören, ohne dass Jean-Baptiste von meiner Anwesenheit weiß“, schlug sie vor.
    „Nun gut“, willigte er ein. „Aber du musst versprechen, hinter der Tür zu bleiben. Verhalte dich still, ganz gleich, was Jean-Baptiste sagt – oder was Saint-André und ich sagen.“
    „Ich weiß, ihr werdet ihn einschüchtern müssen, aber das wird mich auch nicht schockieren. Er hat uns allen genügend Kummer bereitet.“
    Als Pierce und Daniel Jean-Baptiste ins Haus brachten, saß Mélusine bereits hinter der besagten Tür. Sie hörte ihn schimpfen, vermutlich wegen der groben Behandlung, aber alle sprachen Englisch, sodass sie das Gesagte nicht verstehen konnte. Sie erschrak. Hoffentlich fand nicht das ganze Gespräch auf Englisch statt!
    In diesem Moment hatte Jean-Baptiste offenbar Saint-André entdeckt, und seine Empörung schlug in blankes Entsetzen um. Ein halb erstickter Laut von ihm verriet Mélusine, dass es wohl keines besonders großen Drucks bedurfte, um ihren ehemaligen Diener zum Sprechen zu bringen.
    Dann hörte sie Daniels Stimme. Er war immer noch im Zimmer! Warum hatte sie Pierce nichts davon erzählt, dass Daniel nichts von dem verhängnisvollen Gespräch zwischen Bertier und Saint-André wusste? Sie konnte nur hoffen, dass das Thema nicht zur Sprache kam.
    Als Pierce La Mottes Namen nannte und sich selbst als La Mottes Stiefsohn vorstellte, schnappte Jean-Baptiste hörbar nach Luft und fing an, Entschuldigungen zu stammeln.
    „Ich musste es tun!“ Er schluchzte beinahe. „Ich wollte weg von ihm.“
    „Von wem?“
    „Von Comte Séraphin.“
    „Was hat er getan?“, fragte Saint-André.
    „Er hat Comte Bertier getötet. Und er hat Sie in die Bastille gebracht. Ich wusste, wenn er zu so etwas fähig war, dann brauchte er nur mit den Fingern zu schnippen und ich wäre ebenfalls tot. Er brauchte mich nicht mehr.“
    „Wofür hat er Sie denn vorher benötigt?“, wollte Daniel wissen.
    Mélusine schloss die Augen und betete.
    „Ich sollte Comte Bertier und der Comtesse nachspionieren“, gestand Jean-Baptiste ohne zu zögern.
    „Der Comtesse?“
    „Ja. Ich war ihr Diener und sollte ihm Bescheid sagen, wenn sie etwas Interessantes tat, wenn sie sich etwa einen Liebhaber nahm – aber das war nie der Fall.“ Trotz seiner heiklen Lage schlich sich wieder dieser geringschätzige Unterton in seine Stimme. Er schien Daniel nicht als Diener ihres Vaters wiedererkannt zu haben.
    „Und weiter?“
    „Ich hörte, wie Comte Bertier den Marquis bat, die Comtesse … nun, in andere Umstände zu bringen.“
    „Wie bitte?“, fragte Daniel nach. Seine Stimme klang gefährlich ruhig.
    „Ich habe ablehnt“, sagte Saint-André fest. „Die Comtesse und ich haben uns später darüber ausgesprochen, und ich habe ihr versichert, dass ich das niemals getan hätte. Sie hat das akzeptiert.“
    Angespannt wartete Mélusine auf Daniels Reaktion. Ihre Beziehung zu Pierce hatte er recht gut aufgenommen, weil er auf seine Art Pierce mochte und respektierte. Aber Bertier hatte er weder gemocht noch respektiert, und Saint-André war Bertiers Freund gewesen.
    „Ich verstehe“, meinte Daniel nach einer Weile, und Mélusine entspannte sich ein wenig. Daniel war nicht dumm, er konnte sich doch bestimmt denken, dass sie Saint-André kein Appartement vermietet hätte oder nicht in seiner Gesellschaft gereist wäre, wenn sie nicht vollkommenes Vertrauen zu ihm gehabt hätte.
    „Ich habe nicht gehört, dass Sie abgelehnt haben“, ließ sich Jean-Baptiste vernehmen. „Ich habe zu Comte Séraphin gesagt, Sie wären bereit dazu …“
    „Sie haben es Séraphin erzählt?“, rief Daniel aus.
    „Dafür wurde ich schließlich bezahlt …“
    Ein Poltern ertönte. Irgendetwas prallte schwer gegen die
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