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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman
Autoren: Limes
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spürte als das Blut, das in seinen Adern pochte, dann strömte durch seine Handflächen, seine Augen, seinen Bauch eine Kraft in ihn hinein, die den Schmerz, das Verlangen, den Hass auslöschte …
    Und da wusste er Bescheid.
     
    Das Licht wurde immer strahlender, je länger sie fuhren. Der Wind wirbelte Staubwolken auf. Der Jeep holperte über die verbrannte Piste. In der Ferne konnten sie die ausgetrockneten
Wadis erkennen, in denen zerzauste Graskugeln im Wind segelten.
    Die Landschaft war, so weit das Auge reichte, ein vergessener Garten Eden, dessen einziger Spiegel der Himmel war. Eine Akazie mit krummen Ästen tauchte in der glühenden Hitze auf.
    Hier war es. Der Augenblick war gekommen.
    Rhoda bremste und hielt neben dem Baum. Sie stiegen aus dem Wagen und gingen zu Fuß in den schmalen Durchgang, der sich in einer schwindelerregenden dunklen Spalte öffnete. Der Schweiß rann über ihr Gesicht. Sie gingen gegen die Sonne. Die glühend heiße Luft verbrannte ihre Lungen. Sie kletterten hinauf. Als sie oben auf dem Hügel angekommen waren, gingen sie einen Pass entlang und dann einen Hang hinunter, der an eine Mondlandschaft erinnerte. Die Landschaft veränderte sich allmählich und öffnete sich auf graue Dünen, deren Kämme sich bewegten. Ohne müde zu werden, marschierten sie zwischen den funkelnden Feuersteinen und den scharfdornigen Büschen im Rhythmus des Sandes und der Steinchen, die unter ihren Schritten wegrutschten.
    Dann blieben sie stehen.
    Das Kloster des heiligen Markalaus war zwischen zwei Bergkämmen aufgetaucht, weiß, mit ockerfarbenen Flecken, in hellem Glanz erstrahlend. Sie hörten nur noch ihren Atem, der in der Ruhe vibrierte, und das Geräusch des Sandes, der in dünnen Strömen über die Rundung der Kuppeln und die dicken Mauern lief. Die einzige Tür aus genageltem Holz bildete einen Schattenmund, der sie anzog.
    Mit schwereren Schritten gingen sie weiter über den Schotter. Sie vermochten ihren Blick nicht mehr von der Festung zu lösen, die sich in den unendlich blauen, glühenden Himmel zu erheben schien. Hier hörten der Wind, das Tosen der Meere, das Gemurmel der Menschen auf. Hier begann die bestirnte Herrschaft der Nacht, der wirkliche Kampf, der des einsamen Herzens.

    Das war Nathans wahre Welt.
    Er gehörte zu dieser grenzenlosen Erde, dieser Erde der Stille, der Steine, des Sandes und der Sterne. Ein Ort der Wahrheit, wo die Sprache keine Gültigkeit mehr hat und die Lebenden nur Schatten sind, die Schritt für Schritt ihrem Tod entgegengehen.
    Die Tür öffnete sich, und die schwarze und stumme Gestalt eines Mönchs erschien. Die Haut seines Gesichts war dunkel und schimmerte kupfern. Er deutete ein Lächeln an, als wollte er sie einladen, zu ihm zu kommen.
    Aber diesmal ging Nathan allein weiter.
    Die junge Frau streckte ihre Hand aus, um ihn zurückzuhalten, denjenigen noch einmal zu berühren, der sie verließ, aber die Haut entglitt ihr bereits, wie Sand, der durch die Finger rinnt.
    Als er den ausgemergelten Schatten des Mönchs erreicht hatte, drehte Nathan sich um und verband wortlos ein letztes Mal seine Seele mit Rhodas Augen, smaragdgrünen Tränen, als wollte er ihr den Abdruck des Lebens, des freien Windes, einer längst vergangenen Zeit einprägen.

Danksagung
    Ich möchte all denen danken, die mir geholfen und mich beim Schreiben dieses Buches unterstützt haben: meinen Kindern Lila und Maé, Irina Karlukowska, Lidwine Boukié, Alain und Christiane Delafosse, Blaise Delafosse, Claude, Franklin und Tristan Azzi, Dominique Lattès, Domitille d’Orgeval, Jérôme und Agnès Samuel, Mathilde Guilbaud und Virgile Desurmont, Loïc J. Lamoureux, Hélène Darroze, Stéphanie und Stanislas Lequette, Virginie Luc und Jean-Christophe Grangé, Yifat Katiei, Éric Clogenson, Thierry Marro, Stéphane Rybojad, Christophe Merlin, Mariana Karlukowska, Dom, Marius und Greg, Patrick Hilbert, David Servan-Schreiber.
    Didace Nzigorohiro und Didier Kakunze für ihre Augenzeugenberichte über den Völkermord in Ruanda und Burundi.
    Dem Tropenmedizinischen Institut des Sanitätsdienstes der französischen Armee: Professor Jean-Paul Boutin, Leiter der Abteilung für öffentliches Gesundheitswesen, und Professor Hugues Tolou, Leiter der Einheit für Tropenvirologie, für ihre wertvollen Informationen über die Manipulationen von Viren und über ihre Erfahrungen in der humanitären Notfallmedizin. Der Presseabteilung des Verteidigungsministeriums, Chefarzt Christian Estripaud
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