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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman
Autoren: Limes
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sterben, für deinen Verrat bezahlen, und ich werde mich persönlich um dich kümmern.«
    56
    In einem Halbkreis kamen die Engel auf Nathan zu. Die funkelnden Lichtpunkte ihrer Laserzielgeräte waren auf sein Gesicht, seinen Oberkörper gerichtet … Nathan ließ seinen Blick auf der Suche nach einem Fluchtweg durch die Kirche schweifen.
    Zur Tür zu gelangen schien unmöglich.
    Wenn er auch nur die Andeutung einer Fluchtbewegung
machte oder zu seiner Waffe griff, würden sie ihn erschießen.
    »Beweg dich ja nicht«, schrie Michael, als könnte er in seinen Gedanken lesen.
    Er war tot …
    Etwas jedoch irritierte ihn. Was hatte der Mönch damit gemeint, dass er sich persönlich um ihn kümmern wolle? Die Bilder der Entführung in Hammerfest, des Angriffs auf ihn in Paris tauchten wieder auf… Die Killer wählten die gleiche Strategie. Warum nahmen sie das Risiko auf sich, ihm auf die Pelle zu rücken, während sie ihn problemlos aus der Entfernung abknallen konnten? Diesmal war Nathan sich sicher, dass sie ihn lebendig wollten. Warum? Er wusste es nicht.
    Er ging rückwärts auf die Seitenwand zu. Der alte Mönch rührte sich nicht, sondern starrte ihn nur mit einem Blick an, aus dem tiefste Verachtung sprach. Die Killer kamen ihm immer näher. Diesmal hatte sein letztes Stündlein geschlagen.
    »Entwaffnet ihn!«, rief Michael.
    Sie wollten ihn lebendig … dieser Gedanke ließ ihn nicht los …
    Wenn er sich nicht irrte, gab es noch Hoffnung. Nathan ließ ein letztes Mal seinen Blick prüfend durch den Raum wandern. Rechter Hand entdeckte er ein riesiges, kreuzförmiges Kirchenfenster über dem Altarraum.
    Seine einzige Chance, heil herauszukommen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde begegnete er Michaels Blick, der sofort begriff, was geschehen würde.
    »ACHTUNG! ER WILL… FLIEHEN!«
    In diesem Augenblick stürzte Nathan nach vorn, prallte mit voller Wucht gegen einen der Männer und riss die Lesepulte um. Salven aus den MP5 prasselten durch den Raum und prallten von den Wänden, den Bodenplatten, den Säulen ab.
    »HALTET IHN AUF… LASST IHN NICHT…«
    Aber Nathan war bereits auf das Sanktuarium geklettert und
stand jetzt vor dem Kirchenfenster, in dem die goldenen Reflexe der Kerzen schimmerten. Mit einer herausfordernden Bewegung drehte er sich um und betrachtete Michaels abgespanntes Gesicht und die schwarzen Münder der Läufe, die auf ihn gerichtet waren.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben.
    Als die granatfarbenen Lichtkegel sich erneut auf seine Brust richteten, verbarg Nathan sein Gesicht in seinen Armen und warf sich gegen das Kreuz aus Licht …
    Die Glasfacetten zersplitterten mit einem gewaltigen Getöse. Tausende scharfer Splitter flogen durch die Luft und begleiteten Nathan in seinem Fall.
     
    Er schlug mit dem Rücken dumpf auf dem Boden auf. Der Aufprall hatte eine solche Wucht, dass der Schmerz sich in Wellen in seinem Körper ausbreitete.
    Als er die Augen öffnete, sah er die gestampfte Erde und die weißen Gebäude. Er war draußen, auf der Nordseite der Kirche. Völlig außer Atem gelang es ihm, sich zwischen den Glassplittern auf die Knie zu erheben. Er tastete sein Gesicht, seine Gliedmaßen ab … Es war nichts gebrochen. Nur seine Hände waren aufgeschürft, und er entdeckte einen Glassplitter in seinem Unterarm, den er mit einer ruckartigen Bewegung herauszog. Seine Angreifer würden jeden Augenblick auftauchen. Er stand auf und versuchte, klar zu denken. Die Killer waren zahlenmäßig im Vorteil. Wenn er hier blieb, wäre er ein leichtes Ziel. Er musste die Festung verlassen, seine einzige Chance war, zu den Grünstreifen zurückzukehren. Zu den Ufern des Nils.
     
    Noch immer war der Mond hinter den Wolken verborgen. Das würde ihm erlauben, sich ohne Deckung zu bewegen. Ohne Sternenlicht waren die Nachtsichtgeräte seiner Gegner praktisch nutzlos, aber er wusste, dass diese Galgenfrist, die der
Himmel ihm schenkte, nicht lange dauern würde. Sobald er die Bäume erreicht hatte, zog er sich in den Schatten zurück und lief zum Strand, von dem er gekommen war. Die dünne Wolkendecke hatte sich nach und nach aufgelöst, und er konnte jetzt deutlich die Konturen der Landschaft erkennen.
    Er ging ins Wasser hinein und bewegte sich am Ufer entlang, bis er auf ein Schlammloch stieß. Dort zog er seinen Pullover aus, tauchte seine Hände in den fetten Schlick und begann, seinen Körper, sein Gesicht, seine Kleider einzuschmieren. Auf diese Weise würde er die Nachtsichtgeräte
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